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Weniger ist mehr
Im Interview verrät der Plastische Chirurg Dr. Dominik von Lukowicz die aktuellen Trends der Schönheitsbehandlungen.
Wie oft sind Sie als Schönheitschirurg selbst schon behandelt worden?
Lukowicz: Ich behandle mich selbst hin und wieder mit Botulinum Toxin. Das entspannt die Muskulatur. Ich habe damit vor einigen Jahren begonnen. Allerdings weniger aus ästhetischen Gründen, sondern weil ich nach aufwendigen Operationen mit dem Operationsmikroskop migräneartigen Kopfschmerzen bekommen habe. Das Spritzen von Botulinum hat gegen den Kopfschmerz geholfen.
Was genau ist Botulinum Toxin?
Lukowicz: Botulinum Toxin ist ein Medikament, das die Reizweiterleitung am Muskel gezielt hemmen kann. Es ist sehr gut dosierbar und lässt sich somit auch sehr sicher anwenden. Richtig eingesetzt kann man damit die Falten stark reduzieren und trotzdem noch Mimik erhalten. Das typische Hollywood "frozen face" ist nicht mehr zeitgemäß. Auch kann man z.B. Augenbrauen anheben, indem man gezielt die Muskeln schwächt, die die Augenbrauen nach unten ziehen.
Sie sind Fachmann für Schönheit. Was ist Schönheit eigentlich?
Lukowicz: Schönheit ist für mich vor allem Natürlichkeit. Wichtig ist mir, dass meine Patientinnen nicht aussehen als würden sie regelmäßig zu mir kommen. Jedes Gesicht ist unterschiedlich und man kann heutzutage mit relativ wenig Aufwand besondere Akzente betonen und andere, die einem vielleicht nicht so gefallen, weniger betonen. Auch kann das Hautbild meist deutlich verbessert werden. Damit entsteht dann wieder ein gesünderes und jugendlicheres und somit auch ein attraktiveres Aussehen. Die Patientinnen gewinnen an Selbstbewußtsein, fühlen sich schöner und wirken damit anziehender. Mein ästhetisches Empfinden ist gefragt wenn es darum geht, nur so viel zu verbessern, dass das Gesicht in sich stimmig ist.
Wo gibt es Grenzen?
Lukowicz: Die Grenzen sind dort, wo die Vorstellungen der Patienten schlecht bis gar nicht umsetzbar sind oder auf Kosten der Gesundheit gehen. Dort gebe ich dann eine umfassende Aufklärung und suche mit dem Patienten gemeinsam nach einer sinnvollen Lösung.
Stimmt es, dass Ihr Klientel immer jünger wird?
Lukowicz: Ja, etwas. Ich denke, es liegt daran, dass die jüngere Generation bereit ist, zu verändern, was sie stört. Früher war das oftmals ein Tabubruch, wenn jemand trotz bester Gesundheit einen Arzt aufsucht. Aber es gibt dabei auch übertriebene Schönheitsideale, bei denen ich nicht so einfach mitgehen kann. Da rate ich dann gerade jungen Leuten von einer Operation ab.
Ist Facelifting noch ein großes Thema?
Lukowicz: Das schon. Nur ist die Zielgruppe deutlich älter als noch vor ein paar Jahren. Durch die Volumentherapie mit Hyaluronsäure oder Eigenfett kann das Facelifting an sich mehrere Jahre nach hinten geschoben werden. Das Verfahren mit Volumenersatz ist nicht operativ und minimal invasiv und genau deswegen weniger riskant. Zudem lassen sich Fillermaterialien wie Hyaluronsäure sogar wieder auflösen, sollte der Effekt nicht gefallen.
Was genau ist eine Volumentherapie?
