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Willkommen in Ihrem neuen Leben!

Disy-Reporterin regenerierte sich bei einer Ayurveda-Kur im Parkschlösschen in Traben Trarbach.

 

Ausgepowert, müde, kraftlos – ohne Schwung schleppe ich mich die Stufen zum Parkschlösschen in Traben Trarbach hinauf. Alt ist das Haus, ehrwürdig, mit riesigen alten deutschen Bäumen im angrenzenden Park. An der Rezeption werde ich empfangen: "Willkommen in Ihrem neuen Leben!"

 

In zehn Tagen soll mein Körper und mein Geist mit der ayurvedischen Panchakarma-Kur entgiftet werden und neuen Schwung und Dynamik bekommen. "Ich bin schon zum sechsten Mal hier", erklärt eine ältere Frau neben mir an der Rezeption und strahlt. "Jedes Jahr einmal." Ein braun gebrannter attraktiver Schwarzhaariger steuert bei: "Nach einer Kur im Parkschlösschen bin ich das ganze nächste Jahr fit und habe Energie für meine Geschäfte." Manager, Selbstständige, leitende Angestellte, Schauspieler, Künstler, Politiker, Vorstände – die Klientel ist ausgewählt, die Stimmung trotzdem leger, ruhig und herzlich.

"Ich bin zum ersten Mal hier", oute ich mich bei der anschließenden Vorstellung bei Chefarzt Dr. Dietrich Wachsmuth. "Was erwarten Sie von der Kur?", will der wissen. „Ich will mich wieder finden, zur Ruhe kommen und mit Abstand einige Entscheidungen treffen." Wachsmuth macht eine ayurvedische Pulsdiagnose, schaut sich dann die Zunge an, liest meinen ausgefüllten Fragebogen, untersucht mich. „Sie verbrauchen mehr Energie, als sie haben.“ Diagnose: Pitta-Typ mit zu hohem Vata (Konstitutionstypen: Pitta - Feuer, Vata - Luft). Zuerst bekomme ich ein neues Zimmer, das zu meinem Konstitutionstyp passt. Ich kann es selbst kaum glauben, aber schon als ich den Raum betrete, werde ich ruhiger. "Kein Zufall", erklärt Frau Heinz vom Parkschlösschen. "Wir wissen genau, was wir tun."

 

Dem Ausgleich der Doshas ist nun mein ganzes Kurprogramm gewidmet. Nachdem ich ausgiebig geschlafen habe und ordentlich am nächsten Tag mein Ghee (geklärtes Butterfett) eingenommen habe, erwarten mich meine ersten Massagen. Im großzügigen Kurbereich im Kellergeschoss des Schlösschens (für Frauen und Männer getrennt) erwarten mich zwei Therapeutinnen. Sie knien vor mir nieder, helfen mir in kuschelige Schuhe, dann wird mir mein Tageszimmer gezeigt. „Hier können Sie sich zwischen denn Behandlungen ausruhen, duschen, ihre Sachen ablegen.“ Sie schenkt mir einen Schluck heißes Wasser ein. Das trinkt man hier stetig und überall. Heißes Wasser in kleinen Schlucken beruhigt den Geist und reinigt den Körper. Ich werde in ein warmes Tuch gewickelt und in den Behandlungsraum mitgenommen. Hier bekomme ich von jetzt an täglich Massagen, immer von zwei Therapeutinnen synchron ausgeführt. Heute ähnelt es einem Peeling, mit Grünkernpaste wird gearbeitet, um den Kreislauf anzukurbeln.

 

Asiatische Entgiftungskuren habe ich immer mit Entbehrungen und Kampf in Verbindung gebracht. Aber das hier gefällt mir. Als ich zum Essen ins Restaurant gehen will, komme ich an einem üppigen Buffet vorbei. Wehmütig sehe ich die Köstlichkeiten, die offensichtlich für einen Galaempfang vorbereitet sind. Welche Überraschung, als die Kellnerin offenbart: Das Buffett ist für alle Kurgäste. Ein Gourmetschmaus der obersten Güte, alles ayurvedisch, vegetarisch und gesund. In Sternelokalen kann man nicht besser essen.

Bei meinem anschließenden Spaziergang durch die Weinberge, die gleich hinter dem Parkschlösschen beginnen, begleitet mich irgendwas. Ich kann es erst nicht definieren. Ein Lächeln kommt auf meine Lippen, ich fange an zu summen, laufe beschwingter, atme freier – das ist es: ein Glücksgefühl.

