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Sonnenbrille, Sehtest und frühzeitige Therapie

Starker Sehverlust im Alter ist oft vermeidbar. Rechtzeitig erkannt und behandelt, stehen heute für die meisten der „klassischen“ altersbedingten Augenkrankheiten wirksame Therapien zur Verfügung. Doch obwohl Früherkennung möglich ist und zielgerichtete Behandlungen verfügbar sind, kommen diese gerade bei älteren Menschen nicht systematisch und flächendeckend zum Einsatz. Über Präventions- und Therapieoptionen, aber auch darüber, welche Unterstützung Betroffene brauchen, diskutiert Renate Reymann, die Präsidentin des Deutschen Blinden- und Sehbehindertenverbandes e.V. (DBSV), mit Franz Müntefering, dem Vorsitzenden der Bundesarbeitsgemeinschaft der Senioren-Organisationen (BAGSO), und Prof. Dr. med. Focke Ziemssen, stellvertretender Direktor der Universitäts-Augenklinik Tübingen, auf einer Pressekonferenz am 7. Juli in Bonn im Rahmen der 2. Fachtagung „Sehen im Alter“ des DBSV.

 

Wie wichtig gutes Sehen für die Lebensqualität ist, erfahren Menschen oft erst, wenn ihr Sehvermögen nachlässt. Selbst bei Senioren, die körperlich noch völlig fit sind, kann ein Sehverlust massive Auswirkungen haben. „Dann drohen schnell ernsthafte Einschränkungen von Lebensqualität, Selbstständigkeit und allgemeiner Gesundheit, etwa durch soziale Isolation, Stürze und Knochenbrüche“, sagt DBSVPräsidentin Renate Reymann. Daher sollten Senioren nicht erst bei plötzlich auftretenden Sehproblemen, sondern regelmäßig einen Augenarzt aufsuchen. Ist ein dauerhafter Sehverlust eingetreten, sollten sie zudem frühzeitig eine gezielte Beratung zu Hilfsmitteln und Unterstützungsmöglichkeiten in Anspruch nehmen, so der DBSV. Prävention des altersbedingten Sehverlustes könne jeder betreiben, sagt Tagungspräsident Prof. Focke Ziemssen. Dazu gehörten etwa das Tragen einer Sonnenbrille von Kindesbeinen an, Nikotinabstinenz und eine gesunde Lebensführung mit vitaminreicher Ernährung. Ab dem vierten Lebensjahrzehnt sei es ratsam, seine Augen regelmäßig vom Augenarzt kontrollieren zu lassen. „Frühe Hinweise auf eine Augenschädigung, etwa durch ein Glaukom, Makula-Degeneration, Diabetes oder Bluthochdruck, werden von Patienten selbst nämlich zunächst gar nicht wahrgenommen“, so der Augenarzt. Meist gäbe es ein familiäres Risiko. „Wenn dann irreversible Schädigungen eingetreten sind, ist es zu spät.“ Viele ältere Menschen verlören unnötigerweise ihre Sehkraft, weil es an Versorgungsstrukturen mangele, meint auch Renate Reymann.

 

Vermeidbaren Sehverlust zu verhindern und die Unterstützung bei Sehverlust zu optimieren – das sind zentrale Ziele des Aktionsbündnisses „Sehen im Alter“ des DBSV. Es wurde im Jahr 2014 nach der ersten interdisziplinären Fachtagung „Sehen im Alter“ gegründet. Mit aktuell 118 Unterstützern bietet die Initiative seither eine aktive und breite Plattform, in der gemeinsam Lösungsansätze entwickelt werden. „Erste Ergebnisse sind unter anderem Informationsmaterialien für Betroffene, das Erarbeiten von Mindeststandards für Schulungen von Fachpersonal sowie interdisziplinär ausgerichtete Fachtagungen und Workshops“, berichtet Prof. Ziemssen, der Sprecher des Aktionsbündnisses ist.

 

Drei Jahre nach der ersten Fachtagung lädt der DBSV in Kooperation mit der BAGSO und der Bundeszentrale für gesundheitliche Aufklärung (BZgA) erneut Experten aus unterschiedlichen Bereichen wie Augenmedizin, Geriatrie, Pflege, Rehabilitation, Selbsthilfe, Seniorenarbeit, Politik, Verwaltung und Versorgungsforschung ein. Im Mittelpunkt der zweiten Fachtagung steht der Präventionsgedanke. Was heute medizinisch möglich ist und was jeder wissen sollte, um seine Sehkraft und Selbstständigkeit lange zu erhalten, das sind Themen der Auftakt-Pressekonferenz am 7. Juli. Ebenso Gegenstand ist der politische und gesellschaftliche Handlungsbedarf für eine bestmögliche Versorgung – auch vor dem Hintergrund der demografischen Entwicklung.