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Prof. Dr. med. Andreas Werner

Prof. Dr. med. Andreas Werner ist Chefarzt der Klinik für Gynäkologie und Geburtshilfe am Diakonissenkrankenhaus Dresden und stellvertretender Leiter des Regionalen Brustzentrums Dresden.

Wie sehen Sie die Zukunft Ihres Fachbereichs?

Wir als Gynäkologen am Diakonissenkrankenhaus Dresden konzentrieren uns bereits heute auf die Behandlung von Krebspatientinnen und Frauen mit Beckenbodenproblemen. Diese Tendenz wird sich fortsetzen.

Wer ist Ihr Patient der Zukunft?
Zunehmend Patientinnen mit Brust- und Unterleibskrebs sowie Senkungs- und Inkontinenzproblemen.

Welche (technischen) Entwicklungen sind zu erwarten?
Durch molekularbiologische Untersuchungen (Diagnostik auf Grundlage von Gentests) und monoklonale (im Labor hergestellte) Antikörper werden wir Krebserkrankungen immer besser differenzieren können. Die genauere Charakterisierung des Gewebes ermöglicht immer mehr maßgeschneiderte Behandlungsverfahren.

Welche neuen Diagnose- und Behandlungsmöglichkeiten wird es geben?

Neben immer schonenderen und moderneren minimal-invasiven Eingriffen - zum Beispiel auch mit Hilfe der 3D-Laparoskopie, bei der Kameras während des Eingriffes ein dreidimensionales Bild vom Körperinneren erzeugen - wird die Roboterchirurgie an Bedeutung gewinnen.

Welche Erfolge bringt die Forschung nach neuen Medikamenten?
Medikamente, wie Antikörper oder sogenannte "small molecules" (niedermolekulare Verbindungen), können an der Zelloberfläche wirken, aufgrund ihrer geringen Größe aber auch in Zellen eindringen und dort das Zellwachstum beziehungsweise den Zelltod beeinflussen.

Wird es auch in Zukunft genug gut ausgebildete Fachärzte in Ihrem Fachgebiet geben?

Junge Mediziner sind heute an einer guten Ausbildung, aber auch einem ausgewogenen Verhältnis zwischen Berufs- und Privatleben interessiert. Für unser Fachgebiet zeichnet sich ein Missverhältnis zwischen Angebot und Nachfrage ab.

Wird sich an der Ausbildung etwas ändern?

Die neuen Erkenntnisse und der medizinische Fortschritt werden eine noch frühere Spezialisierung, bereits im Studium und der Facharztausbildung, mit sich bringen.

Verändert sich die Frauen-Männer-Quote in Ihrem Fachgebiet?

Der Frauenanteil wird weiter wachsen. Im Bereich Gynäkologie und Geburtshilfe haben wir bereits heute einen Frauenanteil von über 75 Prozent.

Welche Entwicklungen in Sachen Finanzierung sehen Sie?
Aufgrund des demographischen Wandels werden immer weniger junge Menschen für immer mehr Ältere aufkommen müssen. Das bedeutet, die Mittel bleiben knapp. Bei der Mittelverteilung wird man darauf achten müssen, dass Gehälter von Ärzten und Pflegekräften nicht so unattraktiv werden, dass sich das Engagement für sie nicht mehr lohnt.

Was würden Sie sich für die Zukunft wünschen?
Gute Kooperationen zwischen den verschiedenen Leistungserbringern, auch zwischen den medizinischen Zentren, sowie eine gemeinsame Nutzung der knappen Ressourcen.