 

Das begleitet mich auch im anschließenden Yoga. Bei der Atemtherapie lerne ich, die letzten Blockaden loszulassen, zu seufzen, zu pusten, zu entspannen. Um acht abends falle ich, Nachtmensch und passionierter Arbeiter zwischen 1 und 4 Uhr morgens, um acht in einen tiefen erholsamen Schlaf. Das Klopfen an der Tür am nächsten Tag weckt mich. „Guten Morgen, Ihr Ghee“, flötet die junge Kellnerin fröhlich. Nun, das ist eine Sache, auf die ich mich morgens nicht unbedingt freue. Auf nüchternen Magen Butterfett trinken? Eine Zitrone vorher unterdrückt den Brechreiz. Aber die anschließende Massage, heute mit Seidenhandschuhen, lässt mich die Pein vergessen.

Am nächsten Tag darf ich ab abends allerdings nicht mehr an den köstlichen, mehrgängigen Menüs im Restaurant teilnehmen. Reissuppe heißt es, Vorbereitung auf den Rizinustag.

 

Nun beginnt der Hauptteil der Kur. Nachdem die Zellen mit Ghee angereichert wurden und sich so die fettlöslichen Gifte um die Zellmembranen gelöst haben, müssen diese Gifte nun irgendwie raus. Eine Ölsynchronmassage, an deren Anfang die Therapeuten mir als Ritual immer zuerst vor mir kniend die Füße waschen, muss ich in meinem Tageszimmer die dicke Flüssigkeit trinken. Zwei Stunden später kommt die Reaktion, am Nachmittag. Ich bin müde und schlapp. Die Phase, vor der mich die anderen Kurgäste gewarnt haben. „Man wird zur Zicke“, behaupteten sie. Zum Glück bin ich allein in meinem Zimmer, habe keine Termine mehr, keiner stört mich. Mir wird bewusst, wie eng Körper und Geist zusammenhängen.  Ich habe schlechte Laune und Hunger.  Am Abend gibt es nach einem Tag voll Ingwerwasser - Reissuppe. Ich lasse sie mir ins Zimmer bringen. Will keinen sehen. Ich schlafe unruhig, träume intensiv. „Nicht nur der Körper entgiftet, auch der Geist“, erklärt der Arzt, für den aller zwei Tage ein Termin auf meinem Tagesplan verankert ist. Die nächsten Tage sind eigenartig, aber angenehm. Ich will allein sein mit mir, schalte das Handy aus, sitze viel am Fenster und meditiere, was ich hier gelernt habe. Ich esse nur noch im Zimmer, genieße zwischendurch meine Behandlungen. Eine ganz besondere Behandlung ist die Cranio-Massage am nächsten Tag. Die muss ich zwar zusätzlich zum Kurprogramm buchen, aber es lohnt sich. Zu den Ölsynchronmassagen werde ich jetzt anschließend ins Schwitzbad gelegt. Ein hölzerner Kasten, in dem der Körper auch über die Haut entgiften soll. Platzangst bekomme ich nicht, weil eine Therapeutin an meinem Kopfende sitzt, meine Stirn mit Minzöl kühlt und sich mit mir leise unterhält. Danach falle ich völlig schwer in mein Bett.

 

Der Königsguss am nächsten Tag ist wieder eine ganz neue Behandlung und wie der Name schon sagt, wahrhaft königlich. Die beiden Therapeutinnen lassen 60 Minuten einen warmen Ölstrahl über meinen Körper gleiten. Ich schwimme auf Öl, um mich herum nur Öl. Die Temperatur des Strahls wird stetig gesteigert. Ich schwitze und mein Verstand rutscht mit dem Öl weg. Ich bin halb wach, halb schlafe ich, ich träume und bin mir doch des realen Raumes bewusst. Erinnerungen kommen hoch, Bilder aus meiner Kindheit, Situationen von letzter Woche, Gefühle, Traurigkeit, Müdigkeit.

 

Ganz verrückt wird es am nächsten Tag. Nach der üblichen Massage bekomme ich einen Stirnölguss. Wiederum wird ein warmer Ölstrahl auf mich gegossen. Dieses Mal auf meine Stirn, bewegt sich leicht, fließt durch meine Haare. Ich entspanne mich extrem und sehe vor meinem Auge einen bewegenden Film mit mir als Hauptperson. Der Inhalt ist sehr persönlich und mischt wiederum Kindheit mit meiner realen Welt.

