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Ein Leben jenseits der Komfortzone
Der leidenschaftliche Naturfotograf und Umweltschützer Markus Mauthe hat die Welt bereist. Für sein Projekt „Naturwunder Erde“ hängte er sich vierzehn Mal die Fotoausrüstung um und hat die Schönheit der Erde eingefangen.
Mit seinen Fotos, entstanden auf sechs Kontinenten, formulierter eine Liebeserklärung an die Erde. Das Ergebnis: die Multimedia-Reportage „Naturwunder Erde“. Diese zeigt er im Auftrag der Umweltschutzorganisation Greenpeace innerhalb von 3 Jahren rund 300 Mal in Deutschland. Markus Mauthe gilt heute als ein Profi unter den Naturfotografen, der mit Herzblut bei der Sache ist. Sein Job ist „mehr eine Berufung als ein Beruf“, so sagt er es selbst. Für das perfekte Foto ist ihm kein Berg zu hoch, kein Wasser zu tief, kein Dschungel zu dicht. Er ist derjenige, der bleibt, wenn andere gehen und seine Bedürfnisse zurücksteckt, wenn es um das perfekte Foto geht. Heraus kommen atemberaubende Bilder von Orten, wo sich teilweise noch kein Fotograf hingetraut hat. Wir haben ihn zu seinem Leben „Jenseits der Komfortzone“ befragt. Er erzählt warum er so viele Strapazen, ein Nomaden-Leben und Verzicht auf sich nimmt und wie man ein glückliches Leben führt.
Sie sind Naturfotograf. Wie kamen sie zu diesem Job?
Ich liebe die Fotografie, ich liebe die Natur und ich liebe es, zu reisen. Mit meinem Beruf kann ich alles verbinden. Das empfinde ich als großes Glück. Ich erfülle mir damit meine eigenen Sehnsüchte und Träume und bin jeden Tag dankbar dafür. Es ist meine Leidenschaft, mein Traum, den ich mir endlich erfüllen konnte. Und ich kann auch noch davon leben. Deswegen würde ich sagen, es ist mehr eine Berufung als ein Beruf.
Was haben Sie gelernt?
Alles ist eine Erfahrung. Auch die Dinge, die auf den ersten Blick zunächst negativ erscheinen. Zum Beispiel die vielen Strapazen oder Anstrengungen, die ich teilweise überwinden muss, sei es eine Woche lang im Tarnzelt zu warten, um ein Foto von den scheuen Gazellen in der Mongolei zu machen oder mit 20 Kilo Gepäck innerhalb von zwei Wochen 5000 Meter einen Bergauf- und abzusteigen. Im Rückblick scheinen oft auch die anstrengenden Phasen als eine neu entdeckte Fähigkeit bei einem selbst. Ich erinnere mich z.B. an meine für mich anstrengendste Tour, als ich mich mit offenen Wunden an Füßen und Beinen länger als zwei Wochen durch den Dschungel gekämpft habe. Rückblickend kann ich stolz sagen, dass ich ein gewisses Durchhaltevermögen und einen sehr starken Willen habe.
Sie gelten als Jemand, der immer einen Schritt weiter geht und den Mut hat, seine Ängste für das perfekte Motiv und für Ihre Träume zu überwinden.
Als ich über das Konzept zu „Naturwunder Erde“ nachgedacht habe, war mir von Anfang an klar, dass ich keine fotografische Hommage über unseren Planeten umsetzen kann, wenn ich das Element Wasser ausspare. Immerhin sind 70 Prozent unserer Welt mit Ozeanen überzogen, und diese sind die artenreichsten Ökosysteme überhaupt. Leider habe ich großen Respekt vor Wasser und war mir unsicher, ob ich in der Lage sein könnte, diese Wasserscheue zu überwinden.
Hat es geklappt?
Ich habe allen Mut zusammengenommen und einen Tauchkurs gemacht. Bei 8 Grad Wassertemperatur habe ich dann die Unterwasserwelt Palaus fotografiert und wunderschöne Fotos von einem Walhai, Quallen und einem Schwarm Barrakudas gemacht. Ich bin selbst davon beeindruckt, diese mit meiner persönlichen leicht angstbesetzten Vorgeschichte fotografiert haben zu können. Das ist ein Beispiel von vielen. Das hört sich für manche bestimmt nicht sehr mutig an. Jeder Mensch hat eben unterschiedliche Grenzen.
Warum muss man denn überhaupt seine Grenzen überwinden?
Ich glaube, dass das Glück jenseits der eigenen Komfortzone liegt. Für mich heißt das für mein Leben, immer wieder Grenzen auszutesten. Das bedeutet eigene Grenzen zu überschreiten, was oft mit einem hohen Einsatz – mental als auch körperlich– verbunden ist. Man kann oft viel mehr machen als man denkt. Es ist aber immer wieder ein Austarieren, wie weit ich selbst gehe. Es geht auch darum, Grenzen zu respektieren. Ich vertraue da komplett meinem Bauchgefühl. Denn im Großen und Ganzen geht es auch darum, wieder gesund von einer Reise zurückzukehren.
Wie glücklich sind Sie?
