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Frühling 2007

Niemals wieder

Wow, was für eine Endgültigkeit liegt in diesen Worten. Ich habe sie heute Abend gesagt: „Wisst ihr eigentlich, dass wir wahrscheinlich niemals wieder so zusammensitzen werden wie heute?“.

Ich muss diese Worte auf meiner Weltreise oft aussprechen. Dabei möchte ich so gern wiederholen. Noch mal auf „Start“ drücken, noch mal zurückspulen, noch mal genießen. Nein, es wird sich niemals wiederholen! Ein Augenblick, vorbei. Vielleicht vergessen.

Ich saß mit Freunden. Sie gehörten für mich zum Schiff. Sie gehörten zu dieser
Reise. Aber – sie gehörten nicht mir. Sie waren geliehen für diese Augenblicke
der Harmonie, der Freude, des „So kann es auch sein“, der Vertrautheit, der
Freundschaft.

Verflixt! Warum ist es so schwer, nur den Augenblick zu genießen. Egal was kommt, was wird oder nicht wird. Werde ich wieder in mein altes Leben schlüpfen und ihre Spuren werden in meinem und meine in ihrem Leben verblassen?

„Es kommen immer wieder Neue…“ Aber wird man sich erinnern? Wird man einmal sagen: „Weißt du noch? Die Anja…“ Wenn ich realistisch bin, werden sie es nicht erwähnen. Vielleicht wird einer flüchtig daran denken. Vielleicht werden die neuen Eindrücke die alten Erinnerungen verblassen lassen. Vielleicht wird es manches Mal einen Moment, eine Situation, ein Lied, ein Essen oder einen Ort geben, wo mein Bild flüchtig wieder auftaucht.

„Niemals wieder.“
Kennt Ihr auch das Gefühl, wenn man einen lieben Menschen für immer verliert, dass es nicht sein kann, nicht sein darf, dass sich die Welt normal weiter bewegt? Müsste die Welt nicht stehen bleiben? Wenigstens einen Augenblick? Müssten die Menschen nicht inne halten? Wenigstens eine Minute? Es ist so verrückt, wie wichtig wir unsere Rolle nehmen und wie unwichtig wir im Verhältnis sind. Sie war da. Es war schön. Sie ist weg. Schade. Es sind neue da, gebt uns ein paar Tage, dann sind wir drüber weg. „Es wird niemals mehr so sein, wie in diesem Augenblick.“ Wohl denen, die es in diesem Augenblick spüren. Die es nicht erst greifen, wenn es vorbei ist. Genießt!!! Genießt!!! Genießt!!! Jetzt, nicht morgen. Heute, nicht irgendwann. Und macht nicht den Fehler wie ich: Traurig sein schon in dem Moment, wo es schön ist. Traurig sein, über die Kürze des Augenblicks. Beleidigt sein über die eigene winzige Rolle und den unsagbaren Wunsch, wenigstens Spuren zu hinterlassen.

Liebe Leser, macht etwas aus Eurem Leben. Hinterlasst Spuren, Zeichen, Erinnerungen. Grabt euch ein. Zeigt, dass Ihr da gewesen seid. Macht, dass Eure Familie, Eure Mitmenschen, Eure Freunde Euch nicht vergessen. Seid
wichtig! „Niemals mehr?“ Sicher. Bestimmt. Vielleicht. Aber: Unvergessen wenigstens!