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Diagnose Rheuma
Kleinste Entzündungen an Gelenken und Sehnen per Ultraschall aufspüren
Erste Anzeichen spüren Betroffene oft an den Händen und Füßen – dann erfasst die Erkrankung meistens schrittweise andere Körperteile: die Rede ist von Rheuma. Etwa 1,5 Millionen Erwachsene in Deutschland leiden daran. Rheuma ist zwar nicht heilbar, ein Leben ohne Einschränkungen ist aber möglich, wenn die Krankheit rechtzeitig erkannt und behandelt wird. Bei der frühen Diagnose ist Ultraschall ein wertvolles Instrument.
Lange bevor Rheuma-Erkrankte sichtbare Gelenkschwellungen haben, können entzündungsbedingte Mehrdurchblutungen im Gelenk bereits auf die Erkrankung hinweisen. Wenn diese vorhanden sind, besteht für die Patienten ein zehnfach erhöhtes Risiko, tatsächlich bald an Rheuma zu erkranken.
Für eine zielgenaue Diagnose ist der Ultraschall ein sehr hilfreiches Instrument: „Wenn Betroffene zusätzlich zur klinischen Untersuchung eine Gelenksonografie bekommen, ist die Wahrscheinlichkeit, eine vorliegende rheumatische Erkrankung zu erkennen, mehr als doppelt so hoch“, sagt Professor Dr. med. Johannes Strunk, Chefarzt der Klinik für Rheumatologie im Krankenhaus Porz am Rhein in Köln und DEGUM-Kursleiter (Stufe II).
Lange Zeit konnte die rheumatoide Arthritis als eine der häufigsten Rheuma-Erkrankungen erst erkannt werden, wenn sie bereits weiter fortgeschritten war. Denn mit herkömmlichen Ultraschallmethoden konnten Schäden am Gelenkknorpel und Entzündung der Gelenkhaut nur bei ausgeprägten Befunden sichtbar gemacht werden. „In den vergangenen Jahren hat es hier jedoch technische Fortschritte gegeben, die es den Patienten ermöglichen, heute bereits in einem frühen Krankheitsstadium von einer Therapie zu profitieren“, so der DEGUM-Experte. Nach einer Rheuma-Diagnose sollten die Patienten regelmäßig zu Kontrolluntersuchungen gehen, um relevante Risikofaktoren für potentielle, zukünftige Gelenkschäden schon frühzeitig zu erkennen.
Anschließend können Ultraschall-Mediziner eine weitere Behandlung an den Erkenntnissen ausrichten, die durch die Untersuchung gewonnen wurden. Das Therapieziel bei der Behandlung entzündlicher Gelenkerkrankungen ist Beschwerdefreiheit bei gleichzeitiger Entzündungsfreiheit. Oft geht jedoch nicht beides miteinander einher.
Ob das Behandlungsziel bereits erreicht wurde, kann ebenfalls per Sonografie erkannt werden. „Eine Untersuchung an Patienten mit klinischer Beschwerdefreiheit zeigte bei der Hälfte eine sonografisch weiterhin darstellbare, entzündliche Aktivität in den Gelenken“, berichtet der Rheumatologe. Eine Behandlung der Entzündung war demnach bei den Betroffenen weiterhin notwendig. Ob bei der frühen Diagnose, beim Verlauf der Erkrankung oder kurz vor dem Therapieziel – die Ultraschalluntersuchung von Patienten mit chronisch verlaufender Arthritis liefert häufig wertvolle Erkenntnisse.
Die DEGUM empfiehlt deshalb bei Verdacht auf die Erkrankung, den Gelenkultraschall als erstes bildgebendes Verfahren einzusetzen. „Vielen Betroffenen bleibt so eine gesundheitsschädigende Strahlenbelastung durch andere bildgebende Verfahren erspart“, so Strunk. Neben dem Einsatz von Ultraschalluntersuchungen bei Rheuma diskutieren die DEGUM-Experten auf der Pressekonferenz auch darüber, wie die Sonografie bei der Diagnose von Nierensteinen zum Einsatz kommt. Zudem erläutern sie, welche Vorteile die Sonografie bei Magen-Darm-Erkrankungen bietet – und welche Wege zu noch qualitativeren Methoden es dabei gegeben kann.