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Qualitätsindikatoren im Gesundheitswesen einführen
Ein „Weiter so“ darf es nicht geben: Instrumente zur Erfassung der Behandlungsqualität gibt es schon
„Ein Umdenken in der medizinischen Versorgung ist nötig“, fordert der Präsident der Deutschen Schmerzgesellschaft e. V., Professor Dr. med. Michael Schäfer, anlässlich des diesjährigen Deutschen Schmerzkongresses. „Die Strukturen des Gesundheitswesens müssen auch in der Schmerzversorgung konsequent an der Behandlungsqualität ausgerichtet werden“, fordert der Schmerzpräsident. Dazu müsse die Qualität der Behandlung routinemäßig gemessen und erhoben werden.
In den letzten zehn Jahren hat sich in Deutschland der Anteil der Bevölkerung mit chronischen Schmerzen nahezu verdoppelt. Davon sind besonders die über 65-Jährigen betroffen. Schon heute berichten etwa 23 Millionen Deutsche (28 Prozent) über chronische Schmerzen. Legt man das Kriterium „Beeinträchtigung durch die Schmerzen“ zugrunde, so leiden sechs Millionen Deutsche an chronischen, beeinträchtigenden Schmerzen, die nicht durch einen Tumor bedingt sind. Angesichts dieser Zahlen appelliert der Präsident der Schmerzgesellschaft, Professor Dr. med. Michael Schäfer, an die Gesundheitspolitik, einen „Schmerzindikator“ in allen Kliniken verpflichtend einzuführen. „Gute und schlechte Qualität muss endlich systematisch in den Einrichtungen des Gesundheitswesen erhoben werden, und zwar auch zum Thema Schmerz“, fordert Professor Schäfer. Dabei können Gesundheitspolitik, Klinikträger, Krankenkassen und interessierte Einrichtungen auf erfolgreich entwickelte Instrumente zurückgreifen. Beim Thema postoperative Schmerzen hat beispielsweise das Projekt „Qualitätsverbesserung in der postoperativen Schmerztherapie (QUIPS)“ bewiesen, dass ein Qualitätsvergleich möglich und sinnvoll ist. Entwickelt und durchgeführt wurde es unter Federführung von Professor Dr. med. Winfried Meissner, Leiter der Schmerztherapie am Universitätsklinikum Jena und Präsidiumsmitglied der Deutschen Schmerzgesellschaft e. V..QUIPS ist ein multizentrisches, interdisziplinäres Benchmark-Projekt. Die beteiligten Krankenhäuser erfassen kontinuierlich patientenbezogene Daten bezüglich Schmerzeinschätzung und -intensität sowie ein paar weitere standardisierte Parameter. So können sich teilnehmende Kliniken in Hinblick auf die Qualität ihrer Schmerzversorgung vergleichen und sehen, wo sie beim Thema Schmerz stehen. Erst dieser Vergleich erlaubt es, zu lernen, was die einen noch besser machen können und was bei den anderen vielleicht schon lang „State of the Art“ ist. Dieses qualitätsorientierte Benchmarkingprojekt gibt wichtige Hinweise auf Prozess-, Prozedur- und auch Ergebnisqualität. Allerdings haben sich bisher bei weitem nicht alle Kliniken beteiligt. 217 mitwirkende Krankenhäuser sammelten eine gute Basis von bis heute immerhin 446.967 Datensätze. Professor Schäfer merkt an: „Im Vergleich zur Gesamtheit aller Krankenhäuser in Deutschland – das sind derzeit insgesamt fast 2.000 – wird damit bislang allerdings nur ein recht überschaubarer Prozentsatz erreicht.“ Um zusammen mit niedergelassenen Schmerzexperten und multimodalen Schmerzzentren Qualität zu erfassen, hat die Deutsche Schmerzgesellschaft e. V. in den letzten Jahren ein Register aufgebaut. Mithilfe der „KErnDOkumentation und Qualitätssicherung (KEDOQSchmerz)“ ist es möglich, dass sich schmerztherapeutische Einrichtungen, die Patienten mit (chronischen) Schmerzen ambulant, teilstationär oder stationär versorgen, systematisch vergleichen und damit ihre eigene Qualität sichern beziehungsweise fortentwickeln. „KEDOQSchmerz“ sollte verpflichtender Bestandteil der Vor-Ort-Versorgung werden, fordert die Deutsche Schmerzgesellschaft e. V. „Alle Akteure des Gesundheitswesens müssen sich den neuartigen Herausforderungen stellen und umdenken“, betont der Schmerzpräsident. Diesbezüglich weist er erneut auf die von der Deutschen Schmerzgesellschaft e. V. unterstützten Beschlüsse der 88. Gesundheitsministerkonferenz der Länder und des Bundes hin. „Der Gemeinsame Bundesausschuss (G-BA) sowie der Bundesgesetzgeber bleiben gefordert, diese nunmehr dringend in die Tat umzusetzen“, fordert Schäfer. „Die Schmerzexperten in Deutschland sind bereit – jetzt ist es an der Zeit, in der Gesundheitspolitik sowie bei den Vertragspartnern konsequent umzudenken und die Rahmenbedingungen im Sinne einer klaren Qualitätsorientierung auszugestalten. Die Spreu muss vom Weizen getrennt werden, eine Neuausrichtung ist nötig!“, so Professor Schäfer.