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Wiesn-Wirtschaft

Marktforschung zum Münchner Oktoberfest

Das Referat für Arbeit und Wirtschaft der Landeshauptstadt München hat als Veranstalter des Oktoberfests auf der Wiesn eine repräsentative Umfrage in Auftrag gegeben, die über Wirtschaftswert des Volksfestes, Besucherstruktur und Image Auskunft gibt. Damit erfolgte eine Aktualisierung der Ergebnisse von Umfragen in den Jahren 1999/2000 und 2008.

Das Oktoberfest als Wirtschaftsfaktor

Nach aktuellen Berechnungen des Veranstalters auf Basis der genannten Umfrage betrug der Wirtschaftswert des letztjährigen Oktoberfests gut eine Milliarde Euro. Dieser Wert setzt sich wie folgt zusammen:

• Den Umfragen und Berechnungen zufolge gaben die rund 5,9 Millionen Festbesucher an den 16 Tagen insgesamt etwa 364 Millionen Euro (pro Person durchschnittlich 59,25 Euro) direkt auf dem Oktoberfest aus.

• Die auswärtigen Besucher ließen für Verpflegung, Einkäufe, Taxifahrten oder die Benutzung der öffentlichen Verkehrsmittel weitere 255 Millionen Euro in der Stadt.

• Allein für Übernachtungen gaben die auswärtigen Festgäste nochmals insgesamt rund 451 Millionen Euro aus.

• 65 Prozent der auswärtigen Gästen übernachteten während des Oktoberfests in München. Diese Übernachtungen teilen sich wie folgt auf: 30 Prozent wählten eine Unterkunft bei Freunden, Verwandten und Bekannten - 70 Prozent logierten in kommerziellen Unterkünften (Hotels, Pensionen, Campingplätze, Jugendherbergen).

Woher die Gäste kommen

Das Oktoberfest ist nach wie vor ein „bayerisches“ Fest: Die überwiegende Mehrheit der Oktoberfestbesucher kommt mit 71 Prozent aus Bayern, konkret 58 Prozent aus München und dem Umland direkt und 13 Prozent aus dem übrigen Bayern. 15 Prozent der Wiesn-Gäste reisen aus den übrigen deutschen Bundesländern an. Die restlichen 14 Prozent der Festgäste kommen aus dem Ausland, davon aus den USA 12 %, der Schweiz 12 %, Italien 12 %, GB 10 %, Österreich 8 %, Australien 7 %, Frankreich 4 %, Brasilien 3 %, Kanada 2 % und Niederlande 2 %.

Wie alt die Besucher sind

Die Wiesn ist nach wie vor ein Fest für alle Generationen. Jung und Alt feiern gemeinsam. Dem allgemeinen demografischen Wandel entsprechend steigt das Durchschnittsalter der Oktoberfestbesucher. So hat die Altersgruppe „30 Jahre und älter“ 2014 einen Anteil von 57 Prozent gegenüber der letzten Untersuchungen von 2008 mit 53 Prozent und 1999/2000 mit nur 40 Prozent. Dementsprechend ging der Anteil der unter 30jährigen von 47 Prozent 2008 auf 43 Prozent 2014 zurück. 1999/2000 betrug der Anteil der unter 30jährigen noch 60 Prozent. Der Anteil der Gruppe der 45 – 59jährigen stieg moderat auf 18 Prozent gegenüber 15 Prozent bei der Umfrage 2008 und signifikant gegenüber 9 Prozent bei den Umfragen von 1999/2000 an. Die 60jährigen und älteren Besucher waren 2014 mit 12 Prozent gegenüber 9 Prozent im Jahr 2008 vertreten. Das Geschlechterverhältnis ist mit 51 Prozent weiblichen und 49 Prozent männlichen Besuchern ausgewogen. In den Jahren 1999/2000 waren noch 62 Prozent der Gäste Männer und nur 38 Prozent Frauen. 2008 hingegen hatten Frauen mit 49 Prozent und Männer mit 51 Prozent annähernd gleichen Anteil am Festgeschehen.

Einmal Wiesn – immer Wiesn

Auf die Frage „Sind Sie zum ersten Mal auf dem Oktoberfest?“ antworteten nur 20 Prozent der Befragten mit „Ja“; 80 Prozent der Befragten sind Folgebesucher und haben die Wiesn schon früher einmal oder mehrmals besucht. Für die Mehrzahl der Wiesn-Besucher ist der Gang auf die Festwiese an den 16 Tagen keine einmalige Sache. Gute zwei Drittel aller Wiesngänger besuchen das Oktoberfest mehr als ein Mal, über die Hälfte davon drei bis fünf Mal.

Wer mit wem

Der Besuch des Oktoberfestes ist nach wie vor ein Gemeinschaftserlebnis. Die Mehrzahl der Besucher, über 96 Prozent, teilen dieses Ereignis mit dem Freundeskreis, mit Partnern oder mit der Familie. Nur 4 Prozent der Gäste begeben sich alleine in das Vergnügen.

