- Dezember 27, 2021
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Sängerin IRYS im Interview über “Fang Mich”, Udo Lindenberg und die männerdominierte Musikbranche
Vor kurzem veröffentlichte die Sängerin IRYS ihre neuste Single „Fang Mich“ und überzeugte mit ihrer schrillen Art und tiefen Botschaften. Der Kampf gegen die männerdominierte Musikbranche, Klischees und Bodyshaming stehen genauso auf ihrer Abschussliste wie die erzwungene Sexualisierung als Frau. Wir haben die Sängerin mit russisch-marokkanischen Wurzeln nun zum Interview gebeten und mit ihr über den Beginn ihrer Karriere auf der Bühne mit Udo Lindenberg und ihre neuste Single „Fang Mich“ gesprochen.
„Fang Mich“ heißt deine aktuelle Single, die vor kurzem erschienen ist. Was bedeutet der Song für dich und was steckt dahinter?
IRYS: Der Song ist eigentlich eine komplette Beschreibung wie ich bin und denke. Es geht um eine absolut taffe, freche und selbstbewusste Frau, die sich keine Grenzen setzen lässt – auch wenn die Gesellschaft versucht, aus uns leise und langweilige Würmer zu machen.
Als Künstlerin bist du bunt, schrill und verrückt. Woher nimmst du die ganze Energie, die in deine Songs fließt?
IRYS: Ich bin von Natur aus energiegeladen und tanze aus der Reihe. Woher ich das alles nehme? Keine Ahnung. Aber ich glaube, entweder man ist so oder nicht. Ich bin jedenfalls froh so zu sein, denn ich mache jedem um mich herum gute Laune und Mut ohne Absicht oder es zu merken.
Als Kind hast du bereits mit Udo Lindenberg auf der Bühne gestanden. Was denkst du, würde Udo Lindenberg heute über deine Musik sagen?
IRYS: Wenn Udo Lindenberg mich jetzt mit meiner Musik sehen würde, wäre er bestimmt schockverliebt. Meine Musik und ich sind schrill, heiß und mutig – er würde es sicher feiern! Sowas gab es in Deutschland einfach noch nicht. Aber tadaa, jetzt bin ich hier.
Gibt es Künstler:innen oder Musiker:innen, die dich inspirieren?
IRYS: An sich inspiriert mich jede Frau, die sich in der Musikszene etwas traut und nicht auf Nummer sicher geht. Der 0815 Shit geht mir so auf die Nerven. Immer dieselben Themen und jeder kopiert den anderen. Einen Song wie meinen findest du weit und breit nicht und darauf bin ich stolz.
Mit deiner Musik hast du nicht nur der männerdominierten Musikbranche den Kampf angesagt, sondern auch Klischees und Bodyshaming. Was genau möchtest du deiner Community damit vermitteln?
IRYS: Ich denke, du musst weder einen Schwanz haben, noch Klicks kaufen und auch keine skinny Bitch mit Schönheits-Ops sein, damit du erfolgreich wirst! Jeder will dir sagen was das beste für dich ist und will dich verändern! Lass das niemals zu, sonst bist du auch nur noch eine weitere Kopie auf dem Markt.
Du bist in einem sehr konservativen Elternhaus aufgewachsen und unter anderem nach Berlin gezogen, um deine Homosexualität frei ausleben zu können. Inwiefern hat deine Kindheit dein Dasein als Künstlerin geprägt?
IRYS: Durch meine Kindheit bin ich heute so taff wie viele Männer gerne sein würden! Und das habe ich nur meiner Vergangenheit zu „verdanken“.
War deine Kindheit der Auslöser für deine rebellische Art, die du heute an den Tag legst?
IRYS: Auf jeden Fall. Ich war schon immer so, nur konnte ich es nicht zeigen. Und als ich es dann konnte, kamen 18 Jahre Charakter zurückhalten auf einmal raus. Und dann lässt du dir nichts mehr verbieten oder sagen!
Mit deinem Style legst du den Maßstab ziemlich hoch. Wie geht es jetzt für dich weiter? Hast du noch mehr Songs in der Pipeline?
IRYS: Es werden die brutalsten Power-Club-Songs kommen. Davon könnt ihr nichtmal träumen, haha! Und optisch lege ich immer eins drauf, für mich gibt es da keine Grenzen in keine Richtung! Der deutsche Musikmarkt ist grau und depressiv, doch jetzt bin ich da und bring Farbe rein.