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Wir müssen Welt verändern!

Von Prinz Salman bin Abdulaziz bin Salman bin Muhammad al Saud.

 

Als ich ein junger Student in Frankreich war, lebte ich mit einer französischen Familie zusammen. Sie wussten kaum etwas über mich, sie wussten, dass ich ein Student aus Saudi Arabien war und eines Tages wurde ich dann zum Büro des Bürgermeisters eingeladen. Den Tag danach wurde dann natürlich in den Zeitungen darüber berichtet und die Gastgeberin erzählte mir, es gibt einen Prinzen aus Saudi Arabien, der La Rochelle besuchte, deshalb wohl.
Und ich habe einfach die Achseln gezuckt. 

 

Ich habe immer ganz allein in meinem Zimmer aufgeräumt, habe meine Sachen gebügelt, mein Bett selbst gemacht, aber dann kam eines Tages der Bürgermeister vorbei, um sich von mir zu verabschieden und in dem Augenblick wurde meiner Gastgeberin klar, dass sie einen Prinzen beherbergt hatte und sie fragte mich: „Warum haben Sie mir darüber nichts gesagt?“ Und ich habe ihr gesagt, ich wollte behandelt werden, wie alle anderen auch. Für mich war es eine großartige Gelegenheit, zu lernen, wie man zuhört und auch zu entdecken, wie es sich anfühlt, Anweisungen zu erhalten.

 

In der heutigen Welt, in der es immer weniger um Werte und Prinzipien geht, erwarten junge Menschen häufig, dass alles auf einen Knopfdruck hin passiert und das das, was sie glauben, ausschlaggebend ist. „Was ich glaube, ist gut.“ Aber ist das wirklich gut? Ist das gut für alle Menschen? Ist das gut für die gesamte Menschheit?

 

Ein Mensch muss nicht nur danach schauen, was gut für ihn ist, sondern auch, was gut für die anderen ist. Es gibt eine innere, geistige Dimension, die geschützt werden muss und die genährt werden muss. Bevor ich dann La Rochelle verlassen habe, hat mich die Dame gefragt, ob ich ihr nicht eine Geschichte aus meinem Land, aus Saudi Arabien erzählen könnte und ich erzählte ihr die Geschichte von zwei Freunden, die durch die Wüste wanderten.

 

Irgendwann hatten sie einen Streit und der eine schlug dem anderen ins Gesicht, aber trotz des Schmerzes sagte dieser gar nichts und dachte sich nur: „Heute schlug mein Freund mir ins Gesicht.“ Sie sind dann weiter gelaufen, trafen auf eine Oase und wollten dort schwimmen, aber der, der geschlagen wurde, begann zu ertrinken. Sein Freund hat ihn gerettet und dann schrieb er sich auf: „ Heute hat mein bester Freund mir das Leben gerettet.“ Den ersten dieser Sätze schrieb er in den Sand, den zweiten auf den Stein und er wurde gefragt: „Weshalb schriebst du die erste Botschaft in den Sand und die zweite auf den Stein?“, er sagte nur: „Etwas wie ein Schlag ins Gesicht muss auf Sand geschrieben werden, damit man es auch auslöschen kann. Aber ich wurde gerettet und das wollte ich in Stein gemeißelt sehen.“ Und deswegen freue ich mich auch, in La Rochelle gelebt zu haben, mit dieser Familie, die mir so viel Liebe gezeigt hat. Liebe muss nicht erklärt werden, sondern gefühlt und gelebt. Es lebt tief in unserem Herzen, nicht in unserem Geist, wo die Vernunft wohnt. Kein Wissenschaftler könnte die Liebe in eine Gleichung fassen oder sie damit erklären.

 

Wenn ich nun heute fragen sollte, was der Sinn unseres Lebens ist, dann kann ich mir vorstellen, dass es eine große Stille gibt. In Zeiten der Smartphones und des Internets ist es häufig schwieriger, still darüber nachzudenken, worum es in unserem Leben eigentlich geht. 

 

Als Student hatte ich das Gefühl, dass ich alles wüsste und jetzt weiß ich, dass ich sehr wenig weiß. Je mehr wir lernen, desto mehr entdecken wir, wie wenig wir eigentlich wissen. Erfolg besteht nicht darin, mehr und mehr zu erreichen, sondern das zu schätzen, was wir haben: Werte, Prinzipien und gute Handlungen. Manchmal versuchen wir es und schaffen es nicht, aber es zu versuchen, ist das Wichtige.

 

Es gab einmal ein großes Feuer in einem Wald und die Tiere hatten große Angst und sie fragten den Löwen, was sie tun sollten. Der Löwe wusste es nicht und sie sahen, wie ein Vogel an einen nahegelegenen See flog, er dort ein paar Tropfen Wasser aufnahm und versuchte, hin und her zu fliegen, um den Wald zu löschen. Natürlich brannte der Wald ab und dem Vogel wurde gesagt: „Was du dort getan hast, war total nutzlos.“ Der Vogel antwortete: „Ich habe es aber wenigstens versucht!“ Mutter Theresa sagte einmal: „Wenn wir gute Taten vollbringen, dann haben wir das Gefühl, dass das, was wir tun, nur ein Tropfen im Ozean ist. Aber der Ozean wäre nicht der gleiche ohne diesen einen Tropfen.“

 

„Ein Mensch muss nicht nur danach schauen, was gut für ihn ist, sondern auch, was gut für die anderen ist. Es gibt eine innere, geistige Dimension, die geschützt werden muss und die genährt werden muss.“

 

Wir müssen die Welt verändern. Es ist unsere Verantwortung, eine schönere und sicherere Welt den kommenden Generationen zu hinterlassen. Deshalb möchte ich noch einmal vier Lektionen wiederholen, die ich in La Rochelle gelernt habe. Wenn man das Richtige tut, kann man nie das Falsche tun. Je mehr wir dienen, desto mehr erhalten wir. Es geht um unsere Einstellung, die die Welt verändert, es sind nicht unsere Meinungen. Bescheidenheit führt zu Dankbarkeit und Dankbarkeit zu echtem Glück. Das Leben ist eine Geschichte und es kommt nicht darauf an, wie lang die Geschichte ist, sondern wie gut sie ist. Wenn wir geboren werden, schreien und weinen wir und um uns herum sind alle dabei, zu lächeln. Wir müssen versuchen, ein Leben zu leben, an dessen Ende wir dann lächeln können, wenn alle um uns herum in Tränen aufgelöst sind. 

Vita: Der Gründer des „Visionary Movers Club“ Prinz Salman bin Adulaziz bin Salman bin Muhammadal Saud absolvierte ein Jura Studium, nach welchem er eine Dissertation veröffentlichte. Er ist sprachgewandt und setzt sich für die Einhaltung der Menschenrechte ein. In seiner Freizeit widmet er sich Tierrennen und organisiert beispielsweise jährlich ein Kamelrennen. 2012 erhielt er die Medaille der Präsidentschaft der italienischen Republik und die Medaille der Ehrenlegion in Frankreich. 2017 erhielt er den St. Georgs Orden.