• November 10, 2022
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Was ist für Sie Erfolg?

Schatz: Erfolg hat für mich viel mit Harmonie zu tun. Ich entscheide viel aus dem Bauch heraus. Ich strebe einen Ausgleich von Interessen an. Das ist in meinem Berufsfeld das Mittel zum Erfolg. Ich muss Personen zusammenführen, die unterschiedliche Vorstellungen haben und dort als Moderator bzw. Makler agieren. Erfolg bekommt derjenige, der dies berücksichtigt.

Wie machen Sie das?

Schatz: Eigentlich sprechen wir ja nur Empfehlungen aus. Wir raten dem Verkäufer, den Preis nicht zu übertreiben und dem Käufer, sich am Markt zu orientieren.

Lässt sich dieser Grundsatz auch auf das Leben generell übertragen?

Schatz: Definitiv. Ich glaube, Immobilie zu vermitteln, ist wie jeder andere Kompromiss. Ein Beispiel: man geht essen und muss sich zwischen zwei Gerichten entscheiden. Nimmt man das günstigere oder das wohlschmeckendere? Genauso ist es bei Immobilien. Kann ich mir ein schickes Haus leisten oder ist es vernünftiger, ein Haus zu erwerben, das man auch wirtschaftlich tragen kann?

Wie stehen Sie denn selbst dazu? Darf man auch mal übertreiben oder sollte man immer vernünftig sein?

Schatz: Man braucht einen guten Mittelweg. Die Basis sollte die Vernunft sein, aber man darf sich auch belohnen und mal unvernünftig sein, ein Risiko eingehen. Man muss auf jeden Fall Initiative zeigen um voran zu kommen. Wenn man immer darauf wartet, dass einem andere helfen, da man lieber auf Nummer sicher geht, ist man kein guter Unternehmer.

Darf man sich im Leben trotzdem ab und zu helfen lassen?

Schatz: Man kann Hilfe einfordern, aber man darf nicht darauf warten. Man muss noch seine eigene Persönlichkeit einbringen können, um den roten Faden zu spinnen. Man kann diesen Faden verlassen, aber sollte ihn immer wieder finden. Das ist wichtig, damit man nicht verloren geht. Und es ist wichtig, dass man für sich einen Lebensmittelpunkt findet, um seine Ziele nicht zu verlieren.

Sie sind schon ein kleiner Philosoph, oder?

Schatz: Ja, aber genau das wollen die Leute hören. Im Privatkundengespräch muss man ihnen zuhören und auf sie eingehen. Anschließend lässt sich sagen, was die Kunden eigentlich wollen. Was will der Verkäufer? Warum verkauft er? Wer kauft? Eine Familie oder eine Einzelperson? Ist es Image? Ist es Prestige? Ist es Bedürfnis? Was ist es wirklich?

Sollte man immer versuchen das zu erkennen?

Schatz: Ein guter Verkäufer sollte das definitiv. Erst dann kann er dem Kunden genau das vermitteln, was er wirklich braucht. Das Ziel ist, den Bereuungseffekt zu vermeiden. Wenn der Kunde nach dem Unterschreiben feststellt, dass er das aus einer Motivation heraus getan hat, die eigentlich gar nicht seinem Inneren entspricht, hat man einen Fehler gemacht.

Lässt sich das auch auf andere Entscheidungsprozesse anwenden?

Schatz: Es ist nützlich. Wir bewegen uns in einer Preisklasse, wo man schon sehr ernsthaft  über die richtige Auswahl nachdenken sollte und Nebenleistungen oder Kosten, die entstehen bedenkt. Man sieht nur das Produkt - das schöne neue Auto - hat jedoch noch nicht geprüft was die Versicherung kostet. Und genau so ist das mit Immobilien. Man muss auch mal Nein sagen.

Können Sie das selbst?

Schatz: Nicht immer. Das Nein sagen ist das Bemessen an Bedürfnissen. Ob man tatsächlich den Bedarf für sich oder für andere erkennt.

Sind Sie auch manchmal unvernünftig?

Schatz: Jawohl.

Bereuen Sie das hinterher?

Schatz: Eigentlich nicht. Manchmal trifft man Entscheidungen kaufmännisch und manchmal emotional. Für mich ist das Wohlfühlen sehr wichtig. Ich bin ein Familienmensch, ich brauche Personen, denen ich etwas geben kann. Ob das eine Person ist, ein Unternehmen oder Freunde. Man sollte sich immer einbringen, helfend, aber nicht bestimmend. Das ist wichtig für die eigene Balance.

Ist Ihnen die Dankbarkeit der anderen wichtig?

