• Dezember 09, 2021
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Eine Kreuzfahrt mit der MS EUROPA 2 

zu Corona-Zeiten. Wir wollten wissen, wie das ist. 

Von Anja K. Fließbach

Auszüge aus ihrer Live-Instagram-Story

@disy_fliessi

Tag 1: Den Start der Kreuzfahrt verbringe ich doppelt sicher: Mit Rettungsweste und Atemschutzmaske. Ein bisschen verrückt muss man halt sein. Drückt mir die Daumen, dass es schön wird. Gleich geht`s los: MS Europa 2 verlässt Hamburg. Und ich bin an Bord. Bin super gespannt. 

Tag 2: So sind wir gestern Abend in Hamburg mit der MS Europa 2 gestartet. Einfach nur schön. Sehr großzügig wurde für uns Passagiere Champagner ausgeschenkt. Es gab zwar keine Party, aber die Ausfahrt war dennoch einmalig. Vielleicht gerade, weil sie so ruhig und romantisch verlaufen ist.

Tag 3: Ich habe sooo viel Platz bei dieser Kreuzfahrt. Nur 137 Passagiere sind mit mir an Bord der MS Europa 2. Aber alle 360 Crew-Mitglieder sind für uns da. Was für eine Quote! Der wahre Luxus liegt besonders gerade jetzt zu Corona-Zeiten im Platz. Klar ist weniger los, als man von einer normalen Cruise gewohnt ist. Keine Parties, Kapitäns-Empfänge oder Teens-Club-Aktivitäten. Aber ich finde es großartig, dass Hapag Lloyd Cruises so mutig ist, überhaupt zu fahren. Und am Produkt wird nicht gespart. Der Service für die Erwachsenen ist großzügig, nur für die Kids gibt es bis jetzt noch nichts. Es ist die zweite Reise nach dem Lockdown, bei der Landgänge erlaubt sind. Ich bin gespannt. Morgen sind wir in Danzig.

Tag 4: Eine Bedingung für die Kreuzfahrt auf der MS Europa 2 in diesen Zeiten ist die tägliche Temperatur-Kontrolle. Als ich das kurz vor Abfahrt in den Unterlagen gelesen hatte, dachte ich, dass die Reise deshalb einen Kur- oder gar Klinikcharakter bekommen würde. Aber gar nicht! Man hat ein mehrstündiges Zeitfenster, in dem man auf Deck 4 bei einer der netten drei Schwestern (eine davon männlich - wie heißt er dann?) vorbei geht. Sie stehen im großzügigen Lobby-Bereich, nix von Klinik - easy. An Bord gibt es übrigens, hat der Arzt erzählt, eine so gut ausgestattete Krankenstation, dass sie einem besseren Rettungs-Wagen, fast schon einer kleinen Intensivstation, ähnelt. Es gibt die besten Geräten bis zur Beatmung, sogar röntgen können sie hier direkt. Also sicher ist man in diesen Tagen nirgendwo, das ist klar. Aber diese Reederei tut viel, damit man eine Cruise trotzdem entspannt genießen kann.

Tag 5: Nach einer stürmischen Nacht gab es einen stürmischen Vormittag. So windig, dass die Behörden das Anlaufen von Visby auf der schwedischen Insel Gotland untersagten. Dann ist der Kapitän an der stürmischen Westseite nach Norden gefahren, um ein Tendern auf der anderen Insel-Seite zu versuchen. Aber auch da: Zu viel Wind... Mir sind die Ziele bei einer Kreuzfahrt nicht so wichtig. Ich habe einfach gern entspannte Tage auf dem Meer. Aber entspannt ist das bei solchem Wind natürlich nicht. Ingwer hilft ein bisschen. Alle Kapitäne, mit denen ich bisher unterwegs war, versuchen das Beste, alle Programm-Punkte zu absolvieren. Von mir aus könnte man immer die Sturm-Gebiete einfach umfahren. Aber die anderen Passagiere sehen das sicher anders. Es ist wie es ist und auch solche Tage und Nächte gehören (leider) zu einer Cruise dazu. Dankbar denke ich dabei immer an Kapitän Jens Thorn von der MS Amadea, der uns damals im Südatlantik durch drei Tage Sturm mit bis zu 12m hohen Wellen und nur einer noch funktionstüchtigen Schraube manövrierte. Er verzichtete damals auf die Falklandinseln. Wäre gar nicht gegangen. Zickzack-Kurs gegen die Wellen. Falls Ihr Lust habt, könnt Ihr das in meinem alten Buch „Einmal um die Welt, bitte!“ nachlesen. Oder Ihr schaut mal auf Instagram bei @disy_weltreise!

