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Drei Mahlzeiten am Tag bleiben Standard

Neue Auswertung der Nationalen Verzehrsstudie

 

Frühstücke wie ein Kaiser, iss zu Mittag wie ein König und zu Abend wie ein Bettler – dieser Spruch hat für die Deutschen augenscheinlich derzeit keine Bedeutung: Wie eine neue Auswertung der Nationalen Verzehrsstudie II zeigt, wird in Deutschland am Abend am meisten gegessen – jedenfalls wenn man die Energiezufuhr betrachtet.

 

Mehr als ein Drittel der Gesamtenergiezufuhr, berechnet aus den aufgenommenen Kohlenhydraten, Proteinen, Fetten und Alkohol, wird erst am Tagesende dem Körper zugeführt. Die detaillierte Auswertung des Verzehrs nach der Uhrzeit der Energiezufuhr zeigt auch, dass es über die Gesamtbevölkerung hinweg insgesamt drei Spitzenwerte am Tag gibt: am Morgen, am Mittag und am Abend. Daraus schließen die Wissenschaftler, dass das althergebrachte Muster Frühstück-Mittagessen-Abendessen für weite Teile der Bevölkerung noch gilt.

 

Doch die von Wissenschaftlern des Max Rubner-Instituts im Rahmen des europäischen Netzwerks DEDIPAC durchgeführte Untersuchung der Zufuhr von Energie- und Makronährstoffen der Gesamtbevölkerung und ausgewählter Bevölkerungsgruppen zeigt darüber hinaus, dass nicht jeder in gleichem Maße diesem Standard entsprechend isst: Bei der Analyse der Energiezufuhr im Tagesverlauf differenziert nach Geschlecht, Alter, Body-Mass-Index (BMI), sozio-ökonomischem Status (SES) und unterschiedlicher Ernährungsqualität, stellten die Wissenschaftler fest, dass eine sehr hohe Energiezufuhr am Abend insbesondere bei jungen Erwachsenen, übergewichtigen Personen und Personen mit einem hohen sozio-ökonomischen Status sowie Männern mit einer niedrigen Ernährungsqualität zu finden ist. Besonders hoch war die Energiezufuhr am Abend bei jungen Erwachsenen im Alter von 18 bis 34 Jahren mit knapp 40 Prozent. Diese Gruppe aß auch zu späteren Uhrzeiten als der Durchschnitt der Bevölkerung. Frauen im Alter von 65 bis 80 Jahren scheinen mit jeweils einem Drittel ihrer Gesamtenergiezufuhr am Morgen, Mittag und Abend dagegen ausgeglichener bezüglich der Energiezufuhr zu essen.

 

Insgesamt zeigen wiederum junge Erwachsene hinsichtlich des Zeitpunktes der Mahlzeitenaufnahme eine höhere Variabilität und damit ein weniger stark ausgeprägtes Mahlzeitenmuster als Senioren, die ihren Tag stärker zu strukturieren scheinen. Die Studie basiert auf Daten der der Nationalen Verzehrsstudie II (NVS II), die in den Jahren 2005 bis 2007 in Deutschland vom Max Rubner-Institut durchgeführt wurde. Der Lebensmittelverzehr von 662 Frauen und Männer im Alter von 18 bis 80 Jahren wurde über Wiegeprotokolle erfasst. Hierfür haben die Studienteilnehmenden über zweimal vier Tage ihre verzehrten Speisen und Getränke gewogen und protokolliert. Die Energie- und Makronährstoffzufuhr wurde über den Bundeslebensmittelschlüssel 3.02 des Max Rubner-Instituts berechnet. Mit Hilfe des generalisierten Schätzmodells (GEE) wurden Unterschiede in der Zufuhr von Energie- und Makronährstoffen analysiert.