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33. Beitrag: "Leben auf der Sonnenseite (3. Februar)

Menschen, die auf einem Schiff arbeiten, sind besonders. Sie haben Freunde auf der ganzen Welt und eine gewisse Leichtigkeit, obwohl sie hart arbeiten. Sie tragen mehr Verantwortung als Personen in der gleichen Funktion an Land und sie brauchen einen starken Charakter, um mit der Fast-24-Stunden-Nähe zu Mitarbeitern, Passagieren und Kollegen klar zu kommen. Einer, der das besonders gut kann, ist Kreuzfahrtleiter Christian Adlmaier...
Er ist ein herzlicher Mensch – der Christian Adlmaier. Er erzählt gern lustige Geschichten, grüßt die Passagiere fröhlich und laut und hat viele kleine Lachfältchen um die Augen. "Das Leben ist doch traumhaft", erklärt der 46-Jährige und das Türkis seine Phoenix-Shirts leuchtet im Wettstreit mit Himmel und Ozean.
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Eigentlich sollte Christian Adlmaier das Bekleidungshaus seiner Familie in Rosenheim übernehmen, aber er hatte andere Pläne. "Ich war schon als junger Mensch reisesüchtig", erinnert er sich. Mit 16 Jahren war er mit dem Zug nach Marrakesch gefahren, besuchte mit seiner Großmutter Rom und Israel und ließ sich vom Onkel über dessen Fußmarsch durch Neuguinea erzählen. Nach dem Gymnasium, einer Ausbildung als Bürokaufmann in der Textilbranche, nach Armee und einem Durchsetzungskampf zu Hause, besuchte er die "Touristikschule Schnell" in München. Danach wurde er Reiseleiter bei Neckermann auf Fuerteventura und Mallorca, dann Schiffs-Reiseleiter auf der "Maxim Gorki". Seine erste Seereise wäre fast seine letzte gewesen. "Auf See wurde ich seekrank, an Land landkrank. Keine guten Vorraussetzungen", scherzt er heute. Doch seine Freunde überredeten ihn zum Durchhalten und nach und nach eroberte er die Ozeane der Welt. Mit 30 Jahren wurde Christian Adlmaier Kreuzfahrtdirektor auf der "Maxim Gorki".
Er liebte seinen Job bis er auf die "Magische Insel" kam. "Von der ersten Minute an war ich von Sri Lanka verzaubert", erzählt er. Der damals 40-Jährige beschloss, auf der Insel zu bleiben, kaufte sich ein Haus und meldete sich in Deutschlang offiziell ab. Schnell fand er einen Job, kümmerte sich um das Qualitäts - Management einer großen Hotelgruppe mit 3000 Angestellten.
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Als sein ehemaliger Arbeitgeber, Phoenix Reisen, die "MS Amadea" in das Programm aufnahm, kam die Lust an der Seefahrt zurück. "Es war eine tolle Herausforderung, die Amadea einzufahren und das Bordleben zu gestalten", begründete der charmante Mann seine Entscheidung, wieder an Bord zu gehen.  Nun arbeitet er im Halbjahres-Rhythmus an Bord und an Land.
In der "Landzeit" ist der Naturliebhaber viel in seinem Häuschen im Dschungel am Fluss auf Sri Lanka. Dort lebt er unter anderen mit Affen, die täglich vorbei schauen, einem Hund und ein paar Angestellten. Dort erlebte er auch den Tsunami vor zwei Jahren.  Zwar sei ihm nichts passiert, aber das Bild der Aufräumarbeiten, wo tote Menschen, Spielzeug und Häuserreste von Räumfahrzeugen gleichermaßen zusammen geschoben wurden, wird Christian Adlmaier wohl nie wieder vergessen. "Es war das Schrecklichste, was ich jemals gesehen habe", erinnert er sich. Er selbst hat einen Schutzengel, meint er. Außer dem Tsunami überstand er bereits fünf wilde Stürme und ein Feuer an Bord.

Das mit den Stürmen und der Seekrankheit sei inzwischen aber längst kein Problem
mehr. Seine Mittel gegen die Übelkeit: 1. Trockenes Land unter den Füßen. 2. Zwei Wodka. 3. Salzstangen mit Coca Cola und 4. Ablenkung. "Bei der Seekrankheit spielt sich viel im Kopf ab", so der Kreuzfahrtleiter nach seinen 12 Erdumrundungen.
Wird die Welt nicht langweilig, wenn man schon alles gesehen hat? "Im Gegenteil", so Christian Adlmaier. "Es wird immer faszinierender, je öfter man ein Land besucht und je mehr man in das Leben eintaucht. Außerdem wird mein Leben nicht reichen, alles zu sehen, was ich möchte." Einen hässlichen Ort auf der Welt gebe es nicht, meint der Kreuzfahrtleiter. Alles habe seinen Reiz, aber besonders schön findet er die Hafeneinfahrten in Rio und Sydney, gefallen ihm Norwegen, Moorea, Mikronesien und Asien. "Aber eigentlich ist alles fantastisch", schwärmt er wieder.
Christian Adlmaier genießt es, "auf der Sonnenseite zu leben". Er sei sich des Privilegs bewusst. "Es ist wichtig, positiv zu denken und keine Angst vor einem Sprung ins kalte Wasser zu haben", lacht er und fügt hinzu: "Na, nicht unbedingt von einem Schiff."
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Auf selbigem kümmert er sich nicht nur um die Crew, sondern auch um die Passagiere. Er sei neben dem Kapitän für nahezu alles verantwortlich und außerdem Vertreter des Charterers, beschreibt er sein Aufgabengebiet. Als Chef wäre er gerecht und ein guter Direktor, so lange die Mitarbeiter das machten, was sie sollen. "Pünktlichkeit, Zuverlässigkeit und Freundlichkeit sind mir wichtig", erklärt er.
Der Job als Kreuzfahrtdirektor auf einem Schiff schließt das Privatleben in den Dienst mit ein. "Man ist 24 Stunden mit Menschen zusammen. Egal an welchem Ort der Welt, man hat immer sofort rund 600 Bekannte dabei, die man dort trifft."
Auch seine Freundschaften sind weltumspannend. Schließlich kommt er bei seinen Reisen immer wieder an den gleichen Orten vorbei.Sein Lebensmotto: "Man soll nicht traurig sein, wenn etwas schönes zu Ende geht, sondern glücklich und dankbar, dass man es erleben durfte."
Allen Landratten empfiehlt Christian Adlmaier, es mal mit einer Kreuzfahrt zu versuchen. "Es ist die ideale Form des Reisens. Man kann bequem, schnell und intensiv neue Länder und Gegenden kennen lernen. Es lohnt sich. Die Welt ist so schön."

Anja Fließbach: Samstag, 3 Februar 2007, 21:33 Uhr

Kommentare zum 33. Beitrag

Hallo Anja, vielen Dank für die spannenden Berichte!
Viele Grüße,
tina

Kommentiert von: Tina | Dienstag, 6 Februar 2007, 11:35 Uhr

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(Letzte Aktualisierung: 18.02.2007)