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Carl und Anna-Maria Schelle von Goldschmiede C. Schelle, Radeberg

Planen Sie Ihren Rückzug aus dem Familienbetrieb bereits konkret? Carl Schelle: Wir sind zurzeit schon im Übergabeprozess, allerdings geht meine Frau erst 2020 in Rente und bis dahin werde ich auch noch im Unternehmen tätig sein.

 

War Ihnen schon immer klar, dass die Goldschmiede ein Familienbetrieb bleiben wird? Schelle: Ja, im Grunde schon. Das Unternehmen bedeutet mir viel und ich möchte, dass es in der übernächsten Generation wenigstens noch in Familienhand ist.

 

Fällt es Ihnen schwer, loszulassen und die Verantwortung abzugeben? Schelle: Nein, überhaupt nicht. Ich habe vollstes Vertrauen in meine Tochter. Allerdings trägt meine Schwiegertochter ebenso viel Verantwortung. Sie möchte ich da genau erwähnt wissen.

 

Was haben Sie für Erwartungen an Ihre Tochter? Schelle: Dass sie das Unternehmen genauso wie bisher weiter führt, auch wenn sie neue, andere Wege beschreitet. Sie hat eine Designerausbildung absolviert und legt viel Wert auf modernes Marketing. Demgegenüber steht das alte, traditionelle Goldschmiedehandwerk.

 

Gibt es manchmal Konfliktpotenzial? Schelle: Ja, das ist natürlich immer vorhanden, wenn Tradition und Moderne aufeinandertreffen, aber meistens sind wir uns einig und finden einen erfolgreichen Mittelweg. Die unterschiedlichen Richtungen spiegeln sich auch in unserem Schmuck wider.

 

Wie teilen sich Tochter und Schwiegertochter ihre Aufgabengebiete auf? Schelle: Meine Tochter ist die Moderne. Sie kreiert eher spartanischen Schmuck, der trotzdem exakt gearbeitet und sehr schön ist. Außerdem ist sie für das Marketing zuständig. Meine Schwiegertochter kümmert sich gezielt um Kundenwünsche und fertigt eigene Kollektionen an, beispielsweise mit Naturmaterialien oder Holzabdrücken. Sie achtet auf die Tradition und ist tätig in der Fertigung.