- August 30, 2022
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Interview mit dem aus Deutschland stammenden Hauptdarsteller Thorsten Kaye über den Erfolg der Serie, seine deutschen Wurzeln, über Hollywood, den FC Bayern und seine Rückkehr nach Europa.
Sie ist eine der erfolgreichsten TV-Serien aller Zeiten: „Reich und schön“ begeistert seit nunmehr 35 Jahren Millionen von Fans – und das rund um den Globus. Erstmals am 23. März 1987 ausgestrahlt war die Serie bislang in mehr als 100 Ländern zu sehen und wurde auch schon mit zahlreichen Preisen ausgezeichnet, u.a. mit 101 Daytime Emmy Awards. In einer der Hauptrollen ist ein gebürtiger Deutscher zu sehen! Der deutsch-amerikanische Schauspieler Thorsten Kaye verkörpert seit dem Jahr 2012 in der Erfolgsserie den Ridge Forrester. Wie kam er in die USA? Geboren in einem kleinen Ort in der Nähe von Mainz machte Thorsten Kaye rasch international Karriere und war auch schon in zahlreichen internationalen Film- und TV-Produktionen zu sehen. Erste schauspielerische Erfahrungen sammelte er als Bühnendarsteller in London. Mit 19 Jahren zog er dann dank eines Leichtathletik-Stipendiums im Zehnkampf in die USA, wo er an der „United States International University“ als Hauptfach Sport und im Nebenfach Schauspiel studierte. Nach einem schweren Unfall konnte er den Zehnkampf nicht mehr ausüben und versuchte sich erst im Fußball, wechselte dann aber fest ins Schauspiel. Und knapp zehn Jahren begeistert er nun schon in „Reich und Schön“ (im Original: „The Bold and the Beautiful“). Die Serie ist angesiedelt in der glamourösen Modewelt Los Angeles‘ und wird auch dort gedreht. Dafür reist Thorsten Kaye wöchentlich von seinem Zuhause in Connecticut, wo er mit seiner Familie lebt (er ist mit der kanadischen Schauspielerin Susan Haskell verheiratet, das Paar hat zwei Töchter, Marlowe Marann und McKenna) ans Set nach Los Angeles. Auch für die deutschsprachigen Fans geht die Reise weiter: Sie dürfen sich nun auf ein Wiedersehen mit Kaye und Co. freuen. Der Sender „Warner TV Serie“ holt die Erfolgsserie ab September zurück ins deutschsprachige Fernsehen. Die weltweit meistgesehene US-Daily erzählt seit Jahrzehnten erfolgreich die Story der beiden Mode-Dynastien Forrester und Logan. Es geht um Liebe, Romantik, Hochzeiten und um Geburten: 23 Babys erblickten in der Serie das Licht der Welt, und es gab um die 100 Hochzeiten, von denen einige zwar auch wieder abgesagt wurden. Drama, Herzschmerz, Trennungen und Tränen also ebenfalls inklusive. Insgesamt 8842 Episoden wurden bisher gedreht – Ende nicht in Sicht. Für das Revival im deutschen TV nahm sich der Schauspieler Zeit für ein Telefoninterview – in einem Mix aus Englisch und Deutsch: „Hi, ich bin Thorsten“, so beginnt er das Gespräch, „aber mein Deutsch ist leider nicht mehr so gut…“ Zu sehen sind die Folgen ab dem 5. September auf Warner TV Serie, immer montags bis freitags ab 11:40 Uhr als Doppelfolgen.
Sie sind zurück am Set und bald auch im deutschen TV zu sehen. Wie erklären Sie sich den Mega-Erfolg von „Reich und Schön“?
