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Angela Gräfin von Wallwitz

Was unterscheidet den Adel heute noch vom Rest der Bevölkerung? Seit 1919 im Zuge der Weimarer Verfassung die Vorrechte des Adels, und somit der Adel selbst, abgeschafft wurden, sind Titel nur noch Teil des Namens.

 

Für Angela Gräfin von Wallwitz (geborene Baroness von Feilitzsch) ist genau dieser Namenszusatz jedoch wichtiger Bestandteil ihrer Identität. "Mein Nachname beginnt formalrechtlich mit G, nicht mit W", erzählt die Kunsthändlerin. "Ich habe das Recht, diesen Namen zu tragen, aber es ist ein Name, wie jeder andere." Was sie ihrer Meinung nach unterscheidet, ist die Erziehung, die die gebürtige Baroness genoss. "Mit diesem Namen hat man eine Verpflichtung zur Tradition, genau wie ein Handwerksmeister oder ein Landwirt auch", so die Gräfin. Diese Tradition entstand im Mittelalter, durch das Rittertum. Durch gute Reichsverwaltung oder Beteiligung an Kreuzzügen hob man sich ab. In einer Zeit, in der man höchstens alle zehn Jahre seinen Regenten gegenüberstand, war Loyalität und Disziplin äußerst wichtig. Auch gegenüber seinen Untergebenen musste man sich stets korrekt verhalten, schließlich sollte es nicht zu einer Revolution kommen. "Es war eine strenge Form der Erziehung, die lehrte, in jeder Lebenslage die Verantwortung für sich und seine Untergebenen zu übernehmen und auch in schwierigen Situationen Haltung zu wahren", erzählt die geborene von Feilitzsch. Ihre Vorfahren stammen aus dem südlichen Teil Sachsens. Eine Linie spaltete sich nach Bayern ab. Ein Vorfahre der Gräfin war Innenminister unter König Ludwig II. und später stellte die Familie den ersten Polizeipräsidenten Münchens. Ihr Vater war der Erste, den es in die Welt der Kunst verschlug.

Bereits 1976, mit 21 Jahren, ging sie nach London um dort für das berühmte Auktionshaus Sotheby's zu arbeiten.Bereits in München war sie für das Haus tätig. "Traditionell bevorzugten die englischen Auktionshäuser Aristokraten, denn diese galten als verlässlich und waren auch in den entsprechenden Kundenkreisen unterwegs", erzählt sie. 20 Jahre arbeitete sie an der Themse und hatte sogar eine eigene Galerie. In London lernte sie ihren späteren Mann, Dr. Bars Graf von Wallwitz, kennen. "Für mich war es Liebe auf den ersten Blick. Wir hatten aufgrund unserer ähnlichen Erziehung direkt einen Draht zueinander", erinnert sich die Kunstexpertin. Bei der Hochzeit stieg sie sozusagen im Rang auf: Von der Baroness zur Gräfin. Heute ist sie IHK Sachverständige für Porzellan, Fayencen und italienische Majolika und berät beim An- und Verkauf von dreidimensionaler alter Kunst.