Wiesn-Besuch mit Kindern

Im Vergleich zu 2008 stieg der Anteil aller Oktoberfestbesucher mit Kindern bis zu 14 Jahren von 6 auf 10 Prozent. Das Angebot für die jungen Wiesngäste gefällt 87 Prozent der Befragten.

Zufriedenheit der Gäste

Mit dem Angebot an Schaustellungen, Waren und gastronomischen Betrieben sind insgesamt 96 Prozent aller Befragten zufrieden, 95 Prozent mit der Vielfalt der Fahrgeschäfte. Für 62 Prozent der Befragten passt die Musik in den Festhallen, die für 77 Prozent auch nicht zu laut ist. Allerdings wünschen sich 15 Prozent der Befragten mehr Volksmusik, nur 10 Prozent hingegen mehr gängige Hits.

Bierzeltbesuch

Ein Besuch einer der 16 Festhallen gehört zu einem Wiesn-Bummel für die meisten Gäste einfach dazu: 78 Prozent aller Befragten besuchten ein Bierzelt, die restlichen 22 Prozent hatten nicht vor, eine Festhalle aufzusuchen. Für die Gruppe der Ausländer ist ein Besuch im Bierzelt attraktiver als für Deutsche. 91 Prozent der Befragten aus dem Ausland gaben an, ein Bierzelt besuchen zu wollen gegenüber 73 Prozent der Inländer. Der Besuch einer Festhalle ist besonders für die unter 30jährigen attraktiv, die es zu 87 Prozent in ein Bierzelt zieht, während drei Viertel der älteren Besuchergruppen beabsichtigten, ein Festzelt aufzusuchen. Für Männer ist der Besuch eines Festzeltes attraktiver als für Frauen. 83 Prozent der männlichen Befragten wollten ein Bierzelt besuchen, gegenüber 74 Prozent der Frauen. 80 Prozent der Bierzeltgänger gaben an, keine Reservierung gemacht zu haben. 18 Prozent der Befragten gaben an, eine Reservierung gemacht zu haben. 10 Prozent der Befragten, die nicht reserviert hatten, gaben an, sich vergeblich um eine Reservierung bemüht zu haben.

Oide Wiesn

Die Oide Wiesn, die 2016 pausieren muss, weil das Bayerische Zentral-Landwirtschaftsfest (ZLF) zeitgleich mit dem Oktoberfest auf dem Südteil der Theresienwiese stattfindet, stellt eine „Pilgerstätte“ der Einheimischen dar, da mit 64 Prozent über die Hälfte der Besucher der Oidn Wiesn aus München und dem Umland kommen. 12 Prozent der Besucher kommen aus dem übrigen Bayern und weitere 15 Prozent aus Deutschland sowie 9 Prozent aus dem Ausland. Eine Besuchsabsicht der Oidn Wiesn gaben 61 Prozent der Befragten an. 71 Prozent der Befragten fanden, dass die Oide Wiesn das Oktoberfest bereichert. Besonders geschätzt wird auf der Oidn Wiesn, dass es dort „weniger Trubel“ gibt (62 Prozent). Das nostalgische Flair mit den historischen Fahrgeschäften und Attraktionen macht den besonders Reiz dieses Teils der Wiesn aus (60 Prozent) und wirkt positiv auf die Stimmung und Atmosphäre (53 Prozent). 39 Prozent der Befragten hofften auf freie Plätze in den Festzelten. Die Oide Wiesn wird als ein authentisches „Stück Heimat“ (31 Prozent) bezeichnet. Die offenen Antworten auf die Frage „Was gefällt Ihnen auf der Oidn Wiesn“ spiegeln dies wider: Der nostalgische Volksfestteil ist gemütlich und traditionell. Hier wird gezeigt, wie es früher war, als das Bier noch in Steinkrügen serviert wurde und die Blasmusik spielte. Hier treffen sich die Einheimischen und die wenigen Touristen fallen nicht auf. Das Angebot zum Tanzen, die Musikauswahl und die Kulturvermittlung werden als positiv empfunden. Die bunte Vielfalt der Fahrgeschäfte und anderer Be- lustigungen wird als Bereicherung eines Wiesnbesuchs angesehen. 27 Prozent der Befragten gefällt speziell das Angebot für Kinder auf der Oidn Wiesn. Das Angebot für Kinder überzeugt dabei die Eltern- wie die Großelterngeneration. Trotz Eintrittsgeld wird die Oide Wiesn als günstig erlebt. Erwähnenswert war auch das Angebot an veganen Speisen. Eine offene Antwort fasst den Eindruck, den die Oide Wiesn macht zusammen: „Einfach schee is!“.

