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Im Dienst des Kuchens

Seit über 50 Jahren steht die Familie Widmann „im Dienst des Kuchen“. 1964 von Konditormeister Jakob Widmann gegründet, hält nun mit Sohn Franz Widmann die zweite Generation das Backzepter in der Hand. Der Familienbetrieb stellt feinste Back- und Konditoreiwaren sowie Pralinen in traditioneller Handarbeit her. Sogar Eis gibt es aus eigener Herstellung. Insgesamt zählen 50 Mitarbeiter zum Team Widmann und mehr als 500 Produkte zum Sortiment. Disy hat sich mit Franz Widmann getroff en. Er hat verraten, wie jeder Kuchen gelingt. Lesen Sie unser Interview!

 

Stand für Sie schon immer fest, dass Sie Konditor werden? 

Widmann: Natürlich. Schon als Kind habe ich erfahren, was den Beruf des Zuckerbäckers ausmacht . Mit einem Team von erfahrenen und motivierten Mitarbeitern Köstlichkeiten und kleine Kunstwerke zu kreieren und dabei unsere Kunden zu verwöhnen und glücklich zu machen, ist eine tolle Aufgabe. Deshalb gibt es auch gar keine Überlegung etwas anderes zu machen. Das war eine gute Entscheidung und ich bin sehr zufrieden in diesem Beruf. 

 

Da haben Sie, den Beruf mit in die Wiege bekommen? 

Widmann: Mein Vater macht dies bereits seit 50 Jahren und immer noch mit voller Leidenschaft. 1964 hat er angefangen und meine Mutter als gelernte Konditoreiverkäuferin ist Anfang der 70er dazugekommen. Nach der Ausbildung zum Konditor und anschließender Praxis im Beruf, auch im Ausland, habe ich die Meisterprüfung im Konditorenhandwerk in München abgelegt. Seit 1999 bin ich in unserem Betrieb tätig. 


50 Jahren ist eine lange Zeit. Was ist Ihr Geheimnis? 

Widmann: In unseren Betrieb stehe ich dahinter, dass wir 100 Prozent Qualität liefern. Oberste Priorität hat in unserem Hause Frische und eine große Vielfalt der Produkte die wir herstellen. Ich fahre selbst in die Großmarkthalle und kaufe die Früchte ein, die wir verarbeiten. Von Äpfeln über Zwetschgen bis zu Erdbeeren wird alles von mir selbst ausgesucht. Wir achten schon beim Einkauf auf beste Qualität. 

 

Man merkt, Sie sind mit Herzblut dabei. Worauf freuen Sie sich, wenn Sie morgens in die Backstube kommen? 

Widmann: Natürlich auf viele Dinge. Als Erstes auf den Geruch von gebackenem Hefeteig, Gewürzen wie Vanille und Kardamom und frischem Kaffee. Dann auf die Kreativität, die man jeden Tag aufs Neue beweisen kann, um tolle Kreationen wie Pralinen, Törtchen und Hefegebäcke den Kunden zu präsentieren. Man kann sich immer wieder begeistern mit der Kombination neuer Geschmäcker und Dekoren aus Schokolade, Karamell und Früchten. Wenn dann ein Produkt entstanden ist und im Laden steht, der Kunde sich darüber freut und es ihm schmeckt, gibt es nicht Schöneres. Natürlich gibt es auch Berufe, die einfacher sind, aber mir gefällt genau das, was ich mache! Ich glaube man muss seinen Beruf gerne machen, um damit glücklich zu sein. 

 

Sie schwingen jetzt in der zweiten Generation das Backzepter. Wie sieht es mit der dritten Konditor-Generation bei Ihnen aus? 

Widmann: Ja, die dritte Generation gibt es schon, aber die sind noch zu klein, dass man es noch nicht wirklich sagen kann, was sie später machen wollen. Aber ich arbeite daran, dass sie Spaß an dem Handwerk erfahren. Bei unseren Auszubildenden funktioniert das super. Sie tragen unseren hohen Qualitätsanspruch bereits mit und sind erneut im Jahr 2015 als beste deutsche Nachwuchskräfte im Konditoreihandwerk ausgezeichnet worden. 

 

Wie kann man sich den Alltag als Konditormeister vorstellen? 

Widmann: Im Vergleich zu früher ist das Unternehmen größer geworden.  Allgemein gehört natürlich ein wenig mehr dazu, als nur Kuchen zu backen. Wir haben 20 Konditoren und Auszubildende in der Backstube plus unser Verkaufs- und Serviceteam. Das Führen des Unternehmens nimmt einen großen Teil meiner Arbeit ein. Aber auch das muss gemacht werden. Lieber bin ich in der Backstube beschäftigt oder unterwegs auf dem Markt und kaufe frische Waren ein.

 

Hat sich die Verwendung von industriell-hergestellten Backmischungen und rohen Teiglingen etabliert? 

Widmann: Natürlich ist es so, dass der technische Fortschritt nicht bei den Konditoren und Bäckern halt macht. In wie weit Produkte dieser Art eingesetzt werden, muss jeder Betrieb selbst und für die jeweilige Situation entscheiden. Man versucht natürlich einfacher und kostengünstiger zu produzieren, was durchaus legitim ist. Jedoch produziert eine traditionelle Konditorei ohne chemische Zutaten oder Konservierungsprodukte. Vom Anfang bis zum Ende soll das Produkt im Hause selbst hergestellt werden. Bei uns ist dies so und ist für unsere Konditorei der richtige Weg. Die traditionelle Herstellung ist mir sehr wichtig. 


Halten aktuelle Ernährungs-Trends, wie „Low-Carb“, Einzug in ihre Sortimentsplanung? 

Widmann: Es sind eher die Bäckereien, die sich mit diesem Thema beschäftigen, da diese Grundnahrungsmittel herstellen. Die Konditorei ist als Genussmittelhandwerk bekannt und ich muss zugeben, dass der klassische Kuchen aufgrund des meist hohen Zuckeranteils nicht zu den besonders gesunden Lebensmitteln zählt. Aber wenn ein Kunde zu uns kommt, hat er schon vor, ein wenig zu sündigen. Bei uns gibt es ständig Neuentwicklung. Ein bis zwei Konditoren sind damit beschäftig sich neue Produkte einfallen zu lassen. Wenn diese dann perfekt sind, kommen sie ins Sortiment. Man entwickelt sich natürlich weiter und das sollte man auch. Wir passen uns den Wünschen und Geschmäckern der Kunden an. 

 

Verraten Sie uns den ultimativen Trick mit dem in der heimischen Küche jedes Kuchenrezept gelingt? 

Widmann: Also der wichtigste Trick beim Backen ist, dass man das was man herstellt, mit Liebe macht und dann funktioniert es. Rezepte sind gar nicht so wichtig. Wenn man Liebe reinsteckt, ist es das Beste Rezept. 

 

Haben Sie ein Rezept fürs glücklich sein? 

Widmann: Also wenn man das Rezept fürs glücklich sein hätte, wäre das die tollste Sache. Aber wenn man Dinge in der Arbeit machen kann, die Spass machen, dann ist schon ein Großteil davon erfüllt, um glücklich zu sein.