TK: „Ich würde ja zu gerne sagen, dass dieser Erfolg mir zu verdanken ist (lacht), aber das stimmt so nicht. Der Unterschied zu anderen Formaten ist, dass dieses in einer richtigen Stadt spielt, in Los Angeles. Und ich glaube, jeder Mensch auf dieser Welt weiß, wofür Los Angeles steht: Für Models, Sonnenschein, coole Autos, Hollywood… Dies hat eine schöne Wirkung auf die Menschen und ist auch ein Teil des Erfolgs. Aber auch das Storytelling trägt dazu bei: Auch reiche Menschen haben es nicht immer leicht.“
Was mögen Sie an Ihrer Figur, dem Ridge Forrester, und was haben Sie mit ihm gemeinsam bzw. was mögen Sie nicht an ihm?
TK: „Am meisten an ihm mag ich, dass ich für ihn bezahlt werde (lacht). Ich glaube nicht, dass er ein „good guy“ ist. Er macht sich an alle Frauen in seiner Nähe ran… Er versucht allerdings, der Gute zu sein. Es gibt viele Dinge, die ich an ihm nicht mag. Aber es gibt auch Dinge, die ich an mir nicht mag (lacht).“
Gedreht wurde für die Serie bisher in 14 Städten und in 11 Ländern weltweit. Was waren für Sie die Highlights der Dreharbeiten?
TK: „Zum Beispiel als wir vor einigen Jahren in Australien gedreht haben und ich meine erstgeborene Tochter, McKenna, dorthin mitgenommen habe. Das war ein Highlight, denn an diesen Ort wäre ich wahrscheinlich sonst niemals hingekommen. Und es war schön, dass McKenna dabei war, denn ich liebe es, Zeit mit meinen Töchtern zu verbringen.“
Sie sind Vater zweier Töchter.
TK: „Ja, McKenna ist 19 Jahre alt und Marlowe ist 15. Und wissen Sie was: Das ist nicht einfach – drei Frauen in meinem Haus, oh mein Gott (lacht). In Deutschland macht man den Führerschein mit 18 Jahren, hier in den USA schon mit 16 Jahren. Meine jüngere Tochter fährt jetzt auch bald Auto und das beschäftigt mich sehr. Denn ich glaube, 18 ist das bessere Alter, um damit zu beginnen. Bei uns in den USA darf man zwar schon mit 16 Jahren Autofahren, aber erst mit 18 zur Army und wählen gehen, und einen Drink gibt es sogar erst mit 21 Jahren. Das ist verrückt.“
Haben Sie Ihren Töchtern die deutsche Sprache beigebracht?
TK: „Das war nicht so einfach. Meine Frau ist Kanadierin, deshalb war es für mich schwierig, zu Hause deutsch zu sprechen. Ich hätte mich was dies angeht vielleicht mehr bemühen sollen. Denn ich würde in den nächsten Jahren gerne mit meiner Familie zurück nach Europa gehen.“
Warum wollen Sie zurück nach Europa?
TK: „Ich würde es mir wünschen, dass meine Kinder einige Jahre in Europa leben. Meine jüngere Tochter würde gerne in London zur Schule gehen. Deshalb: Vielleicht kommen wir ja zurück. Aber dann müssen Sie mir helfen, einen Job in Deutschland zu finden (lacht). Ich bin in der Nähe von Mainz aufgewachsen und ich habe den dortigen Weihnachtsmarkt geliebt. Diese Weihnachtsmärkte würde ich gerne meinen Kindern zeigen. Denn so etwas gibt es bei uns in den USA nicht. Den Geruch nach gebrannten Mandeln und Glühwein…
Wie oft sind Sie noch in Ihrer alten Heimat Deutschland und wie eng ist Ihr Bezug heute?
TK: „Wir haben ein Haus in Spanien und versuchen, wenn wir dort sind, auch nach Deutschland zu kommen. Ich habe als Kind sehr viele Freunde in Deutschland gehabt, mittlerweile nicht mehr. Ich bin weder auf Facebook noch auf Twitter. Aber ich habe schöne Erinnerungen an meine Kindheit. Ein Teil meiner Familie, drei meiner Cousinen, leben in Deutschland. Mein Bruder wohnt in Atlanta, ist aber beruflich noch öfter in Deutschland. Ich glaube, er macht seinen Job nur, damit er öfter die Bayern spielen sehen kann (lacht).“
Sind Sie auch FC Bayern-Fan?
