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Ein Dresdner Traditionsunternehmen

Die Striesender Pharmafirma Apogepha Die APOGEPHA Arzneimittel GmbH hat als traditionsreicher Arzneimittelhersteller Dresdner Pharmaziegeschichte mit geschrieben. Mit urologischen Forschungen und Produktentwicklungen, die in das 19. Jahrhundert zurückreichen, hat sie sich zugleich in das Geschichtsbuch der Dresdner Urologie eingetragen. Die interessante und wechselvolle Geschichte der APOGEPHA ist zugleich ein Spiegelbild deutscher Zeitgeschichte und ein Beispiel für engagiertes Unternehmertum. 

 

Es begann in einer Apotheke 

Wie viele pharmazeutische Unternehmen der damaligen Zeit ist auch APOGEPHA aus einer Apotheke hervorgegangen. 1882 begründete der Apotheker C. Stephan einen eigenen Laboratoriumsbetrieb, der sich später mit dem Laboratoriumsbetrieb der Dresdner Kronenapotheke zu einem selbstständigen Unternehmen vereinigte. Nach mehrfachem Wechsel des Besitzers trennten sich die Wege der heute noch existierenden Dresdner Kronenapotheke und des Fabrikationsunternehmens im Jahr 1913. Fünf Jahre später bezog APOGEPHA die neuen Herstellungsräume in Dresden Striesen, die heute noch Firmensitz des Unternehmens sind. Die düstere wirtschaftliche Situation nach Ende des Ersten Weltkrieges zwang das Unternehmen - damals noch unter „C. Stephan: Fabrik für chemisch-pharma-zeutische Produkte“ firmierend - zur Gründung einer Aktiengesellschaft (1921). In dieser Zeit traten die Leowerke und damit Ottomar von Mayenburg, der Erfinder der Chlorodont-Zahncreme, in die Führung des Unternehmens ein. Wenige Jahre darauf übernahmen die Leowerke das Unternehmen zu 100 Prozent. Im Jahr 1931 verkauften die Leowerke das pharmazeutische Unternehmen an die Sächsische Apothekergenossenschaft, die damit einen eigenen pharmazeutischen Laboratoriumsbetrieb begründen wollte. Aber nur kurze Zeit darauf zwang die wirtschaftliche Situation die Apotheker, in Liquidation zu gehen. Den heutigen Namen verdankt APOGEPHA dieser Zeit, seit 1931 firmierte das Unternehmen unter dem Namen „APOGEPHA“. Er steht für: Apotheker Genossenschaft für pharmazeutische Präparate. 

 

Mutiger Neubeginn 

Als der noch jungen APOGEPHA das wirtschaftliche Aus droht, entschloss sich der damalige Betriebsleiter Dr. Johannes Starke – gemeinsam mit dem Leipziger Kaufmann Max Biering – im Jahr 1933 das Unternehmen aus der Liquidation heraus zu kaufen und weiterzuführen. Eine zur damaligen Zeit sehr mutige Entscheidung, der der Fortbestand und die weitere Entwicklung des Unternehmens zu verdanken sind. Den Jahren des wirtschaftlichen Aufschwungs folgte 1945 die fast vollständige Zerstörung der APOGEPHA. In der Nacht vom 13. zum 14. Februar 1945 wurden die Gebäude auf der Kyffhäuserstraße zu 90 Prozent zerstört. Dem persönlichen Einsatz von Dr. Johannes Starke und seinen Mitarbeitern, die unverzüglich mit dem Wiederaufbau begannen, sowie der klugen Vorratspolitik der Firmenleitung war es zu verdanken, dass APOGEPHA als erstes pharmazeutisches Unternehmen in Dresden bereits wenige Tage nach den Angriffen wieder Arzneimittel ausliefern konnte. Mit so genannten Einheitspaketen wurden die Apotheken und Krankenhäuser der Stadt mit den wichtigsten Medikamenten versorgt. Die Jahre nach dem Krieg wurden auch für APOGEPHA zur Überlebensprobe. Das Arzneimittelprogramm und die Rohstoffzufuhr wurden drastisch eingeschränkt und so zitterte man so manchen Tag um den erforderlichen Mindestumsatz. In dieser Zeit bemühte sich Dr. Johannes Starke verstärkt um Lohnaufträge und begann die chemische Synthese in den Geschäftsbetrieb einzuführen. Doch die sich entwickelnde Privatindustrie war der Partei ein Dorn im Auge. 1953 folgte die „vorübergehende Enteignung“. In einer wochenlangen Betriebsprüfung wurde ein geeigneter Anlass gesucht und schließlich gefunden. Dr. Johannes Starke wurde des Betriebes verwiesen und ein Treuhänder eingesetzt. Angesichts des wachsenden politischen Druckes wurden alle restriktiven Maßnahmen am 9. Juni 1953 zurückgenommen. 


