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16. Beitrag: "Samba, Strände, Sonnenschein" (12. Januar)

Es klang wie das Quietschen einer Tür. Noch einmal zeigte Emilio, wie ich mit dem nassen Tuch über das Instrument streichen sollte. Das Quietschen verwandelte sich in ein klägliches Röhren und die Männer der brasilianischen Band lachten. Wir waren zu Besuch in der Cidado do Samba, der Sambastadt von Rio...
Emilio nahm mir gnädigerweise das Instrument wieder ab und die Band legt los. Mitreißende Rhythmen – laut, lauter am lautesten. Plötzlich verwandelte sich das Gelände der Sambastadt in eine Tanzarena. Mitarbeiter unterbrachen ihre Arbeit und wiegten die Hüften, die Gäste versuchten sich noch etwas eckig an den erotischen Bewegungen und selbst André, der Student der uns für ein paar Tage Rio zeigte, bewegte schüchtern die Füße. Die Sambastadt in den Rio Docklands ist noch recht neu.

André stellt uns den Leiter der Werkstätten, Haroldo, vor und er führt uns herum. "Hier arbeiten die 13 wichtigsten Sambaschulen der Stadt unter einem Dach", erklärt er. Wir sahen ein Ensemble aus Fabrikhallen mit großen Toren, beschriftet mit den Namen der Schulen wie "Viradouro", "Grande Rio" oder "Porto da Pedra". In einer der Hallen zeigte uns der Produktionschef die Herstellung der bunten Kostüme für den berühmten Karneval von Rio. Wir probierten aufwendigen Kopfschmuck mit Federn und Pailletten, durften auf einen der Karnevals-Wagen bis ganz nach oben klettern und ein Gefühl von dem gigantischen Ereignis bekommen. "Der Karneval läuft über zwei Tage und wird bei uns betrieben, wie Fußball bei euch", sagt André und Produktionschef Haroldo ergänzt: "Es gibt eine erste, eine zweite und eine dritte Liga. An den Faschingstagen entscheidet eine Jury bei den Umzügen, welche Sambaschule aufsteigt und welche in eine untere Liga rutscht." Bewertet würden die Gestaltung der großen Wagen, die Kostüme und die Choreografien. "Deshalb ist die Konkurrenz sehr groß. Jede Schule hat ihre Fans. Aber beim Karneval feiern alle zusammen", so Haroldo. Wir wollen gern einen Blick hinter die dicken Tore der einzelnen Hallen werden. Haroldo zögert. "Dahinter sind die fast fertigen Wagen für dieses Jahr", erklärt er. „Gut, aber nicht fotografieren!“ Wir steigen eine Treppe empor und können jeweils über einen Balkon unter den Hallendächern auf die Arbeiten schauen. Wir wollen Haroldos Vertrauen nicht missbrauchen und nichts verraten. Nur so viel: Es wir bei der einen Schule märchenhaft, bei der nächsten futuristisch und bei allen bunt und gigantisch.

Louisa ist vor allem von den schönen Kostümen begeistert. Am liebsten hätte sie auch so eines, sagt sie und Haroldo schüttelt den Kopf. "Die wiegen 30 Kilo und sind bei Regen noch schwerer. Darin muss man dann auch noch wild tanzen." Als wir uns verabschieden, lädt uns Haroldo ein, zum Karneval in Rio in ein paar Wochen wieder zu kommen. "Der berühmte Umzug ist nur der bekannte Höhepunkt des Festes", sagt er. "Du musst mal zu den Clubbällen ins Flamengo oder Monte-Libano kommen. Huh, heiß." Zur Erklärung wedelt er sich mit der Hand Luft zu. Freizügig und ohne Hemmungen wären die Brasilianer das ganze Jahr über, aber zum Karneval wären diese Bälle und auch die Baile do Gays (Bälle der Homosexuellen) nichts für schwache Nerven.

Louisa ist vor allem von den schönen Kostümen begeistert. Am liebsten hätte sie auch so eines, sagt sie und Haroldo schüttelt den Kopf. "Die wiegen 30 Kilo und sind bei Regen noch schwerer. Darin muss man dann auch noch wild tanzen." Als wir uns verabschieden, lädt uns Haroldo ein, zum Karneval in Rio in ein paar Wochen wieder zu kommen. "Der berühmte Umzug ist nur der bekannte Höhepunkt des Festes", sagt er. "Du musst mal zu den Clubbällen ins Flamengo oder Monte-Libano kommen. Huh, heiß." Zur Erklärung wedelt er sich mit der Hand Luft zu. Freizügig und ohne Hemmungen wären die Brasilianer das ganze Jahr über, aber zum Karneval wären diese Bälle und auch die Baile do Gays (Bälle der Homosexuellen) nichts für schwache Nerven.

