• 3368 Aufrufe

Die Brain AG

Ein Unternehmen, das die Umwelt entlastet und gleichzeitig Rohstoffe liefert, muss die Welt erobern. So geschieht es im Moment mit dem Biotech-Unternehmen Brain AG, dessen Anteile die Dresdner Wieder AG vertreibt. Holger Zinke, der Gründer und Vorstandsvorsitzende der Brain AG hat das Potenzial der sogenannten „Bio-Ökonomie“ rechtzeitig erkannt und erobert mit Bakterien und Mikroben den Weltmarkt.

Wie sie das machen, erinnert an Science Fiction Filme der besseren Art, für Laien kaum zu glauben, dass die Forschung schon so weit ist. Im Archiv der Brain AG liegen 20.000 verschiedene Mikrobenarten, aus denen so genannte Designerbakterien zusammengebastelt werden können. Die meisten Aufträge der Brain AG sind geheim. Als Beispiel für einen Auftraggeber wird ein Chemie-
Unternehmen angeführt, das mit einem Designerbakterium 1,2-Probandiol
herstellen will, das zum Beispiel auf die Tragfl ächen von Flugzeugen gesprüht
wird, um sie vor Vereisung zu schützen. Bis heute wurde dieses 1,2-
Probandiol nur aus Erdöl hergestellt (immerhin 100.000 Tonnen jährlich
weltweit).

Die Brain AG ist dabei, Verfahren zu entwickeln, mit denen man
Massenchemikalien aus nachwachsenden Rohstoffen gewinnen kann. Wie
die Mitarbeiter das machen, ist spannend wie im oben genannten Film.
Oft ist es so, dass es keinen Einzeller gibt, der die entsprechende Chemikalie
ausscheidet. Also muss ein Stoffwechsel regelrecht neu konstruiert
werden. Verschiedene Einzelteile werden in einem Lebewesen zusammengebaut,
das dann die entsprechende Chemikalie produzieren kann, genauer
gesagt, werden Genomfragmente verschiedener Mikroorganismen in ein
neues Lebewesen eingebaut. Meist fi nden die Brain-Mitarbeiter in ihrem
Bioarchiv Organismen, die zumindest einige Teile für den Stoffwechsel
liefern können. Der Organismus, der die meisten zu gebrauchenden Teile
der Synthese vereint, wird als Hauptorganismus ausgewählt. Die restlichen
Enzyme werden von anderen Organismen entnommen und dem
Produzentenorganismus eingepfl anzt. Wenn ein natürliches Enzym nicht
die gewünschte Leistung bringt, können es die Brain-Mitarbeiter mit gelenkter
Evolution optimieren. In Folge werden Veränderungen im Erbgut ausgelöst, bis das Bakterium das optimale Enzym ausbildet. Und es geht
noch weiter: der neue Organismus soll seinen Nährstoff nicht zum Wachsen,
sondern zur Erzeugung des Produktes verwenden. Also werden die
Wachstumsgene herausgeschnitten, und dem Kleinstlebewesen wird der
Drang zur Vermehrung genommen – so weit, so verrückt für den Laien,
aber Realität für die Brain-Mitarbeiter.
Ein anderes Beispiel für die Arbeit der Brain-AG ist eine Entwicklung,
die längst im industriellen Alltag erprobt ist – ein Waschmittelenzym. Ein
Eiweiß, mit dem man Textilien bei 40 statt bei 60 Grad waschen kann. Die
Brain-AG hat dieses Enzym zusammen mit dem Konsumgüterhersteller
Henkel entwickelt. Durch das Enzym könne man mehr als eine Million
Tonnen des gefährlichen Treibhausgases Kohlendioxyd in Deutschland
einsparen. Ein Grund, warum Brain-Chef Holger Zinke als Vertreter der
„Weißen Biotechnologie“ den Deutschen Umweltpreis erhielt. Die Weiße
Biotechnologie macht bestehende industrielle Prozesse energieeffi zienter
und nachhaltiger und ermöglicht es so, unter anderem Feinchemikalien,
Pharmazeutika, Vitamine oder Aminosäuren ressourcensparend zu produzieren.
Auf der anderen Seite steht die Weiße Biotechnologie aber auch
dafür, biologische Lösungen wie z.B. neue Enzyme oder Naturstoffe als
Nahrungsmittelzusatzstoffe sowie bioaktive Kosmetika zu liefern, welche
als innovative Produkte von morgen ganz neue Märkte adressieren.