TK: „Nein, das ist der Club meines Bruders, ich war immer mehr Borussia Mönchengladbach-Fan – als Kind. Heute schaue ich nur noch die Europa- und Weltmeisterschaft – oder Eishockey. Der Bezug zu Deutschland für mich heute ist vor allem auch die Mannschaft: Die Fußballnationalmannschaft! Ich habe mir auch kürzlich das Spiel der Damen angesehen, und es war schade, dass sie gegen die Engländerinnen verloren haben. Es hat mir großen Spaß gemacht, ihnen zuzusehen.“
Haben Sie auch deutsches Fernsehen?
TK: "Ich schaue nicht viel fern, ehrlich gesagt nicht einmal meine eigene Serie. Wenn, dann gucke ich Sport. Fußball und Eishockey – das sind meine zwei Favoriten.“
Gibt es deutsche Traditionen, an denen Sie noch festhalten?
TK: „Sicherlich. Essen ist eine solche Tradition, aber auch der Weihnachtsbaum. Und auch immer pünktlich zu sein. Wir starten hier am Set um neun Uhr morgens und ich bin schon um sechs Uhr da, um gut vorbereitet zu sein. Als mein Vater verstarb, habe ich meine Mutter zu uns in die USA geholt. Und Mutti kocht noch sehr gerne, Schnitzel und Rotkraut. An Weihnachten sind wir immer alle zusammen. Wir packen die Geschenke aber mittlerweile – typisch amerikanisch – am Morgen des ersten Weihnachtstages aus und nicht wie in Deutschland an Heiligabend. Ich liebe auch das deutsche Bier. Es gibt nichts Besseres.“
Wie groß ist der Anteil der deutschen Fans von „Reich und schön“?
TK: „Ich war kürzlich beim Monaco Film Festival und dort habe ich Deutsche getroffen, die die Serie kannten. Es gibt also auf jeden Fall auch Deutsche, die sich die Serie angucken. Wie hoch der Anteil ist, kann ich aber nicht sagen.“
Können Sie noch unerkannt auf die Straße gehen?
TK: „Ja. Ich kann ja einen Hut aufziehen. Aber meistens ist es dann ja so, dass man erkannt werden will. Wenn jemand irgendwo mit Sonnenbrille, riesigem Sonnenhut und fünf Begleitpersonen auftaucht, dann möchte dieser doch erkannt werden.“
Wie schaffen Sie es, Privates und Berufliches zu vereinbaren? Eine solche Serie ist dann doch sehr zeitaufwändig…
TK: „Als ich vor circa neun Jahren mit der Serie begonnen habe, waren die Kinder noch relativ klein und ich habe sie öfter drei, vier Monate lang ans Set mitgenommen. Wir wohnen in Connecticut, in der Nähe von New York, und ich muss jedes Mal 3000 Meilen bis nach Los Angeles fliegen. Ich komme in der Regel montags nach L.A., arbeite dienstags, mittwochs und donnerstags und fliege am Freitag wieder zurück nach Hause.“
Was machen Sie in Ihrer Freizeit?
TK: „Ich versuche, viel Sport zu treiben. Aber ich habe leider nicht so viel Freizeit. Kaum bin ich zu Hause, fliege ich auch schon wieder zurück zum Set.“ Sie drehen schon knapp zehn Jahre lang für „Reich und schön“.
Hätten Sie zu Beginn gedacht, dass es so lange geht?
TK: „Ich habe immer an das Fortbestehen von „Reich und schön“ geglaubt, weil es ein gut gemachtes Format ist. Allerdings hätte ich niemals gedacht, dass ich so lange mit dabei bin. Ich habe damals die Rolle von einem anderen Schauspieler übernommen und dachte, ich mache das vielleicht sechs Monate lang. Und mittlerweile sind es schon knapp zehn Jahre.“
Es wird bei einer solchen Serie sicher nie langweilig, oder?