Lukowicz: Bei einer Volumentherapie werden Hyaluronsäuren unterschiedlicher Vernetzung oder Eigenfett in relativ tiefe Schichten im Gesicht gespritzt. Dort können sich die Materialien einbauen. Die Hyaluronsäure kommt im Körper auch natürlich vor. Die hohe Wasserbindungsfähigkeit lässt die Haut jung und vital wirken. Von dem Unterspritzen einzelner Falten sind wir eher abgekommen. Die Volumentherapie schafft eine besondere Verbesserung ohne dass ein Gesicht "gespritzt" aussieht. Der Effekt ist sofort sichtbar und einfach umwerfend. Ich zeige meinen Patientinnen im Spiegel das Ergebnis nachdem ich die erste Seite behandelt habe und die andere Seite noch unbehandelt ist. Da bemerke ich immer großes Erstaunen und Zufriedenheit.
Welche Falten sind besonders oft behandlungsbedürftig?
Lukowicz: Die meiste Nachfrage habe ich bei Falten im Stirnbereich, die seitlichen Augenfalten und die Falten zwischen Nase und Mund und zwischen Mund und Kinn. Am eindrucksvollsten finde ich die Sofortergebnisse nach der Behandlung der Tränenrinne und des Mittelgesichtes. Dadurch sehen die Patientinnen teilweise um einige Jahre jünger aus ohne dass ein Außenstehender sagen kann, ob etwas gemacht wurde.
Was versprechen sich die Patienten durch eine Falten- oder Volumenbehandlung?
Lukowicz: Die meisten wollen wie vorher aussehen - nur etwas besser. Das bedeutet vor allem, dass man erholter und frischer wirkt. Deswegen ist Natürlichkeit wichtig. Eine stufenweise Verbesserung ist da sehr vorteilhaft, weil das Umfeld es dann meist nicht mitbekommt. Es kommen die typischen Fragen wie: 'Warst Du im Urlaub?'
Wie schnell entwickelt sich der technische Fortschritt?
Lukowicz: Neuigkeiten gibt es ständig. Hier muss man jedoch gut filtern. Viele Dinge, die angeboten werden, machen gar keinen Sinn. Ich denke hier sehr erfolgsorientiert. Ohne Wirkung gibt es keine zufriedenen Patientinnen. Natürlich muss man auf dem Laufenden bleiben. Dazu besuche ich mindestens vier- bis fünfmal jährlich Fachtagungen, bei denen sowohl ich selbst zu Wort komme, mir aber auch die Vorträge meiner Kollegen anhöre. Teilweise operiere ich vor, leite Workshops und bekommen natürlich widerum auch die neuesten Technologien nähergebracht. Außerdem informiere ich mich regelmäßig in der Fachliteratur über den aktuellen Forschungsstand und Neuigkeiten.
Ist das Neueste auch immer das Beste?
Lukowicz: Nein. Das Beste ist immer, was am risikofreisten ist. Sicherheit geht für mich vor. Es ist deswegen auch wichtig, sich mit dem neuesten Stand der Technik kritisch auseinanderzusetzen. Ich sehe mir neue Techniken an und verwende sie aber erst, wenn ich mir sicher bin, dass es sinnvoll und ungefährlich ist. Meine Patientinnen sind ja keine Versuchskaninchen. Es gibt da zum Beispiel das Needling. Das ist bewährt und steht der Lasertechnik gegenüber, die für Verbrennungen und Pigmentverschiebungen sorgen kann.
Was ist Needling?
Lukowicz: Mit Needling wird eine Verjüngung des Gesichtes erzielt. Dabei kann das ganze Gesicht mit Dekolleté, aber auch Hände und Arme behandelt werden. Mit einem so genannten Dermaroller, einer kleinen Walze mit feinen Nädelchen, werden ganz viele kleinste Wunden in der Lederhaut erzeugt und über die Wundheilungskaskade die Hauterneuerung angeregt. Das Ergebnis ist eine Verbesserung der Hautqualität mit erhöhter Elastizität. Außerdem kann man mit zusätzlicher Behandlung Hauttumoren und anderen Schädigungen vorbeugen. Es klingt wild, lässt sich aber prima nach Auftragen einer schmerzstillenden Salbe durchführen. Zwei bis drei Tage ist die Haut gerötet, danach sieht man keine direkten Spuren der Behandlung mehr.
