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Routinen helfen

Schlafstörungen haben nicht nur nur physiologische Ursachen. Dr. med. Frank Pillmann,Leiter des Schlaflabors an der Psychiatrischen Universitätsklinik der Martin Luther Universität in Halle/Saale, erklärt den Zusammenhang zwischen Psychologie und Schlafstörungen und warum die interdisziplinäre Zusammenarbeit in der Schlafmedizin so wichtig ist.

 

 

Wie wichtig ist für sie der Austausch mit Fachkollegen bei einem Kongress wie diesem? 

Pillmann: Schlafmediziner arbeiten in der Regel sehr isoliert, sie sind an ihren Wirkungsstätten meist die einzigen Vertreter ihres Fachs. Deshalb ist ein solcher Kongress sehr wichtig, um sich austauschen zu können. 

 

Gibt es bei dem Kongress nur Schlafmediziner? 

Pillmann: Zu dem Kongress kommen Vertreter aus ganz verschiedenen Gruppen. Hier fi ndet man alle, die sich mit dem Thema Schlaf beschäftigen. Neben den Ärzten sind hier auch Ingenieure, Naturwissenschaftler und Pflegekräfte. Die Schlafmedizin ist interdisziplinär. 

 

Wie klappt die interdisziplinäre Zusammenarbeit? 

Pillmann: Die Schlafmedizin hat, was diesen Aspekt angeht, eine Voreiterrolle. Natürlich gibt es auch bei uns eine gewisse wissenschaftliche Konkurrenz. Aber in der Schlafmedizin ist es Grundvoraussetzung, dass die unterschiedlichen Fachbereiche zusammenarbeiten. Anders würde es auch nicht funktionieren. 


Gibt es keine gegeneinander strebende Interessen, beispielsweise zwischen Internisten und Chirurgen? 

Pillmann: Die Schlafmediziner sind in einer wissenschaftlichen Fachgesellschaft organisiert. Dort gibt es sicher Konkurrenz zwischen unterschiedlichen Fachgruppen, die verschiedene Therapieansätze entwickeln. Es geht aber nicht darum, ob sich ein Ansatz durchsetzt, sondern darum, mit wissenschaftlichen Methoden herauszufinden, was für die Patienten am besten ist. Auf Kongressen wird auch gestritten. Aber es geht darum, festzustellen wer die besseren Argumente hat. 

 

Gibt es Bereiche, in denen es besonders viel Klärungsbedarf gibt? 

Pillmann: In der Tat muss noch viel geforscht werden. Besonders im Bereich der Atemwegsstörungen gibt es noch viele offene Fragen. Inzwischen gibt relativ gute, technische Möglichkeiten, Beatmungsbehandlungen durchzuführen. Allerdings gibt es noch zu wenige Erkenntnisse, welchen Patienten diese am besten helfen. Auch bei Schlafstörungen die neurologisch und psychiatrisch bedingt sind, gibt es noch viele offene Fragen. 

 

Wie hängen Psychologie und Schlafmedizin zusammen? 

Pillmann: Fast jeder hatte schon bei Sorgen oder Stress vorübergehende Schlafstörungen. Ein gutes Beispiel ist ein wichtiger Termin am nächsten Tag. Wenn man sich extra deswegen vornimmt, eher schlafen zu gehen, dann klappt das in den seltensten Fällen. Diese reaktiven Schlafstörungen sind nicht bedenklich und gehen vorüber. Aber sie zeigen, dass psychologische Faktoren den Schlaf beeinflussen. Bei zwei bis vier Prozent der Deutschen sind solche Schlafstörungen aber chronisch und nicht durch einzelne Ereignisse zur erklären. In diesen Fällen können andere psychologische Ursachen der Auslöser sein. 

 

Kann man diese Schlafstörungen nicht einfach medikamentös behandeln? 

Pillmann: Auf diesem Kongress wird eine überarbeitete Leitlinie vorgestellt, wie Insomnie, also Schlafstörungen, zu behandeln ist. Eine gravierende Änderung ist, dass die Leitlinie empfiehlt zu erst verhaltenstherapeutische Methoden anzuwenden. Medikamente sind erst der zweite Schritt. 


Welche Tipps hat denn der Psychologe für einen guten Schlaf? 

Pillmann: Sehr wichtig sind Routinen. Man sollte feste Zubettgeh- und Aufstehzeiten haben. Auch ein festes Schlafritual ist hilfreich und kann den Schlaf fördern. 

 

Können Sie gut schlafen? 

Pillmann: In der Regel schon. Aber ich kenne die angesprochenen Effekte. Wenn wichtige Dinge anstehen, schlafe ich auch schlecht. Ich versuche einfach, dass zu ertragen und wieder in meinen Rhythmus zu kommen.