 

Auf den Boden der Tatsachen werde ich an den letzten drei Behandlungstagen mit diversen Einläufen geholt: Öl-Einlauf, Kräuter-Einlauf und wieder Öl-Einlauf. Das klingt schlimmer, als es ist. Flüssigkeit in einer Art Spritze, ein kurzer Druck und ehe die Therapeutin aufgehört hat zu erklären, was sie tut, ist es auch schon überstanden. Nach dem letzten Einlauf fühle ich mich unglaublich leicht und befreit. Beim Nachruhen in meinem Tageszimmer blicke ich zum Oberlicht und sehe die fünf wichtigsten Parts meines Lebens vor mir, wie Puzzleteile: meinen Mann, meinen Job, mein Kind, meine Eltern und mich. Mit Ruhe und Abstand sehe ich genau, welche Teile zusammenpassen. Nur zwei: mein Kind und ich. Mit dieser Erkenntnis sitze ich anschließend bei Chefarzt Dr. Wachsmuth beim ausführlichen Gespräch. Diese Treffen sind für mich die Highlights der Kur. Der Mann, der Stil, Würde, Herzlichkeit und Weisheit ausstrahlt, hört sich geduldig meine Erlebnisse an. Die für mich verblüffenden Reaktionen meines Geistes auf die Kur meines Körpers sind ihm offensichtlich nicht fremd.

 

Als ich am nächsten Tag aufwache und weiß, dass ich nach Hause muss, werde ich traurig. Die sanfte Freundlichkeit der Menschen hier, die beruhigende Atmosphäre im Parkschlösschen, das unglaublich geschmackvolle Essen – der Frieden wird mir fehlen. Andererseits bin ich voller Vorfreude und Tatendrang. Veränderungen wird es geben, viele Pläne sind in meinem Kopf, Ideen.

 

Nun ist es Zeit, Träume zu verwirklichen, große Schritte zu wagen, mutig zu sein. Und dieses Gefühl stammt nicht nur von der Regeneration meines Köpers und der Entspannung meines Geistes, nein, auch neue Bekanntschaften mit wichtigen Menschen, die ich hier geknüpft habe, beflügeln mich. Die selbe Person, die mich begrüßt hat, winkt mir von der Rezeption aus nach: „Willkommen in Ihrem neuen Leben.“ 

 

(Anja K. Fließbach, Disy Frühling 2006)

Ayurveda - Das "Wissen vom Leben"

Lärm und Stress, Smog und Abgase, Pflanzenschutzmittel, Medikamente und Wohngifte – alldem ist unser Körper tagtäglich ausgesetzt. Das macht ihn müde, abgeschlagen und im letzten Schritt krank. Was tun? Das Zauberwort heißt Entgiften.  

 

Ayurveda gibt uns Anleitungen, wie wir in allen Lebensbereichen optimale Bedingungen schaffen und uns als Menschen mit unserem emotionalen, kreativen und spirituellen Potentzial entfalten können.

 

Die über 3500 Jahre bewährte indische Heilkunst bringt Körper, Geist und Seele in harmonische Balance. Die Heilmethode ist ganzheitlich und vielfältig. Sie umfasst Prophylaxe, Lebensführung, Entspannungstechniken, Ernährung, Kräuterkunde, Kuren und Massagen.

 

Es gibt drei grundlegende Kräfte der Natur, die Doshas: Vatta, Pitta und Kapha. Auf ihnen gründen alle Wechselwirkungen zwischen Körper und Geist. Ziel ist es, das Gleichgewicht der Doshas in einer sich ständig ändernden Umwelt aufrechtzuerhalten.

 

„Ohne richtige Essweise ist Medizin nutzlos. Mit richtiger Essweise ist Medizin unnötig.“ (Ayurvedisches Sprichwort.) Im Ayurveda gelten Nahrungsmitel als Heilmittel, nicht jedoch als „bittere Medizin“. Die Kost ist fettarm und weitgehend tiereiweißfrei – kurzum abwechslungsreich, vielseitig und köstlich.

 

Zu den gesundheitlichen und sozialen Auswirkungen gehören:

  • Stressabbau und mehr Energie
  • erhöhte Effizienz von Körper und Geist
  • verbesserte Gesundheit und Schlaf
  • mehr Offenheit, Spontaneität und Motivationskraft
  • zunehmende Harmonie im sozialen Umfeld