 

Bekanntheitsgrad der Wiesn

Das Oktoberfest ist weltweit bekannt und ein „Selbstläufer“. Seit 1985, dem Jahr des 175. Oktoberfestjubiläums mit 7,1 Millionen Besuchern, wird für die Wiesn nicht mehr geworben. Bereits eine Umfrage über Akzeptanz und Bekanntheit deutscher Begriffe im Ausland, die im Auftrag der Deutschen Zentrale für Tourismus im Februar 1999 von der Agentur Bates weltweit durchgeführt wurde, ergab, dass 91 Prozent der Befragten den Begriff „Oktoberfest“ kannten. „Das Oktoberfest kennt man einfach, es ist allgemein bekannt“, antworteten 2008 über 57 Prozent aller Erstbesucher der Wiesn auf die Frage, „Wie sind Sie auf das Oktoberfest aufmerksam geworden?“. Heute tragen die soziale Medien das Oktoberfest in alle Welt: Aktuell finden zum Beispiel der Suchdienst „Google“ zum Begriff „Oktoberfest“ Einträge in Millionenhöhe, „youtube“ knapp eine Million Einträge und „Twitter“ zwitschert 3,5 Millionen Mal über die Wiesn. Nicht zu vergessen die Webcams, die auf der Wiesn installiert sind und täglich live Bilder des Festgeschehens rund um den Globus liefern. Durch seinen weltweiten Bekanntheitsgrad ist das Oktoberfest ein touristischer Magnet und Exportartikel par excellence.

 

Imagewert der Wiesn

Über 2.000 „Oktoberfeste“ werden weltweit veranstaltet. Hiervon finden die Größten in Blumenau (Brasilien) und in Kitchener (Kanada) mit jeweils rund einer Million Besuchern statt, gefolgt von Frankenmuth/Michigan (USA) mit etwa 350.000 Besuchern. In China gibt es „Bierfeste“ der Superlative: Die im Juli und August stattfindenden Feste in Peking, Dalian und Quingdao weisen Besucherzahlen in Millionenhöhe auf. Das „Fest der Feste“ prägte das Image der weißblauen Metropole unverkennbar. Der Werbewert der Wiesn für München ist zwar nicht messbar, doch der Ruf, den München durch das Oktoberfest national und international genießt, schlägt sich in den Besucherzahlen nieder. Nicht zuletzt dank dieses einmaligen Volksfestes gehört München zu den führenden Tourismus-Metropolen Deutschlands.

 

Unternehmen „Oktoberfest“

 

Arbeitsplatz Wiesn

Während der „Wiesn-Saison“ stehen auf dem Oktoberfest etwa 13.000 Arbeitsplätze bereit. 8.000 Beschäftigte werden in festem Arbeitsverhältnis angestellt, weitere 5.000 Personen finden als wechselnde Beschäftigte auf der Wiesn Arbeit.

 

Die Organisation

Seit über 180 Jahren wird das Oktoberfest von der Landeshauptstadt München ausgerichtet und die Entwicklung des Volksfestes von städtischer Seite gesteuert. Für die Organisation und Abwicklung des Festes ist der Leiter des Referats für Arbeit und Wirtschaft, Bürgermeister Jo- sef Schmid verantwortlich. Auf seinen Vorschlag trifft der Wirtschaftsausschuss des Münchner Stadtrats alle wichtigen Entscheidungen über die Wiesn. Etwa 1.400 Bewerbungen von Schaustellern und Markt- kaufleuten gehen jährlich ein und werden bewertet. Letztlich werden rund 600 Bewerber zugelassen. In diesem Jahr mit dem ZLF konnten bei der „kleinen Wiesn“ auf 26 Quadratmetern Fläche unter 1.266 Be- werbern insgesamt immerhin 524 Beschicker zugelassen werden.

 

Merchandising: Das Oktoberfest-Plakat und Wiesn-Logo

Seit 1952 lobt die Landeshauptstadt München als Veranstalterin des Oktoberfests einen Wettbewerb um das Motiv des Oktoberfest-Plakat aus. Das preisgekrönte Motiv erscheint im Internet, auf Lizenzartikeln und auf 10.000 Plakaten. Zusätzlich ziert es den offiziellen Serienmaßkrug, der jährlich die 1978 begonnene Reihe von begehrten Sammlerkrügen fortsetzt. Das Motiv des Oktoberfest-Plakats 2017wird erstmals in einem offenen Online-Wettbewerb ermittelt. 1995 kreierte der britische Designer Alan Fletcher zwei lachende Maßkrüge als Logo für die kommerzielle Vermarktung des Oktoberfests. Mit Schaffung dieses Gütesiegels soll die Wiesn als ein Stück Münchner Kulturgut weltweit geschützt werden. Die markenrechtlich eingetragene Wort-Bild-Marke „Oktoberfest München“ bürgt für die Qualität und Authentizität der überwiegend mit dem Plakatmotiv ausgestatteten Merchandisingartikel.