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Lohnt sich: „Carmen“ in der Semperoper

Dieser Frau liegt die Männerwelt zu Füßen. Eigentlich habe ich nicht viel von der neuen Inszenierung des Opernknüllers „Carmen“ in der Semperoper erwartet. Zu oft schon gab es auf Opern- und Theaterbühnen „Carmen“-Fassungen zu sehen, in denen die Titelfigur zur Farce verkommt und der Rest der Handlung zum Klischee verflacht. Umso größer war meine Freude nach der Inszenierung von Axel Köhler. Der Regisseur hat sich die Beziehungen der Figuren untereinander genau angeschaut, die archetypischen Eigenschaften schön herausgearbeitet, auf das gekonnte Spiel seiner Protagonisten gesetzt und schafft so einen Opernabend, der die Zuschauer annähernd vier Stunden voll unter Strom setzt.

 

Anke Vondung ist eine Carmen, die mit großem Selbstbewusstsein, Charisma, Eleganz, Sex-Appeal und ihrer wunderbar-warmen Stimme nicht nur die Männerwelt begeistert. Die allerdings liegt ihr zu Füßen und sicherlich nicht nur auf der Bühne. Nach dieser Glanzrolle bekommt sie vermutlich wäschekörbeweise Fanpost. Endlich mal eine Carmen, der man abnimmt, dass der spießige Soldat Don José wegen ihr zum Verbrecher und sogar zum Mörder wird. Tenor Arnold Rutkowski gibt diesen Soldaten mit dem gebrochenen Herzen überzeugend - sowohl stimmlich als auch darstellerisch. Wundervoll auch Nadja Mchantaf als Micaëla, die ein krasser, aber ebenso starker Gegenentwurf zur stolzen Lebefrau Carmen ist. Hinreißend inszeniert ist der Auftritt von Ober-Macho Escamillo (Kostas Smoriginas). Drei völlig verausgabte Frauen pflastern seinen Weg auf die Bühne. Die wiederum besteht im wesentlichen aus dem Rund einer Arena, die mal beengt ist und mal weit, innen glutrot und außen aschgrau einen gekonnten Spiel-Raum abgibt. Bei diesem genauen Blick auf die Figuren verzeiht man dem Regisseur auch die überflüssigen Schnörkel wie festlich gekleidete Picadores und die in Teilen etwas steif anmutenden Tanzszenen. Auch die Staatskapelle unter Josep Caballé-Domenech haben wir schon mal besser gehört. Klappern sollte es bei so einem bekannten Werk in dieser Liga eigentlich nicht.

 

Fazit: „Carmen“ lebt - und man muss sie gesehen haben.