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Dr. med. Axel Klein

Dr. med. Axel Klein ist Facharzt für Orthopädie und Sportmedizin

 

Wie sehen Sie die Zukunft Ihres Fachbereichs?

Patientenzahlen oder die Beschwerdevielfalt werden sich vermutlich nicht wesentlich verändern, da sowohl Sportverletzungen und Überlastungsbeschwerden, aber auch degenerative Probleme einen großen Raum einnehmen werden. Aufgrund der Demographie wird der Anteil hochbetagter Patienten weiter zunehmen. Schön wäre es, wenn wirklich bedürftige Patienten mit mehr Zeit bedacht werden könnten. Das geht aber nur bei angemessener Vergütung, einer flächendeckenden hausärtzlichen Betreuung und der Eigenverantwortung des Patienten.

 

Wer ist Ihr Patient der Zukunft?

Da wir Menschen nicht standardisiert werden können, wird es nie ein einheitliches Patientenbild geben. Der Patient der Zukunft wird aber anspruchsvoller aufgrund medialer Vorbildung und höheren Ansprüchen an die eigene Aktivität werden.

 

Welche (technischen) Entwicklungen sind zu erwarten?

Verbesserte bildgebende Darstellung von Körperregionen (3D im MRT ). Individiuelle Krankheitsmarker über Genteste. Aus meiner Sicht wäre nicht die Entwicklung immer neuer Testmethoden wichtig. Die sprechende Medizin müsste höher gewertet werden; die Therapie müsste anhand einer realistischen Kosten- Nutzen-Relation im Vordergrund stehen. Meistens werden Patienten jedoch nur bis in den letzten Winkel ausdiagnostiziert und dann ohne therapeutische Konsequenz stehen gelassen.

 

Welche neuen Diagnose- und Behandlungsmöglichkeiten wird es geben?

Individualisierte Medikamente, Knorpelregeneration, Gewebeersatz (Nerven, Muskeln)

 

Welche Erfolge bringt die Forschung nach neuen Medikamenten?

Medikamente müssten entsprechend individualisierter Patientenreaktionen (Enzymausstattung, Genveranlagung) gezielter wirken, dadurch Dosisanpassung und vorhersehbare Wirkung möglich.

 

Wird es auch in Zukunft genug gut ausgebildete Fachärzte in Ihrem Fachgebiet geben?

Aufgrund der Zusammenlegung der Fachgebiete Orthopädie und Unfallchirurgie werden die konservativen Inhalte bei derzeitigen operativ ausgerichteten Ausbildungsinhalten an den Kliniken m.E. vernachlässigt. Die Angebote an junge Kollegen, in der ambulanten Praxis zu lernen und zu arbeiten, sind da, werden jedoch aufgrund schwieriger Ausbildungsbestimmungen und Honorarvorstellungen kaum angenommen.

 

Wird sich an der Ausbildung etwas ändern?

Es muss sich etwas ändern, da besonders in einem Fachgebiet mit breitem konservativen und operativen Spektrum nicht nur hochspezialiserte Kollegen arbeiten können, sondern an der Basis auch Generalisten (Fachärzte) arbeiten müssen.

 

Verändert sich die Frauen-Männer-Quote in Ihrem Fachgebiet?

Die Quote sportlich aktiver Frauen steigt tendenziell, Frauen lassen Beschwerden eher abklären, wobei mit einer wesentlichen Verschiebung der Männer-Frauen-Quote nicht zu rechnen ist.

 

Welche Entwicklungen in Sachen Finanzierung sehen Sie?

Solange in der Politik das fast unbegrenzte Leistungsversprechen und die ständige Ausweitung von Leistungen bei gleichbleibender Bezahlung die Leistung von Ärzten entwertet, wird sich am System nichts ändern. Das Bewusstsein, dass Gesundheit primär in der Verantwortung jedes Einzelnen liegt, müsste gefördert werden.

 

Was würden Sie sich für die Zukunft wünschen?

Eine gute Zusammenarbeit unter Haus- und Fachärzten ohne Gebietshierarchien. Krankenhäuser sollten adäquat finanziell ausgestattet werden und nicht als Profitunternehmen geführt werden. Die Vergütung ärztlicher Leistung sollte jährlich der Morbiditätsentwicklung und nicht der Lohnentwicklung angepasst werden. Wünschenswert wäre die bessere hausärztliche Führung von Patienten, damit bei Notwendigkeit die fachärztliche Diagnostik und Behandlung zeitnah erfolgen kann