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Der Schillergarten - Schillerplatz 9

Also, ich mag ja den Schillergarten. Und mit mir viele, viele Leute– offensichtlich. Denn zum Sonntag-Mittag ist es hier „knallvoll“.Familien, Ehepaare, große Freundesgruppen mit vielen Kindern. Es ist richtig schön gemütlich. Belebt, aber nicht hektisch. Eng, aber nicht beengend. Die Kellnerin mit östlichem Akzent bringt schnell die Karte. Wir bestellen Cola (3,80 Euro), Maracujasaft (2,60 Euro), Wasser (0,75 l für 5,30 Euro) und den roten Hauswein für 6,90 Euro. Bei der Frage, was es im Schillergarten für Hauswein gibt, verweist die Kellnerin auf die Karte. „Das können Sieda unten lesen. Schlagen Sie mal um!“ Gemeinsam lesen wir. Aha,beide etwas Neues erfahren! Weil es Sonntag ist, nehmen wir nocheinen Bechtolsheimer für 4,60 Euro dazu und beginnen uns zu entspannen.

Das gutbürgerliche Restaurant Schillergarten verdankt seinen Namen seiner historisch bewegten Vergangenheit. So war von 1785 bis 1787 Friedrich Schiller selbst ein prominenter Stammgast.Doch nicht nur Geschichte und Tradition locken viele Gäste an.Auch die herrliche Lage an der Elbe, die Aussicht auf das von Villen und Landhäusern gespickte Ufer auf der anderen Seite und die direkte Nähe zum „Blauen Wunder“ machen das Restaurant sehr beliebt. Natürlich auch die coolen Wirte, die immer noch mit dem Herzen dabei sind. Und die vielen Freunde, die man trifft. Und das Essen.

Erstaunlich ist die reichhaltige Tageskarte neben einer noch größeren Auswahl an klassischen Gerichten. Gute deutsche Küche von der Roulade bis zu Weißwürsten zu insgesamt recht moderaten Preisen. Von der Tageskarte nahmen wir unter anderem das Rumpsteak für 24,90 Euro und die Rinderroulade für 15,90 Euro.Dazu aus der klassischen Wahl ein Wiener Schnitzel mit Pommes für 18,90 Euro. Klar, dass in den Schillergarten gleich zwei zusätzliche Redakteure mit dem Disy-Restaurantkritiker mitkommen wollten. Einer ist aus dem Westen und staunt über die besondere Atmosphäre aus bayerischem Biergarten-Stil und Sächsischer Gemütlichkeit.Zuerst kam die Vorspeise: eine Leberknödelsuppe und ein Steckrübeneintopf. Toll, dass es die Küche trotz des vollbesetzten Restaurants schaffte, den Eintopf auf unseren Wunsch als Hauptspeise zu halbieren und als Vorsuppe zu servieren (nur auf der Rechnung erschien er dann in Gänze). Vor allem der Eintopf war super! Er schmeckte wie bei einer guten Köchin zu Hause,hatte in keinster Weise diesen undefiniert künstlichen Restaurantgeschmack (Den kennen Sie doch auch, oder?), sondern war so richtig sättigend und wärmend. Hmmm!

Es dauerte 20 Minuten bis die Hauptspeise kam. Kein Problem!Was uns beim Beobachten im Raum auffiel: Die Speisen wurden nicht serviert, sondern immer gereicht. Das erforderte einiges Geschick der Gäste, besonders bei Suppen und wenn Kinder zugreifen mussten. Aber für uns war es eine interessante Beschäftigung zwischen den Gängen, das an den Tischen zu beobachten. Dann kam das Essen. So stellte man sich einen Sonntag-Mittags-Teller vor. Reichlich, frisch und unverschnörkelt. Das Schnitzel war gut gebraten und knusprig, die Pommes gut gewürzt und die Portion genau richtig. Auch der gemischte Salat dazu konnte mit knackigen Gurken, Tomaten und Zwiebeln überzeugen. Obwohl beim Rumpsteak nicht nach dem Zubereitungsgrad gefragt worden war,schmeckte es dem Esser so „well done“. Der Tagessieger wurde die Rinderroulade mit Klößen. Ja, ja, ja! Das wollen wir jetzt jeden Sonntag. Es wurde immer gemütlicher, wir immer zufriedener und die Kellnerin immer netter. Wir wollten noch lange nicht gehen. Zum Glück gab es auch keine Schließzeiten. Während wir noch das Mittagessen aufaßen, wurden die anderen Tische zum Kaffee umgedeckt und - schwupps - standen wieder überall „Reserviert“-Schilder. Kurz danach war wieder alles voll besetzt. Die Gäste bestellten Torten, Eis und Kaffeegetränke. Zum Nachtisch gönnten wir uns noch ein gemischtes Eis für 4,80 Euro, einen Bananen-Split und Eis mit heißen Himbeeren für jeweils 7 Euro. Wir würden hier einen alten sächsischen Ausspruch nutzen: „Es war eine Lecke!“ (was heißt,es war superlecker). Zusammen mit einem Espresso für 2,40 Euro und einem Latte Macchiato für 3,20 Euro schlossen wir den Besuch ab, streckten zum Schluss nochmal die Beine unterm Tisch aus und verschränkten die Arme hinterm Kopf (das darf man hier). Von der Kellnerin ließen wir uns noch etwas Brot geben, um an der Elbe Enten zu füttern.


Fazit: Ein Lokal, das man satt, zufrieden und mit gefüllten Taschen verlässt – was will man mehr?