• Januar 17, 2023
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Die bereits vorhandene Unsicherheit in der sächsischen Wirtschaft hat sich weiter verstärkt. Während die Lageeinschätzungen der Unternehmen insgesamt nur leicht sinken, stürzen die Geschäftserwartungen für die kommenden Monate regelrecht ab. Eine ganze Reihe von wirtschaftlichen Problemen stellen die Unternehmen aktuell vor massive Herausforderungen. Dazu zählen insbesondere die Folgen des Ukrainekrieges, die drastischen Energiepreissteigerungen, weiterhin bestehende Lieferengpässe, die Inflation, aber auch Folgen der noch immer nicht überwundenen Corona-Pandemie. Der IHK-Geschäftsklimaindex sinkt dementsprechend zum dritten Mal in Folge und liegt nun bei 82 Punkten (nach 103 Punkten im Frühjahr 2022). Zu diesem Ergebnis kommt die aktuelle Konjunkturumfrage der sächsischen Industrie- und Handelskammern, an der sich im September 1.622 Unternehmen aller Branchen mit ca. 81.000 Beschäftigten beteiligten.

Nur noch ein reichliches Drittel (36 %) der Unternehmen beurteilen ihre Geschäftslage mit "gut". Das ist der niedrigste Wert seit Jahresbeginn 2021. Fast die Hälfte (47 %) berichten von noch zufriedenstellenden Geschäften. Der Anteil der Unternehmen mit schlechter Geschäftslage (17 %) steigt gegenüber der Frühjahrsumfrage 2022 nur um einen Punkt, im Vergleich zum Herbst des Vorjahres jedoch um sieben Punkte. In der Folge ergibt sich ein Geschäftslagesaldo von 19 Punkten. Eine Verschlechterung der Lage ist in allen Branchen zu verzeichnen, mit Ausnahme der Tourismuswirtschaft, was in der vergleichsweise guten Sommersaison und der coronabedingt schwierigen Ausgangslage begründet sein dürfte. Deutlichen stärker rutschen die Geschäftserwartungen ab. Mehr als jedes zweite Unternehmen rechnet mit einer Verschlechterung in den nächsten Monaten. Nicht einmal jedes zehnte erwartet eine Verbesserung. 40 % der Befragten gehen von einer gleichbleibenden Lage aus. Der sich daraus ergebende Prognosesaldo sinkt gegenüber der Umfrage vom Frühjahr um 28 Punkte und ist mit -44 Punkten sogar schlechter im Vergleich zum Frühjahr 2020 (-39 Punkte), als die erste Welle der Corona-Pandemie das gesellschaftliche und wirtschaftliche Leben bestimmte. Der Rückgang der Erwartungen umfasst alle Branchen. Außer im Dienstleistungsgewerbe (44 %) gehen in allen Bereichen deutlich mehr als die Hälfte der Unternehmen von einer Verschlechterung ihrer Geschäftslage in den kommenden Monaten aus.

Die finanzielle Situation der Unternehmen spannt sich erneut an. Nach zweieinhalb Jahren Corona-Pandemie und über einem Jahr zunehmender Kostensteigerungen bei Energie, Rohstoffen und Arbeit gehen die Reserven zunehmend zur Neige. Nur noch 54 % der Betriebe berichten von einer unproblematischen Finanzlage (Frühjahr: 59 %). Die von finanziellen Problemen betroffenen Unternehmen benennen als Gründe vor allem Eigenkapitalrückgänge, Liquiditätsengpässe und vermehrt auch Forderungsausfälle, die wieder an Bedeutung gewinnen. Die zunehmenden Finanzprobleme schlagen sich auch in einer spürbar geringeren Investitionsneigung nieder. So beabsichtigen nur noch 14 % (Frühjahr: 18 %) der Unternehmen, ihre Investitionsausgaben zu erhöhen; rund jedes dritte Unternehmen (Frühjahr: 22 %) geht von rückläufigen Investitionen aus. Auch die Planungen für die Beschäftigtenzahlen sind rückläufig. 26 % gehen von einer Reduzierung ihrer Mitarbeiterzahl aus, lediglich 13 % sehen eine Aufstockung des Personals vor. In der Vorumfrage war der Beschäftigungssaldo noch leicht positiv. Aktuell gibt es in keiner Branche Unternehmen, die planen, mehr Personal einzustellen als abzubauen. Die Betriebe im Verkehrsgewerbe, Bau und Einzelhandel sind diesbezüglich am pessimistischsten.