Tag 6: Wir fahren zurück nach Gotland nach Visby. Das muss ja eine Hammer-Insel sein, dass sie diesen Kampf um das Anlegen führen. Der Kapitän hat mir versprochen, dass es sich lohnen würde. Also, wenn es da jetzt morgen keine Goldtaler vom Himmel regnet oder die Reederei ein Riesen-Feuerwerk geplant hat oder irgend etwas richtig Spektakuläres - aber bitte auch Schönes - stattfindet, dann weiß ich auch nicht.

Tag 7: Die MS Europa 2 wird gerade für die Abfahrt von Visby vorbereitet. Dann geht es nach Malmö. Man kann sagen, was man will: Es ist ein traumhaft schönes Schiff. Das ist mal sicher! Ich bin immer noch auf einer 10-tägigen Ostseekreuzfahrt. Die zweite Reise der MS Europa 2, bei der trotz Corona-Zeiten wieder Landgänge erlaubt sind. In Visby gab es nichts spektakuläres. 

Tag 8: Guten Morgen! Ich grüße vom Frühstück aus der wunderschönen Sansibar an Bord der MS Europa 2. Wir sind in Malmö und gleich starten wir in die Stadt. Was könnt Ihr aus dem Bild sehen? Udo Lindenberg mag die MS Europa 2 (das Bild hinter mir), es ist frisch (Kamin), ich könnte eine Massage brauchen (die linke Schulter war wohl länger unter einer Klimaanlage), die Obstplatten werden immer besser - und es geht mir gut. Sieht man doch, oder? Hier an Bord heißt es nach jeder Ansage: „... und genießen Sie das Leben!“

Wir verlassen Malmö in Schweden bei einem schönen Sonnenuntergang. Die Stadt war sehr leer, die Geschäfte und die meisten Cafés geschlossen - Sonntag eben. Aber wir hatten sehr schönes Wetter und ich war - wie ihr hoffentlich sehen könnt - heute mal bei der Bordfriseurin. Eine der wenigen Crew -Leute, mit der ich mich mal locker unterhalten konnte. Leider steigt sie am Mittwoch aus und arbeitet dann in einem Salon in England weiter. Sie hat erzählt, wie hart das Leben an Bord gerade während des Lockdowns und auch während der letzten Wochen für sie war. Das Leben der Crew auf einem Schiff ist immer schwer - 24h zusammen über mehrere Monate. Das kenne ich von meinen Freunden auf den anderen Schiffen während meiner Weltreisen.

Tag 9: Heute sind wir auf Helgoland. Richtig schön. Der Stopp auf der Insel ist Teil der Kreuzfahrt mit der MS Europa 2. Wir sind fertig zum Ausflug mit den beiden schwedischen Künstlerinnen (Duo Fjaril). Die Beiden sind sehr bekannt in ihrem Land. Ich liebe ihre zarten und doch kraftvollen Lieder. Sie haben neun gemeinsame Alben aufgenommen, Weltmusikpreise bekommen, hunderte Konzerte weltweit gegeben (von der Elphi in Hamburg bist zur Waterfront in Kapstadt) und nun waren sie auf der MS Europa 2.

Tag 10: Leere Stühle gibt es nicht nur neben mir auf der MS Europa 2. Die gesamte Kreuzfahrt-Branche kämpft um das Überleben. Ich habe mich bei der MS Europa-Flotte sicher gefühlt. Da der Kapitän dafür sorgt, dass alle die Regeln einhalten, ist es sicherer als in manchen deutschen Städten.