• 3285 Aufrufe

Trotz Diabetes sicher durch die Schwangerschaft

Internisten empfehlen Arztbesuch – bereits vor der Empfängnis

 

„Frauen mit Diabetes – unabhängig davon, ob dieser vor oder während der

Schwangerschaft erstmals auftritt – sollten immer von einem diabetologisch

qualifizierten Internisten betreut werden“

 

  Obwohl auch Frauen mit Diabetes heute in der Regel problemlos  Kinder bekommen können, müssen sie einige Leitlinien beachten,  um die Risiken für Mutter und Kind zu minimieren: Der Stoffwechsel  ist möglichst frühzeitig optimal einzustellen. Außerdem  sind auch dem Blutdruck und den Blutfettwerten Aufmerksamkeit  zu schenken – idealerweise bereits, wenn eine Schwangerschaft  geplant ist. Derzeit nimmt nicht einmal die Hälfte aller Frauen  mit Diabetes frühzeitig ärztliche Hilfe in Anspruch. Darauf weisen  Experten der Deutschen Gesellschaft für Innere Medizin e. V.  (DGIM) hin. Sie empfehlen Diabetikerinnen, eine Schwangerschaft  gut zu planen und bereits im Vorfeld einen Internisten aufzusuchen.  Derzeit wird in Deutschland rund jedes hundertste Kind von einer  Mutter mit Typ-1- oder Typ-2-Diabetes geboren. Das Risiko für  Komplikationen ist bei diesen Schwangerschaften deutlich erhöht:  Verglichen mit nicht-diabetischen Schwangeren erleiden Diabetikerinnen  drei- bis neunmal häufi ger eine Frühgeburt; Fehlbildungen  kommen zwei- bis viermal so häufi g vor und das Risiko, eine für  Mutter und Kind lebensbedrohliche Präeklampsie, eine so genannte  Schwangerschaftsvergiftung, zu entwickeln, liegt bei Diabetikerinnen  zwei- bis zehnmal so hoch. "Das Ziel der diabetologischen Betreuung  muss es sein, die Risiken für Mutter und Kind an diejenigen  stoffwechselgesunder Frauen anzugleichen", sagt Prof. Dr. med.  Petra-Maria Schumm-Draeger. Gerade bei länger bestehendem  Diabetes müsse auch auf mögliche Begleiterkrankungen geachtet  werden. So empfi ehlt die Internistin und Endokrinologin etwa, den Augenhintergrund bereits bei der Planung einer Schwangerschaft  auf eine mögliche Retinopathie, eine Netzhauterkrankung infolge  von Diabetes, hin zu untersuchen. Denn eine augenärztliche Therapie  sollte bereits vor der Empfängnis abgeschlossen sein. Weitaus  häufi ger als Schwangerschaften von Frauen mit Typ-1- oder Typ- 2-Diabetes sind allerdings Schwangerschaften, in deren Verlauf  die Zuckerkrankheit neu auftritt oder neu diagnostiziert wird. In  Deutschland kommt diese als Gestationsdiabetes bezeichnete Komplikation  bei rund 4,5 Prozent aller Schwangeren vor. Um den damit  einhergehenden langfristigen Folgen für das Kind vorzubeugen, ist  seit 2012 ein Glukose-Suchtest im zweiten Schwangerschaftsdrittel  vorgeschrieben. Bei Frauen mit erhöhtem Diabetesrisiko empfehlen  die Experten der DGIM, bereits in der Frühschwangerschaft eine  Blutglukose-Messung vorzunehmen. "Frauen mit Diabetes – unabhängig  davon, ob dieser vor oder während der Schwangerschaft  erstmals auftritt – sollten immer von einem diabetologisch qualifi -  zierten Internisten betreut werden", sagt Professor Dr. med. Dr. h. c.  Ulrich R. Fölsch, Generalsekretär der DGIM. Auch dringt er darauf,  dass Frauen mit einem bereits bekannten Typ-1- oder Typ-2-Diabetes  die fachärztliche Hilfe bereits vor der Empfängnis in Anspruch  nehmen, um den Stoffwechsel optimal einzustellen. "Leider wird  dies nur in etwa 30 bis 50 Prozent der Fälle konsequent umgesetzt",  bedauert der Kieler Internist. Dabei könne diese sogenannte präkonzeptionelle  Beratung und Betreuung für einen guten Ausgang  der Schwangerschaft entscheidend sein.