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Nicht nur dicke alte Männer sind betroffen

Dr. Wolfgang Randelshofer ist niedergelassener Internist, Pneumologeund Schlafmediziner. Im Interview erklärt er, wie man erkennt, dass mannächtliche Atemaussetzer hat und welche Risiken sie mit sich bringen.

 

Was sind die aktuellen Themen in Ihrem Fachbereich, worüber informieren Sie sich beim Schlafkongress? 

Randelshofer: Die Technologie spielt in der Schlafmedizin eine ganz wichtige Rolle. Vor allem in meinem Fachbereich müssen sehr viele Indikatoren gemessen werden. Für mich sind Neuerungen in der drahtlosen Messtechnik besonders interessant. Aktuell sind die Patienten im Schlafl abor an sehr viele Kabel angeschlossen, was die Bewegungsfreiheit einschränkt. 

 

Gibt es auch im therapeutischen Bereich technische Weiterentwicklungen? 

Randelshofer: Technik ist besonders bei der Behandlung von Schlafapnoe wichtig. Die Patienten mit Atemaussetzern bekommen für die Nacht Beatmungsmasken. Bei diesen Geräten gibt es große Fortschritte. Bei einem solchen Kongress kann man sich außerdem sehr gut über neue Medikamente informieren. 

 

Welche Fachbereiche umfasst die Schlafmedizin? 

Randelshofer: Psychologen, Neurologen, HNO-Ärzte, Pneumologen, Schlafprobleme gibt es auch bei Kindern. Dementsprechend ist die Schlafmedizin auch für Kinderärzte relevant. 

 

Wie klappt die Zusammenarbeit zwischen den Fachbereichen? 

Randelshofer: Das ist ein typisches Problem der Medizin. Jeder denkt, sein Fachgebiet ist das allerwichtigste. Der Zweck von Kongressen ist auch, die Kommunikation zwischen den Fachbereichen zu fördern und sie zu verknüpfen. Der interdisziplinäre Ansatz ist immens wichtig. 

 

Ein Vorurteil ist, dass vor allem übergewichtige Männer im fortgeschrittenem Alter an Schlafapnoe leiden. Können Sie das bestätigen? 

Randelshofer: Das ist ein Gerücht. Richtig ist, dass sie natürlich zu einer besonderen Risikogruppe gehören. Aber Schlafapnoe gibt es auch oft bei Frauen, besonders nach den Wechseljahren. Ihr Körperbau verändert sich. Die Atemwege werden enger. Auch Kinder können betroffen sein. Bei ihnen wird die Schlafapnoe oft durch geschwollene Mandeln hervorgerufen. Das lässt sich aber, anders als bei als Erwachsenen, sehr gut operativ beheben. 

 

Viele Betroffene wissen gar nicht, dass Sie während des Schlafes Atemaussetzer haben. Wie gefährlich ist eine Schlafapnoe? 

Randelshofer: Es kann gravierende Folgen geben. In schweren Fällen steigt das Risiko für Schlaganfälle, Herzinfarkt und Herzrhythmusstörungen. Auch die Unfallgefahr durch Müdigkeit im Straßenverkehr steigt. 

 

Von den nächtlichen Atemaussetzern bekommen Betroffene im Schlaf nichts mit. Auf welche Symptome muss man achten?

 Randelshofer: Ständiges Aufwachen kombiniert mit Atemnot sind ein Indiz. Ein fast sicheres Zeichen für eine Schlafapnoe ist, wenn der Blutdruck nachts höher ist als am Tag. Auch ständige Müdigkeit und Konzentrationsstörungen können auf eine Schlafapnoe hinweisen. Allein feststellen können die Betroffenen das nur schwer, in 90 Prozent aller Fälle werden sie vom Lebenspartner zum Arzt geschickt.