Momentan bin ich sehr glücklich, weil ich das Leben leben darf, das ich möchte. Ich lebe meinen Traum. Mein Leben definiert sich über das, was ich während der Fotografie erleben darf. So wie sich andere über ihren Urlaub freuen, freue ich mich auf die Fotoproduktionen: Wandern, frische Luft, Fotografieren, Natur. Wenn ich auf die Täler und die unberührte Natur schaue, dann bin ich angekommen. Das ist mein Mittelpunkt. Das ist auch der Grund, warum ich so viele Multivisionsshows in Deutschland halte. Ich möchte den Menschen die Orte zeigen, die Grundlage unseres Lebens auf der Erde sind. Denn alles hängt irgendwie zusammen. Die Savanne mit dem Regenwald und der Regenwald mit der Wüste. Das möchte ich erklären.
Inwiefern ist Geld für Sie wichtig?
Am Ende meines Lebens will ich nicht als reicher Mann sterben, ich möchte reich gelebt haben. Ich genieße jeden Tag, jedes Jahr, in denen ich das tun kann, was ich gerade tue. Ich bin sehr dankbar dafür. Ich glaube, der Hauptfehler des Menschen ist, dass sie sparen und knauserig sind, um etwas zu besitzen. Wenn sie alt sind, sind sie jedoch verlebt, so dass sie gar nicht wissen, was sie damit anfangen können.
Was ist Ihnen das Wichtigste im Leben?
Das Wichtigste ist die Gesundheit und dass es den Menschen gut geht, die ich liebe. Meine Familie, mein Sohn, meine Freundin, meine Freunde. Ansonsten ist mir schon am wichtigsten, dass ich gesund bleibe, um meinen Job machen zu dürfen, um weiter neugierig bleiben zu dürfen und um weiter das tun zu können, was ich tue. Alles Tun basiert auf einem gesunden Körper.
Was ist Ihr Lebensmotto?
Glaube an Dich selbst. Verfolge Deinen Traum und mach weiter, wenn es mal anstrengend wird. Steh wieder auf, wenn Du hinfällst. Das Glück liegt jenseits der Komfortzone.
Was würden Sie anderen Menschen raten?
Lasst Eure Träume zu, versucht, sie umzusetzen und glaubt an Eure Ideen! Und wichtig ist auch, nicht zu schnell die Hoffnung zu verlieren. Denn es ist auch harte Arbeit und man muss an dieser einen Sache dran bleiben. Ich glaube leider, das ist der Knackpunkt bei vielen. Sie haben zu wenig Ausdauer. Wenn man was werden will, dannmuss man da mit Leidenschaft rangehen, und man muss sagen: Ich kann das, ich willdas, ich mach das. Mittelmaß schadet da in jeglicher Weise.
Es gibt auch Menschen, die nicht den großen Traum haben. Können die auch glücklich werden?
Nicht in dem Maße. Es kann äußerst bereichernd sein, sich mit dem Wagnis und dem Risiko bedingt durch das Überschreiten der eigenen Komfortgrenze auseinanderzusetzen. Ich möchte hier betonen, dass jeder Mensch seine eigene Grenze hat. Das muss nicht heißen, aus dem Flugzeug zu springen. Es geht darum, seine Bequemlichkeit abzulegen, Mut zu haben, etwas anders zu machen oder auch, sich seinen Ängsten zu stellen.
Was treibt Sie an? Was möchten Sie mit Ihrer Arbeit erreichen?
Ich sehe, was auf der Welt schief läuft. Ich möchte mit meiner Arbeit darauf aufmerksam machen. Gleichzeitig zeige ich, dass es sich lohnt, für unseren wunderschönen Planeten zu kämpfen, um die Schönheit und Vielfalt der Natur zu erhalten.
Welche Reise hat Sie am meisten berührt?
Ich war beeindruckt von Patagonien. Hinter den beiden markanten Bergen, dem Fitz Roy und dem Cerro Torre, an der Grenze zwischen Argentinien und Chile liegt die größte Eisfläche außerhalb der Arktis und Antarktis. In diesem eisigen Weiß gibt es keine Spuren des Menschen, keine Lichter, keine Luftverschmutzung. Hier erlebt man die Erde noch pur. Wir waren genau bei Vollmond dort und das war eines der Highlights in meinem Leben: Dabei zu sein, wenn der Mond dort aufgeht und die Spitze der Berge bescheint, das war gewaltig.
Und was sollen Ihre Reportagen bewirken?
Wir leben in einer Zeit, in der sich unsere Gesellschaft immer weiter von unserem natürlichen Ursprung als Teil der Natur entfernt. Ich möchte versuchen, bei so vielen Menschen wie möglich die Begeisterung für die Natur zu wecken oder auch wach zu halten. Inhaltlich unterscheidet sich die Show insofern, dass ich mich nicht auf ein bestimmten Teil eines Ökosystems fokussiere. Meine Idee ist es, den Menschen einmal das große Ganze zu zeigen: das Zusammenwirken der unterschiedlichen Naturlandschaften. Die Vielfalt dieser Lebensräume ist immens und ich möchte davon erzählen, wie perfekt diese miteinander verbunden sind und als Einheit die Lebensbedingungen auf unserem Planeten bestimmt.