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77. Beitrag: "Delphi macht schlapp" (27. März)
Ein schöner Flügel. Weiß. Yamaha. Mit Tasten, die auf leichten Druck reagieren. Saubere und klare Töne. Ich spiele leise und sehe in der Morgendämmerung durch die Panoramafenster der Vista - Lounge auf Deck 10 bereits die Lichter von Singapur. Ein rhythmisches Klappern, das von den Gängen gedämpft herüber tönt, begleitet mein Spiel. Die Koffer werden eingesammelt...
http://blog.brigitte.de/.shared/image.html?/photos/uncategorized/2007/03/28/abschied_singapur_2_081.jpg Es ist das traurigste Bild auf der "Amadea". Man kommt abends zur Kabine und der Gang ist überfüllt mit gepackten Koffern und Taschen. Vor jeder Tür. Nur nicht vor unserer. Ja, es ist mal wieder soweit: Abschied. Singapur ist der bisher schwerste Farewell - Tag. Obwohl wir endlich die Routine im Abschiednehmen haben sollten, sind uns die Gehenden wichtiger, als alle bisher. Die, die heute gehen, waren von Beginn an Bord. Die, die heute gehen, haben uns stets geholfen. Die, die heute gehen, haben diese Reise zu dem gemacht, was sie ist: Einmalig. Mein größtes Problem am heutigen Tag war aber, was mache ich mit Delphi. Ein pinkfarbener Delphin mit Helium, der eigentlich wie ein munterer Luftballon zur Decke streben sollte. Louisa hatte ihn von ihrem Freund in Osaka geschenkt bekommen. Aber nun ist die Luft raus. Müde und schlapp lag Delphi auf dem Boden herum. Eigentlich wollte ich ihn schon wegwerfen. Aber wenn Louisa schon ihre zwei besten Freunde heute verliert, konnte Delphi sie nicht auch noch verlassen. Ich schaute mir das Luft-Tier an. Keine Möglichkeit zum Aufpusten. Also habe ich die wenige Luft zusammengepresst, dass zumindest der Kopf frisch und fast wie neu aussah. Den habe ich hinter die Couch geklemmt. Merkt kein Mensch, dass Delphi keine Luft mehr hat. Selbst Louisa, und die kennt ihren Delphi sehr genau, hat es bis jetzt nicht bemerkt.
Hoffen wir mal, dass wir nach Singapur bald wieder auf Hoher See sind und der Wind unserem Delphinballon Schwung und Kraft gibt. Vielleicht setzen wir ihn auch auf die Wellen, damit er darauf an Land getragen wird - je nach Kraft, Ausdauer und den wetterbedingten Umständen. Wenn er Glück hat, landet er in einem sicheren Hafen, vielleicht auch an einer rauen Küste oder an einem warmen Strand mit Ebbe und Flut. Irgendwann und irgendwo wird er landen. Ganz sicher.
Spruch des Tages: Das Lernen ist wie ein Meer ohne Ufer (Konfuzius)
Die Sprüche für das "Amadea" - Tagesprogramm sucht übrigens Phoenix - Reiseleiterin Manuela aus. Klasse ! Und fast jeden Tag passt es genau zu dem, was ich erlebe.
PS: Wundert euch nicht wegen der Reiseroute. Eigentlich wäre die Große Mauer dran gewesen, aber Singapur hat mich heute so eingenommen... Der "richtige" Bericht über Singapur kommt auch noch.
Anja Fließbach: Dienstag, 27 März 2007, 23:50 Uhr