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Kardinal
Als ich Weihbischof wurde, konnte ich mir einen Wahlspruch aussuchen. Mit diesem Wort aus dem 2. Korintherbrief wollte ich deutlich machen, dass Freiheit das wesentliche Thema unseres Glaubens ist. Es ist eine zutiefst christliche Fragestellung, die an das Zentrum unseres Glaubens rührt. In der modernen Welt wurde dem Glaube ja unterstellt, dass er mit einem Freiheitsverlust einhergeht. Aber das Gegenteil ist der Fall. Freiheit ist die Voraussetzung für Verantwortung und Liebe. Der freieste Akt eines Menschen ist, einem anderen Menschen zu sagen: Ich liebe Dich. Damit ist im selben Augenblick die intensivste Verbindung und Verbindlichkeit gegeben, die für Menschen gelten kann. Der christliche Freiheitsgedanke ist im Sinne des von mir gewählten Wahlspruchs des Apostels Paulus zu verstehen. Freiheit heißt nicht: Ich kann machen, was ich will. Sondern es bedeutet, dass sich jemand in Freiheit in die Arme Gottes hineinwirft. Dadurch kann der Mensch Vollendung erreichen. Wir können Freiheit auch als das große Geschenk der Liebe Gottes sehen, mit dem wir sorgsam umgehen sollen.
Vita: Der 59-jährige Kardinal Reinhard Marx wurde in Geseke, Nordrhein-Westfalen geboren. Nach seinem Studium der Theologie an den Universitäten Paderborn und Paris wurde er 1979 zum Priester geweiht. Er bekleidete viele kirchliche Ämter, darunter wurde er von Papst Johannes Paul II. zum Bischof von Trier und Weihbischof von Paderborn ernannt. Seit 2008 ist Kardinal Marx Erzbischof von München und Freising.