- Januar 23, 2022
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Der Leipziger „Top Chef Germany“-Juror Peter Maria Schnurr über die Show, seine Zukunftspläne als Koch und sein Markenzeichen – die rote Jogging-Hose
Warum saßen Sie bei „Top Chef Germany“ in der Jury?
Schnurr: Diese Show ist besonders – für anspruchsvolle Dinge bin ich immer zu haben. Ich bin froh, dass ich dabei war.
Was war das Besondere?
Schnurr: Den Kandidaten wurde keine Komfortzone geboten. Es ging wirklich ums Eingemachte, und dadurch entstanden Emotionen, Hektik und Stress, wunderschönes Futter für die Kamera. Für mich steht das Fachliche jedoch immer im Vordergrund.
Eine Jury – drei Experten – drei Meinungen?
Schnurr: Ja, das finde ich auch wichtig. Von einer seriösen Jury erwarte ich auch, dass man bei seiner Meinung bleibt und sich nicht bequatschen lässt. Das ist Jury, das ist Fairness. Ich bin kein Nachplapperer, ich habe eine Meinung und ich mache meinen Beruf seit dreißig Jahren.
Sind Sie Eckart Witzigmann zuvor schon beruflich begegnet?
Schnurr: Wir haben uns kennen gelernt, als er Gast in meinem Restaurant war. Er ist zu später Stunde in die Bar gekommen und wir hatten ein schönes Gespräch. Meine Wand ist mein Gästebuch und da steht heute noch ein sehr, sehr netter Satz von Herrn Witzigmann, seit mittlerweile neuneinhalb Jahren schon. Wir haben uns leider seitdem nicht mehr gesehen.
In der Kochszene begegnet man sich mehrmals an unterschiedlichen Orten: Ist Ihnen schon einer der „Top Chef Germany“-Kandidaten zuvor beruflich begegnet?
Schnurr: Nein. Aber selbst wenn ich jemanden kennen würde, hätte ich die Klasse und die Fairness, mich nicht in der Beurteilung beeinflussen zu lassen. Das mag auch irgendwo dem Alter geschuldet sein, dass man da für sich einsteht.
Wie sind Sie selbst zum Kochen gekommen?
Schnurr: Zum Kochen bin ich über Umwege gekommen. Zuerst habe ich mich ein bisschen von meinen Eltern beeinflussen lassen, die sich einen klassischen, sicheren Beruf für mich gewünscht haben. Das war ja auch ein gut gemeinter Rat, aber ich habe schnell gemerkt, dass das Leben am Schreibtisch nichts für mich ist. Deshalb habe ich dann mit 20 meine Ausbildung angefangen, was relativ spät für einen Koch ist. Das war jedoch nie ein Nachteil für mich, weil ich durch meine Reife genau wusste, was ich wollte. Während der Ausbildung habe ich schon in diesen großen Magazinen geblättert, wo Witzigmann und die ganzen Kochhelden drin waren. Ich habe damals schon gemerkt, dass wir Künstler sind. So habe ich mich eigentlich immer gesehen - als Künstler und als Handwerker.
Würden Sie sich als ehrgeizig bezeichnen oder ist Ihnen vieles auch zugeflogen, weil Sie ein Talent dafür haben?
Schnurr: Sowohl als auch. Ich habe mich in den letzten Jahren stark verändert. Ich bin auch heute noch ehrgeizig, aber habe jetzt die nötige Gelassenheit, einfach auch mal Sachen hinzunehmen, um mich nicht verrückt zu machen. Lebenserfahrung macht einen einfach zu dem, was man ist.
Was erwarten Sie von den jungen Köchen?
Schnurr: Grundvoraussetzung für mich ist es, die Aufgabe verstanden zu haben und sie umzusetzen. Mir ist die Qualität des Essens wichtig Für mich zählt, was ich zu probieren habe und entweder ergreift mich das oder eben nicht. Wenn die Produkte toll behandelt wurden, bin ich happy.
Was kann „Top Chef Germany“ besser als andere?
Schnurr: „Top Chef Germany“ muss man deshalb gucken, weil ausschließlich der Profi-Bereich gezeigt wird. Wir reden von zwölf Top-Talenten Deutschlands, die es geschafft haben, sich für die Sendung zu qualifizieren. Dementsprechend kann man das mit allem, was es bisher gab, null vergleichen. Vieles andere ist seichter Unterhaltungsquark.
Ihr Markenzeichen ist die rote Jogginghose. Seit wann gibt’s die? Können Sie in der besser kochen als in anderen Hosen?
Schnurr: Die rote Jogginghose ist seit zehn Jahren mein Markenzeichen. Natürlich kann ich darin nicht besser kochen, aber sie ist einfach bequemer. Wir haben einen anstrengenden Job, der viele Zeit in Anspruch nimmt, da kann ich es mir doch auch gemütlich machen. Ich bin kein ängstliches Kerlchen, deshalb ist die Hose rot und nicht asphaltgrau.
Das „Falco“ in Leipzig ist das einzige Restaurant im Osten mit zwei Michelin-Sternen. Sie waren 2016 Deutschlands Koch des Jahres. Gibt es noch ein Ziel oder einen Ort, an dem Sie gern mal kochen würden?
Schnurr: Ich kann es mir durchaus vorstellen, einmal in Amerika zu arbeiten. Da ich ein sehr konsequenter Mensch bin, kann es sein, dass ich mit meiner Frau und meiner Tochter meine Koffer packe und Deutschland nicht wiedersehe. Ich bin ein Sonnyboy, deshalb kann ich mir vorstellen, einmal in Kalifornien oder Miami zu leben.
Und dann kulinarisch in eine bestimmte Richtung?
Schnurr: Nein, ich bleibe mir treu. Bei mir gibt es „cuisine passion légère“. Das ist eine eingetragene Marke von mir, die ich auch dort fortführen werde. Man muss natürlich immer schauen, wo man gerade ist. Zurzeit fühle ich mich pudelwohl in Leipzig und sehe mich mindestens die nächsten fünf Jahre auch noch dort. Aber ich werde in Deutschland nicht alt und mir diesen Lebenstraum mit Sicherheit erfüllen.