Kann man auch Behandlungen kombinieren?
Lukowicz: Ja, zu der o.g. Behandlung passt z.B. der Volumenaufbau im Mittelgesicht. Hier wird mit einer stumpfen Kanüle das Volumen von der Seite in den Bereich unterhalb der Augen, seitlich der Nase eingebracht. Die stumpfe Kanüle ist flexibel und sucht sich den Weg des geringsten Widerstandes. Dadurch entstehen meist keinerlei Blutergüsse oder Schwellungen. Man kann also direkt wieder unter Menschen gehen.
Stumpfe Kanüle - das klingt schmerzhaft...
Lukowicz: Nein, das ist nicht schmerzhaft. Es handelt sich dabei um eine stumpfe aber auch biegsame Kanüle, die das Gewebe weniger verletzt und bei der durch den kleinen Einstich breitflächiger gespritzt werden kann. Statt das Unterhautgewebe auf geradem Wege zu durchstechen, sucht die flexible Kanüle sich ihren Weg durch die Strukturen und verletzt weder Blutgefäße noch andere empfindliche Bereiche. Deshalb ist die Behandlung für Patienten weniger schmerzhaft und es entstehen auch weit weniger Blutergüsse.
Wie schnell sind Schönheitsbehandlungen umsetzbar?
Lukowicz: Das ist unterschiedlich. Vom Gesetzgeber sollte ein Tag zwischen Beratung mit Aufklärung und Behandlung liegen. Daran halten wir uns auch. Eine Ausnahme stellen hier die minimalinvasiven Behandlungen mit Botulinum und Fillern da. Mittlerweile wird hier ein gewisses Grundwissen vorausgesetzt, so dass eine Behandlung unmittelbar nach dem Beratungsgespräch erfolgen kann. Das wird aber mit jedem Patienten individuell besprochen.
Gibt es Unterschiede in der Behandlung zwischen Männern und Frauen? Lukowicz: Für Männer ist bei der Faltenbehandlung besonders wichtig, dass die Mimik erhalten bleibt. Dabei kommt es drauf an, dass an den richtigen Stellen die richtige Menge gespritzt wird. Die Bewegung darf dem Gesicht nicht genommen werden. Stellen Sie sich einen Anwalt vor, der seine Mimik verloren hat, da fehlt doch gleich die Glaubwürdigkeit. Das Gleiche gilt für eine Schauspielerin. Wenn sich gar nichts mehr bewegen lässt, so ist das Instrument, das Gesagte mit Gefühlen zu untermalen, weg.
Das darf nicht sein. Und weswegen kommen Männer sonst zu Ihnen? Lukowicz: Die häufigsten ästhetischen Eingriffe bei Männern sind Schweißdrüsenabsaugung, die Fettabsaugung, hier allem voran die Absaugung der Hüften, aber auch die Behandlung der männlichen Brust und Bauchdeckenstraffungen nach großer Gewichtsabnahme.
Viele Frauen sind mit ihrem Körper unzufrieden. Was stört die Frauen am meisten?
Lukowicz: Nach wie vor ist der häufigste Eingriff die Brustvergrößerung, ganz knapp gefolgt von der Fettabsaugung und der Oberlidstraffung. Danach folgen Nasenoperationen und Straffungen von Bauch, Armen und Beinen. Auch bei diesen Eingriffen steht das Erreichen eines natürlichen Ergebnisses im Vordergrund. Auch eine Schönheitsoperation ist eine Operation. Viele Menschen haben davor Angst.
Warum können Patienten Ihnen vertrauen?