Die Weiße Biotechnologie ist dabei keine verheißungsvolle Technologie
mit großem Potenzial, auf der Suche nach dem Durchbruch. Die Weiße Biotechnologie
steht bereits für Milliardenumsätze und transformiert ganze
Branchen. Sie ist das Symbol eines grundlegenden industriellen Wandels
hin zu nachhaltigem Wirtschaften. Sie ist nicht, wie vor wenigen Jahren
noch geargwöhnt wurde, eine Modeerscheinung, sondern eine breite, von
industriellem, politischem und gesellschaftlichem Konsens getragene
Marktentwicklung.

Das Unternehmen BRAIN hat sich zum Technologieführer auf dem Gebiet
der Weißen oder auch „Industriellen“ Biotechnologie entwickelt. Das private,
seit seiner Gründung im Jahre 1993 profi table Biotech-Unternehmen
verfolgt ein mittelständisches, profi tables Geschäftsmodell und steht für
erfolgreiche Anwendungen und innovative Problemlösungen in der Chemie-,
Pharma-, Kosmetik- und Nahrungsmittelindustrie. BRAIN bietet
seinen Kooperationspartnern strategische Partnerschaften sowie exklusive
Lizenzvereinbarungen für alle Phasen der Naturstoff- oder Enzymidentifi -
zierung bis hin zur System-, Produktionsstamm- und Produktentwicklung
von der Idee bis zum Markt an.
Unter Nutzung der mikrobiellen Kreativität aus 3.5 Milliarden Jahren Evolution
liefern die 92 Mitarbeiter der BRAIN sowohl Prozessoptimierungen
als auch neue bioaktive Enzyme und Naturstoffe. Das breite, stetig wachsende
Technologieportfolio mit dem Kernsegment des Metagenom®-
BioArchivs wird von vielen großen Industrieunternehmen genutzt. Mit diesem
Werkzeugkasten der Natur werden industrielle Produkte und Prozesse
biologisch erzeugt und folgen damit einem zentralen gesellschaftlichen

Bedürfnis nach nachhaltigen Produkten und sanften Produktionsprozessen.
BRAIN hat mittlerweile über 70 Industrieprogramme und langjährige Partnerschaften
mit global agierenden Unternehmen wie BASF, Bayer Schering
Pharma, Ciba, Clariant, DSM, Evonik Degussa, Genencor, Henkel, Nutrinova,
RWE, Sandoz, Schering, Südzucker, Symrise und weiteren, noch nicht
veröffentlichten Unternehmen erfolgreich abgeschlossen und sich bei vielen
als strategischer F&E-Kooperationspartner einen „preferred partner“-Status
erarbeitet. BRAIN hat auf seinem Weg zum integrierten Systemanbieter am
Standort in Zwingenberg die Labor- und Produktionskapazitäten mittlerweile
auf 1.500 m² verdoppelt.

Die Brain AG

Branche: Weiße Biotechnologie
Rechtsform: Aktiengesellschaft
Gründungsjahr: 1993
Mitarbeiter: 92
Investoren: MiG AG, MBG H, TFH, Commerzbank, 20 Mio Euro in
Mezzanine Finanzierungsrunde eingeworben (2006)
Ergebnis: profi tabel
Upside: BioActives, Enzyme und Biokatalysatoren als System-
Entwicklungslinien im B2B Geschäft; industrielle JVs
Fazit: B•R•A•I•N auf Wachstumskurs in Zukunftsbranche. Eigene
Entwicklungslinien stehen für weiteres, nachhaltiges Wachstum.
Leistet auch Auftragsforschung, ist am Umsatz der maßgeblich
entwickelten Produkte beteiligt.