APOGEPHA als halbstaatliches Unternehmen 

In den folgenden Jahren kam es zu einem enormen Produktionszuwachs, nicht zuletzt auch durch die Entwicklung des Auslandsgeschäftes. Dr. Johannes Starke war in dieser Zeit bemüht, diesem Wachstum durch Erneuerung und Erweiterung der materiell-technischen Ausstattung des Unternehmens gerecht zu werden. Mit großem persönlichem Engagement kämpfte er um dringend erforderliche Investitionen. Am 1. Januar 1967 fusionierte die halbstaatliche APOGEPHA mit dem BSB Dr. Kirch in Dresden-Weißig. Die Fusion bot für beide Firmen Vorteile. Ziel war vor allem, die räumliche Beengtheit, die die weitere Entwicklung der Firma – vor allem auf dem Gebiet der Forschung, Entwicklung und Produktion neuer pharmazeutischer Präparate – behinderte, zu beseitigen. Nach dem Tod von Dr. Johannes Starke im Jahr 1968 übernahm seinSohn Dr. Christian Starke die Leitung des Unternehmens. Dies war für die damalige Situation durchaus nicht selbstverständlich, denn oft wurde der Generationswechsel benutzt, um Unternehmen zu verstaatlichen. 

 

Erzwungene Freiwilligkeit 

1972 folgte schließlich die Enteignung des bis dahin halbstaatlichen Betriebes, APOGEPHA wurde zum VEB. Unter wirtschaftlichem und politischem Druck gab Dr. Christian Starke am 3. April 1972 die „freiwillige Erklärung“ ab, die APOGEPHA an den Staat zu verkaufen. Er übernahm zunächst auch die Leitung des VEB Apogepha. Am 1. Juli 1974 wurde der VEB Apogepha mit dem VEB Pharmaka, ein Betrieb der zuvor aus der Vereinigung kleinerer enteigneter Pharmabetriebe hervorgegangen war, zusammengelegt. Die Leitung dieses Betriebes übernahm der damalige Betriebsleiter des VEB Pharmaka. Dr. Christian Starke gab die Leitung ab, da er nicht bereit war, politische Kompromisse einzugehen. Fortan leitete er die Forschung des VEB Apogepha. Mit der Zuordnung zum Sächsischen Serumwerk Dresden im Jahr 1983 war APOGEPHA am Tiefpunkt ihrer Firmengeschichte angelangt. Das Unternehmen verlor damit gänzlich seine wirtschaftliche und juristische Existenz. 

 

„Das Wunder der Wende“ 

Bereits am 12. Februar 1991 unterzeichnete Dr. Christian Starke den Reprivatisierungsvertrag mit der Treuhand. APOGEPHA gehörte damit zu den ersten Pharmaunternehmen der neuen Bundesländer, die reprivatisiert wurden. Wohl kaum eine Zeit in der Geschichte von APOGEPHA war so schnelllebig und von Veränderungen geprägt wie diese: Reprivatisierung und Begründung eines juristisch selbstständigen Unternehmens, der Aufbau einer Infrastruktur und die Schaffung der Voraussetzungen für die weitere Verkehrsfähigkeit der Produkte, der Aufbau eines Vertriebes und vieles mehr – all das galt es praktisch gleichzeitig zu tun. Seitdem hat sich APOGEPHA zu einem anerkannten Arzneimittelunternehmen im Therapiegebiet Urologie entwickelt. Seine Kernkompetenz sieht die APOGEPHA Arzneimittel GmbH in der Entwicklung, Herstellung und dem Vertrieb urologischer Arzneimittel, auch über die Grenzen Deutschlands hinaus. Kooperations- und Lizenzvereinbarungen mit Partnern in Japan, Großbritannien oder Türkei seien nur beispielhaft für das internationale Engagement des Unternehmens genannt. Mit einer Investition in eine neue Herstellungsstätte, die 1996 in Betrieb genommen werden konnte, bekennt sich die APOGEPHA Arzneimittel GmbH zum Standort. 2010/2011 investierte APOGEPHA nochmals mehr als 9 Mio. Euro in die technologische Erweiterung der Fertigungsstätte in Dresden-Lockwitz. Heute gehört APOGEPHA im Therapiegebiet Urologie zu den führenden Arzneimittelherstellern Deutschlands. Zum Produktsortiment gehören u.a. Medikamente zur Behandlung von Harninkontinenz sowie von Harnblasen- und Prostatakrebs.