Lukowicz: Mit meiner Ausbildung zum Facharzt für Plastische und Ästhetische Chirurgie habe ich eine sehr breite Ausbildung genossen. Mit der Handchirurgie habe ich das gewebeschondende Operieren gelernt. Von vielen rekonstruktiven Operationen über die gesamte Ästhetische Chirurgie habe ich von vielen sehr guten Lehrern lernen dürfen. Damit ist ein Grundstein gelegt. Genauso wichtig ist natürlich der Umgang mit den eigenen Fähigkeiten. Wenn ich etwas nicht guten Gewissens anbieten kann, dann lasse ich es. Ich finde mit den Patientinnen gemeinsam eine Lösung. Dadurch wird sichergestellt, dass die Bedürfnisse und Wünsche der Patientin umgesetzt werden. Eine umfassende Aufklärung und Beratung sind selbstverständlich und ich mache meine Patientinnen mit allen möglichen Risiken vertraut. Ich verharmlose keine Operation oder rede sie schön. Eher im Gegenteil, ich dramatisiere fast noch etwas. Gleichzeitig lege ich großen Wert auf eine Risikominimierung und eine gute Nachbehandlung. Und das nimmt den meisten auch die Angst. Heutzutage können diese Operationen sehr sicher durchgeführt werden. Meine Patientinnen haben immer die Zeit, die sie brauchen, um sich für oder gegen eine Operation zu entscheiden. Diesen Entscheidungsprozess begleite ich auch wenn es gewünscht ist. Natürlich stehe ich meinen Patientinnen auch nach der Operation immer zur Verfügung.
Sie sind einer der erfolgreichsten Münchner Schönheitschirurgen. Worin unterschieden Sie sich von Ihren Kollegen?
Lukowicz: Im Laufe der Jahre habe ich mein Spektrum etwas eingeschränkt. Ich habe mich auf ein paar Spezialgebiete konzentriert. Dadurch führe ich eine sehr hohe Anzahl an Operationen durch. Eines meiner Schwerpunkte ist die Intimchirurgie bei der Frau. Aber ich unterscheide mich natürlich auch in Bezug auf meine Patienten. Ich widme ihnen viel Zeit und lege eine hohen Wert auf einen individuellen Behandlungsplan. Ich möchte niemandem meine Ideen aufdrängen, sondern suche mit den Patienten zusammen nach einer gemeinsamen Lösung. Das führt zu einer großen beiderseitigen Zufriedenheit.
Ist Intimchirurgie wirklich gefragt?
Lukowicz: Ja, die Nachfrage im Bereich der Intimchirurgie ist sehr groß und stark wachsend. Natürlich geht es bei der Intimchirurgie auch um Ästhetik, aber oft gibt es gesundheitliche Gründe für einen Eingriff in dieser Region. Das sind ernstzunehmende Beschwerden, die sich vor allem beim Radfahren oder Reiten in Form von großen Schmerzen zeigen.
Sind Sie der einzige Fachmann auf diesem Gebiet?
Lukowicz: Nein, ich bin nicht der Einzige. Es gibt einige, die z.B. die Schamlippenverkleinerung anbieten. Meist ist es für den Operateur dann wieder ein Thema unter vielen. Leider herrscht immer noch die Meinung vor, dass das etwas ist, was jeder ganz einfach machen kann. Das Resultat ist oft verheerend, die Korrekturen aufwendig und schwierig. Es ist bei dem derzeitigen Angebot nicht leicht, den richtigen Arzt zu finden. Als zweiter Vorsitzender der Gesllschaft für Ästhetische und Rekonstruktive Intimchirurgie arbeite ich auch an einer verbesserten Ausbildung und Operationsqualität. Das gleiche gilt aber auch für die anderen Operationen und Eingriffe die ich durchführe. Nur so verdienen wir das Vertrauen unserer Patientinnen.
Dr. Dominik von Lukowicz
Aus einer Arztfamilie kommend, wusste er schon früh, wohin sein Weg führen sollte. Während des Studiums kristallisierte sich seine Vorliebe zur Plastischen und Ästhetischen Chirurgie heraus. Vor allem das feine Arbeiten, Gestalten und Formen faszinierten ihn. Um eine möglichst umfassende Ausbildung zu bekommen und besondere Fertigkeiten zu erlernen, suchte er in Fachkreisen anerkannte Spezialkliniken aus. Nach seiner Facharztausbildung hatte er die Möglichkeit, an einer der führenden Kliniken für Plastische und Ästhetische Chirurgie zu arbeiten.