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Ein Regenbogen über grünem Rasen

Das Kindergolfturnier des Golfclubs Dresden-Elbflorenz 

Konzentriert tritt die 8-Jährige an den Abschlag und Sekunden später fliegt der kleine weiße Ball durch die Luft. Seit vier Jahren schon spielt Julika Golf. „Golf ist schöner als Schule", erzählt sie. Und deswegen ist Julika auch tief enttäuscht, als der Ball nicht die gewünschte Richtung einschlägt. 

Sabin Sapkota (28), Teaching-Professional des Golfplatzes in Possendorf strahlt. Er ist sichtlich stolz auf die Kinder, die unter seiner Betreuung schon beeindruckend gut spielen. „Die Kinder sind schlau. Sie lernen schnell“, erzählt der von allen nur „Sabin“ gerufene Nepalese. Seit 2001 ist er Trainer in Possendorf, unterrichtet alle Altersstufen und gibt Privatstunden. Er ist seinem Vater, der ebenfalls in diesem Beruf arbeitet, nach Deutschland gefolgt. Mit vier Jahren hat Sabin Sapkota den weißen Sport begonnen, 1997 ist er Landesmeister in Sachsen geworden, seit 1998 ist er Profi. Jeden Tag ist er auf dem Platz. Doch langweilig wird es nie.„Es macht Spaß, den Kindern zuzuschauen“, merkt er an, startet den Motor des Golfcarts und saust zur nächsten der vier Gruppen.

Die Flights zu je drei Kindern werden von den Eltern betreut, die die Ergebnisse notieren, den Caddie mimen, hilfreiche Tipps geben, mitfiebern oder für die angemessene Ausrüstung sorgen. Denn kurz nach Spielbeginn vollzieht sich auch am Himmel ein Wettkampf. Ein Regenbogen verkündet kurzzeitig ein Unentschieden, letztlich macht das Wetter dem Sport aber alle Ehre. Unter strahlend blauem Himmel setzen die Kinder ihr Spiel fort. „Golfer müssen hart im Nehmen sein“, schmunzelt Alfred Hagn, der Geschäftsführer des Golfclubs. Die Mutter von Julia (6) ergänzt: „Es gibt kein schlechtes Wetter, nur falsche Kleidung.“ Die meisten Eltern spielen selbst Golf, haben die Kinder an den Sport herangeführt und sind nicht weniger ehrgeizig. „Auf dem Platz geschehen Morde“, lacht Julikas Mutter. Auch die Eltern sind, selbst wenn sie bereits viele Jahre und in Mannschaften spielen, keine Profis. „Man lernt nie aus – vor allem beim Golf", gibt die Mutter von Laura (7) zu. So zeigt sich Golf als echter Familiensport, in dem Ehrgeiz, Stolz und Spielfreude die Generationen verbindet. Monatlich finden für die Kinder im Golfclub Dresden-Elbflorenz kleine Turniere über fünf Löcher statt. „Die Kinder brauchen diese Herausforderung", so der Trainer. Heute nehmen 12 Kinder teil, vier Mädchen und acht Jungen. „50 Kinder zwischen vier und 18 Jahren trainieren regelmäßig bei uns", zählt Sabin Sapkota auf. Justus, der kleine Bruder von Julika, ist erst sechs. Doch auch er hat jede Menge Spaß am Golfen: „Das Beste ist das Abschlagen und das Üben auf der Driving Range.

 

Aber ich spiele auch noch Hockey." Großes Ziel von Justus ist es, endlich die Platzreife zu erreichen. Diese erlangen große und kleine Golfer, wenn sie die wichtigsten praktischen und theoretischen Spielkenntnisse erworben haben und das angemessene Verhalten auf dem Platz beherrschen. Gerade hinsichtlich der „Platzetikette" haben die Kinder, verständlicherweise, noch ihre Schwierigkeiten. Laura muss, trotz ihrer neun Jahre, hier noch einmal „laufen lernen". „Die Spikes an den Unterseiten der Golfschuhe beschädigen den Rasen, wenn man nicht richtig geht", erläutert der Trainer. Und so ist Sabin Sapkota nicht nur Coach, Motivator, Tröster und guter Freund, sondern auch Benimmtrainer. Immer wieder hält er die Kinder an, durch ihr munteres Plaudern und Herumtollen die Konzentration der anderen Gruppenmitglieder nicht zu stören. Das Turnier stellt hohe Anforderungen an die Konzentration und Ausdauer der Kinder. „Maximal eine dreiviertel Stunde können sich die Kinder auf das Training konzentrieren.

Auf dem Platz halten sie etwas länger durch." Sabin Sapkota hat Verständnis für die Kinder, auch wenn kleine Frösche im Bunker, den Sandlöchern des Platzes, für außerplanmäßige Aufregung sorgen. Ihm macht die Arbeit sichtlich Spaß. Er freut sich über jeden guten Schwung – und über jeden guten Versuch, auch wenn er fehlschlägt. Immer wieder lobt er, feuert er an und tröstet – als bei Julika am letzten Loch doch noch die Tränen fließen.

Nach fünf Löchern und knapp zwei Stunden Spielzeit stehen die Sieger fest. Julika hat den zweiten Platz errungen. Justus ist Sechster geworden. Aber mehr noch als um die bessere Platzierung beneidet er Julika um die Platzreife, die ihr Sabin Sapkota an diesem Nachmittag verleiht. Alle Kinder sind erschöpft, aber glücklich. „Ich bin k. o.", stöhnt die kleine Julia . Die Schneidezähne der Erstklässlerin fehlen. Die hat sie doch aber nicht beim Golfen verloren? „Nein, beim Zähneputzen", verkündet Julia, mit der Sonne um die Wette strahlend.

Doreen Zetsche
Fotos: Doreen Zetsche