Schatz: Nicht unbedingt. Manchmal ist es vielleicht ganz gut, wenn der andere gar nicht weiß, dass ihm geholfen wurde. Es gibt Personen, die wollen sich nicht helfen lassen, sondern mit dem Kopf durch die Wand. Da ist es gut, wenn man die Wand ein bisschen abpolstert.

Polstern Sie ab?

Schatz: Ich versuche das, ja. Immer gelingt es natürlich nicht.

Haben Sie auch Jemanden, der für Sie polstert?

Schatz: Es passen schon ein paar Menschen auf mich auf.

Haben Sie diese Menschen bewusst gesucht?

Schatz: Nein, das ergibt sich. Es sind nicht immer dieselben Personen. Man sollte für jeden Hinweis dankbar sein, auch wenn dieser von fremden Menschen kommt.

Heißt das, Kritik ist etwas Positives?

Schatz: Kritik ist nicht immer positiv. Die Frage ist, aus welchem Beweggrund Kritik geübt wird?  Ob der, der Kritik übt, besser gestellt wird durch diese Aussage. Oder ob die Kritik eine ist die tatsächlich mit der Person zusammen hängt, die kritisiert worden ist und die daraus lernen kann.

Ärgern Sie sich über ungerechte Kritik?

Schatz: Ja. Ich glaube das ist menschlich.

Wie gehen Sie damit um?

Schatz: Ich mache das meistens mit mir aus. Ich bin ein `Reinfresser`.

Ist das eine gute Eigenschaft?

Schatz: Durchaus. Ich glaube, man muss nicht immer alles ausbreiten. Oftmals wird eine Situation falsch interpretiert und falsch verstanden. Wenn Jemand verletzt ist, sollte man ihm Ruhe geben.

Reagieren Sie als Chef manchmal impulsiv?

Schatz: Ich versuche, ruhig zu bleiben. Natürlich funktioniert das nicht immer. In solchen Momenten muss man dazu stehen und seinen Fehler einsehen. Vor allem sollte man immer ein Gespräch unter vier Augen suchen, wenn es Probleme gibt und diese nicht in großer Runde austragen.

Sind Sie selbstkritisch?

Schatz: Ja. Selbstkritik sollte Jeder für sich lernen, aber ich glaube, der Impuls dafür kommt von außen. Positive Kritik zu erkennen ist wichtig, sei es auch nur ein kleiner Hinweis. Viele Menschen verstehen Kritik als Makel. Jedoch kann durch Hinweise gut geholfen werden.

Was haben Sie vom Leben gelernt?

Schatz: Dass die Prioritäten sich über die Zeit verschieben. Ich werde demnächst zum vierten Mal Opa. Da hat man andere Prioritäten als vor 20 Jahren. Sobald ich meine Enkelkinder sehe, vergesse ich die Arbeit. Man muss sich Zeit für sich und seine Familie nehmen und muss nicht immer im beruflichen Mittelpunkt stehen.

Was haben Sie für Werte?

Schatz: Loyalität. Es ist gut, ein Ziel zu haben. Diese können sich jedoch mit der Zeit ändern.

Und dann?

Schatz: Korrigieren falls notwendig!

Was gibt es bei Ihnen Neues?

Schatz: Wir investieren gerade in neue Technologien. Immobilienmakler ist ein alter Zopf, da gibt es aktuell viele Veränderungen z.b. Präsentation, Vermarktungsgeschwindigkeit und Honorierungen. Mit Journalisten haben wir mehr zu tun als früher. Medien und Makler können nicht mehr ohne einander. Man kann ein erfolgreicher Unternehmer sein, aber fünf schlechte Artikel in der Presse und man kann sich ein neues Berufsfeld suchen. Außerdem gibt es viele junge Menschen, die mit neuen Technologien auf den Markt kommen. Das alte Maklertum ist immer weniger gefragt.

Empfinden Sie es als schön oder lästig, sich neu zu erfinden?

Schatz: Man ist permanent gefordert. Die Herausforderung ist schön, aber manchmal ist Ruhe auch gut. Ich möchte nicht immer nur im Wettbewerb stehen. Wir haben bei uns eine gute Regelung gefunden. Dadurch, dass mein Sohn in „Der Immo Tip“ eintritt, haben wir die junge Generation vertreten. Damit eröffnen wir uns ganz andere Kundenkreise. Man macht ja gerne Geschäfte mit Menschen, die man mag und mich mögen nicht alle. Ich kann bestimmte Zielgruppen einfach nicht erreichen, weil ich zu alt bin.

Sie wirken doch jung und dynamisch.

Schatz: Sie haben Recht. Ich liebe meinen Beruf und mein Leben. Ich habe bis jetzt viel richtig gemacht.