Nach der Sambastadt fahren wir mit André auf die Avenida Marques de Sapucai, wo nach dem Plan von Oscar Niemeyer das Sambodromo errichtet wurde, jene Arena, wo auf 600 Meter die Sambaschulen zum Umzug entlang ziehen. "Das Event in den zwei Nächten ist straff organisiert. Zuerst kommt der Würdenträger einer Sambaschule, dann rund 5000 Sambaisten und ein Tanzmeister mit seiner Fahnenträgerin, die die Standarte ihrer Schule hochhalten", erzählt André. Besonderen Lärm macht die Bateria mit 300 Musikern mit Trommeln und diesem eigenartigen Instrument, das ich am Morgen testete. Eintrittskarten gäbe es ab 30 Real bis zu mehreren hundert Real für die Tribünenplätze. Außerdem gebe es Sponsoren für die Schulen. Auf dem Schiff habe ich gehört, dass es sich um Mafia-Clans handelt, die illegale Wettspiele betreiben und mit den Erlösen die Schulen unterstützen. André kann das nicht bestätigen.


Weil wir einmal so schön im Sambafieber sind, buchen wir für den Abend einen Ausflug zu einer Sambashow, organisiert vom Ausflugsteam des Schiffes und der brasilianischen Agentur. Abfahrt: Viertel nach acht Uhr, Beginn 22 Uhr. Bus für Bus hält vor dem Theater. Eine Reiseleiterin erklärt, dass die Frauen ihre Männer festhalten sollen, wenn die Damen in den "minimierten Bikinis auftreten und den Tanz mit Popo hin, Popo her" aufführten. Meine Freundin Anke wirft mir einen viel sagenden Blick zu und schüttelte leicht den Kopf. Drinnen Touristen aus aller Welt. Fotografen, die  Bilder mit den schönen Damen in Kostümen und den Männern aus Europa knipsen und verkaufen. Teure Getränke. Die Show ist zwar toll, die Kostüme atemberaubend und die Tänzer Profis, trotzdem sind wir froh, dass wir am Morgen einen Hauch vom Original in den Sambaschulen gesehen haben und nicht nur die profitable Samba für Touristen.

Am nächsten Tag, unserem letzten in Rio, steht Arbeit auf dem Programm. Ein Modeshooting an der Copacabana für unsere Disy - Ausgabe für Frauen. Wir schnappen uns zwei Models vom Schiff, Kreuzfahrtleiter Christian Adlmaier und die schöne Andrea aus dem Restaurant, nehmen Friseurin Sandra mit und einen Kleiderträger. Im Fünf-Sterne-Hotel "Sofitel" fotografiert Anke die zwei attraktiven Menschen in tollen Outfits und mit teurem "Stern"-Schmuck vor der traumhaften Kulisse des Tafelberges und des Strandes.  

André fungiert heute als Babysitter und geht in der Zwischenzeit mit meiner Tochter Louisa schwimmen. Die Copacabana , Rios berühmtester Strand, erstreckt sich halbmondförmig zu unseren Füßen. "Hier haben Silvester zwei Millionen Menschen gefeiert, in Ipanema noch mal eine Million", sagt André. Rio ist gesegnet mit rund 30km Strand. Obwohl Montag ist, tobt hier das Leben. "Wer nicht arbeitet, geht in Rio an den Strand", so André. Nun, wir arbeiten viele Stunden, belohnen uns aber nach getaner Arbeit mit Sekt, Erdbeeren und Sahne auf der Terrasse zumindest mit Blick auf den Strand. Was für ein Leben. So könnte die Arbeit immer sein. (Die Fotos könnt ihr ab Ende der Woche auf www.disy-magazin.de sehen).
Um zwei Uhr nachts verläßt die "MS Amadea" Rio de Janeiro. Wir stehen mit Freunden an Deck und genießen die Lichter der Stadt bei der Ausfahrt.
Louisa hatte sehr geweint, weil sie ihren großen Freund André nicht mitnehmen konnte. Vielleicht klappt es mit seinem Stipendium in Deutschland. Dann wird sie ihn wieder sehen.

Autorin: Anja K. Fließbach
(Geschrieben am Freitag, dem 12. Januar 2007, 21:15 Uhr)

 

Kommentare zum 16. Beitrag

Ich habe da auch noch eine Frage an den Kapitaen. Gibt es eigentlich noch Piraten auf den Weltmeeren oder sind das Maerchen? Caroline

Kommentiert von: caroline | Sonntag, 14 Januar 2007, 15:45 Uhr

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(Letzte Aktualisierung: 15.01.2007)