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Endlich unendlich

Von welcher Idee und Inspiration haben Sie sich beeinflussen lassen? 

Linke: In meiner Kollektion dienten mir zwei Themen als Inspiration. Zum Einen die Mineralien, genauer gesagt Turmalin. Es hat mich fasziniert, was man alles in diesen Jahrtausende alten Steinen erblickt, wenn man nur genau hinsieht – die Kräfte, die auf die Mineralien einwirkten, Verschiebungen und Verwerfungen. Die zweite Idee war die der Parallelwelten. Ich habe mich ausführlich mit verschiedenen Theorien zum Aufbau des Universums beschäftigt. Der menschliche Geist kann sich ja nicht vorstellen, dass das Universum unendlich ist, aber auch nicht, dass es irgendwann aufhört. 

Wie haben Sie diese Ideen umgesetzt? 

Linke: Die Stücke haben eine Schleife, die sich um den Körper wickelt. Diese steht für Unendlichkeit. Außerdem habe ich Falten eingearbeitet, die denen der Mineralien nachempfunden sind und Luftschlitze eingebaut. In Bewegung lassen diese Luft ein und füllen die Kleider auf – wie der Urknall das Universum immer größer werden lässt. Unendlichkeit und Ausbreitung sind die beiden grundlegenden Themen, die ich umsetzen wollte.  

Benötigten Sie dafür spezielle Stoffe? 

Linke: Ja, schon. Es ist ein Mischgewebe mit hohem Seidenanteil. Mir war wichtig, dass der Stoff ein fließender und fallender ist. Es sind durchaus konventionelle Stoffe. Schließlich wollte ich das Gewöhnliche mit dem Außergewöhnlichen verbinden. Das Oberteil ist ein recht normaler Damenblazer, die Schleife bildet den Kragen und den Hosenbund. An die schließt sich wiederum eine wenig konventionelle Hose an. Sie ist leger, lässig, vielleicht sogar etwas frech. Diese Kombination habe ich angestrebt. 

Welche Bedeutung hatte die Farbgebung? 

Linke: Ich wollte etwas dunkles aber nichts schwarzes erschaffen. Der Turmalin gibt es zwar in sehr vielen verschiedenen Farben, aber das Türkis-Violette hat mir besonders gefallen. 

Wie sind Sie bei der Entwicklung der Kleider vorgegangen? 

Linke: Es ist klar, dass man vor dem Nähen ein Konzept braucht. Schon zu Beginn wusste ich, dass ich enge Oberteile und weite Hosen verbinden wollte. Ich habe viele Einzelteile gezeichnet, ausgeschnitten und immer wieder neu zusammen gefügt. So entstanden verschiedene Kombinationen. Schlussendlich musste ich mich zwischen einer asymmetrischen und symmetrischen Variante entscheiden und es sind die symmetrischen geworden. Natürlich zeichnet man vorher auch viel – am liebsten mache ich das per Hand. Vieles entsteht heute am Computer, aber wenn ich kann, ziehe ich das Manuelle vor. Farbe bekommen die Stücke dann durch Aquarellfarben.  

Wie lange haben Sie insgesamt gebraucht? 

Linke: Vom ersten Entwurf bis zum fertigen Teil vergingen rund fünf Monate. Die meiste Zeit habe ich wahrscheinlich mit Recherche verbracht. Das mache ich sehr gerne – nachforschen und mich von anderen Themen inspirieren lassen.