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Vom Mundwasser zum Impfstoff
In Dresden entsteht der weltweit beste Grippe-Impfstoff
Wenn die Tage kürzer und kälter werden, geht das Grippevirus um. Millionen Menschen benötigen dann eine Impfung. Das passende Serum entsteht mitten in Dresden bei der GlaxoSmithKline. Der hier gefertigte Impfstoff wird direkt in Spritzen abgefüllt, verpackt und in rund 70 Länder exportiert.
Die Geschichte des Standorts Dresden als Hersteller von Impfstoffen reicht bis ins Jahr 1908 zurück, als der Dresdner Industrielle Karl August Lingner eine bakteriologische Abteilung einrichtete. Er beschäftigte sich intensiv mit Fragen der Hygiene und Mikrobiologie sowie der gesundheitlichen Aufklärung. Sein auch noch heute wohl bekanntestes Produkt ist das Mundwasser "Odol". 1911 wurden daraus die Sächsischen Serumwerke (SSW) und das Institut für Bakterientherapie. Bereits 1918 hatte das junge Unternehmen 78 Präparate im Sortiment, darunter Heilsera, Impfstoffe und Präparate für die Veterinärmedizin. In der DDR avancierte die SSW zum wichtigsten Anbieter von Impfstoffen. 1968 führte man einen Lebendvirus-Impfstoff gegen Masern ein, 1975 brachte man einen Grippe-Impfstoff auf den Markt. Zur Wende wurde das Unternehmen in eine Kapitalgesellschaft umgewandelt. Durch umfassende Restrukturierungen wurde die Wettbewerbsfähigkeit des SSW unter marktwirtschaftlichen Bedingungen gesichert. Bereits 1991 gelang es dem SSW als erstem ostdeutschen Pharmaunternehmen, den Vertrieb auf das Gebiet der alten Bundesrepublik auszuweiten. Zwei Jahre später wurde es vom britischen Arzneimittelhersteller SmithKline Beecham übernommen. Der Londoner Konzern kann selbst auf eine Tradition zurückblicken, die bis ins 18. Jahrhundert reicht. Im Jahr 2000 wurde das Unternehmen Teil von GlaxoSmithKline. Mit dem Erweiterungsbau, der 2008 in Betrieb genommen wurde, verdoppelte sich die Produktionskapazität am Dresdner Standort. Der hier gefertigte Impfstoff wird direkt in Spritzen abgefüllt, verpackt und in rund 70 Länder exportiert. Etwa 700 Mitarbeiter plus Auszubildende arbeiten in Dresden. Weltweit hat GSK über 97.000 Mitarbeiter. Gemäß der jährlichen Entscheidung der WHO, enthält der Grippe-Impfstoff Antigene von drei bzw. vier zirkulierenden Virusstämmen. Die Viren werden zunächst im Labor getestet und angezüchtet. Anschließend werden mittels Bruteiern in großem Maßstab inaktivierte Spaltpartikel-Lösungen jeweils eines Virusstammes, sogenannte Monobulks, hergestellt. Diese Monobulks werden inklusive Pufferlösung in einem definierten Verhältnis gemischt. Es entsteht damit der fertige Impfstoff, der in Fertigspritzen abgefüllt, länderspezifisch etikettiert und verpackt wird. Bis zur Freigabe der Charge durch interne und externe Prüfer wird der Grippe-Impfstoff in Kühlräumen zwischengelagert und anschließend durch GSK Biologicals ausgeliefert. Nur die Impfstoffchargen, die sämtliche Qualitätsmerkmale im kompletten Produktionsprozess erfüllen, werden am Ende freigegeben.