TK: „Alles wird mit der Zeit langweilig, egal was du machst (lacht). Aber ich will mich nicht beschweren. Ich arbeite hier mit einem tollen Team und wir werden gut bezahlt.“ In der Serie wurde bisher circa 100mal geheiratet."
Wie oft standen Sie schon am Altar?
TK: „Ich würde sagen, sechs oder sieben Mal. An Weihnachten gab es in der Serie eine Weihnachtsparty und ich habe festgestellt, dass ich mit jeder Frau im Raum in der Serie schon zusammen war (lacht).“
Sie leben den amerikanischen Traum, drehen in Los Angeles. Wo liegen die Vorteile?
TK: „Vorteile gibt es überall. Ich glaube, gerade hier in Los Angeles ist alles ein bisschen entspannter. Easy going. In der Nähe von Mainz, wo ich aufgewachsen bin, durfte nur eine bestimmte Art von Ziegeln aufs Dach, crazy.“
Was fehlt Ihnen noch zum Glück?
TK: „Meine Träume haben sich mit der Zeit verändert. Als ich jung war, wollte ich einfach nur lange Haare haben und eine Harley Davison und den ganzen Tag am Strand in San Diego verbringen. Und das habe ich auch gemacht. Mein beruflicher Hintergrund ist das Glasgow Theatre in Detroit und ich fände es schön, irgendwann auch zum Theater zurückzukehren. Ich würde auch gerne mit meiner Familie reisen und wie gesagt auch irgendwann nach Europa zurückkommen.“
Sie waren erst Leistungssportler, dann wurden Sie Schauspieler. Was reizt Sie an der Schauspielerei?
TK: „Was mir immer gut gefallen hat, ist die Tatsache, dass man eine Geschichte erzählen kann, von Anfang bis zum Ende. Und wir erzählen diese Geschichte dem Publikum, und das macht das Leben dieser Menschen zwar vielleicht nicht unbedingt besser, aber unterhaltsamer. Hier bei dieser Serie ist kein Ende in Sicht und man weiß nicht, wie die Geschichte sich entwickelt. Das ist auch spannend. Das Schauspielern hat mit immer schon Spaß gemacht. Ich habe immer gerne ferngesehen und vor allem auch Filme geguckt. Es ist natürlich in diesem Beruf nicht immer alles so schön, wie man sich das früher mal ausgemalt hat. Aber wenn es mal funktioniert in diesem Job, dann funktioniert es. Es ist aber nicht so glamourös wie man meinen mag, es ist in erster Linie ein Job. Aber ich glaube, die Frauen in unserer Branche haben es noch schwerer, vor allem in Hollywood. Egal wie gut man ist, man kann nur bestimmte Rollen bekommen. Die Drehbücher sind nicht für Frauen um die 50 geschrieben, ssondern für Frauen in den 20ern. Für Frauen ist es deshalb taffer. Wenn man als Mann hingegen ganz gut aussieht, kann man das ganze Leben lang arbeiten. Ich kann dies für deutsche Fernsehen nicht beurteilen, aber in den USA ist es so.“
Wie anstrengend ist es, eine solche Daily zu drehen?
TK: „Das Textlernen ist das Schwerste. Ich bin meistens schon um sechs Uhr am Set, dann gibt es Vorbesprechungen und wir beginnen mit dem Dreh dann um neun Uhr. Meistens sind wir gegen 17 Uhr fertig. Das ist okay.“
Wie geht es bei Ihnen weiter?
TK: „Die Serie geht das ganze Jahr, nur den Juli über hatte ich frei und habe diese Zeit mit meiner Familie verbracht. Im September plane ich, nach Europa zu kommen. Nach Spanien und vielleicht auch nach Deutschland.“
Ihre Frau ist ebenfalls Schauspielerin. Wie funktioniert das mit den Kindern?
TK: „Im Moment ist sie nur für die Kinder, und das ist großartig. Falls ich demnächst nach Deutschland komme, bringe ich meine Frau auf alle Fälle mit.“
Interview von Andrea Vodermayr
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© Copyright Szenenbilder: © Bell-Phillip Television Productions, Inc. All rights reserved.
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