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Dr. Axel Schober über Macht, anspruchsvolle  Mandanten und Kung-Fu

Der Mensch steht immer im Mittelpunkt seiner Arbeit. Geschickt verhandelt er mit Geschäftsleuten aus aller Herren Länder. Sein Fachgebiet ist internationales Recht. Der Dresdner Anwalt verrät sein Erfolgsgeheimnis im Umgang mit seinen Mandanten aus aller Welt.

Was ist an internationalem Recht so besonders? 

Schober: Wenn man es genau analysiert, abgesehen vom islamischen Rechtskreis, geht alles auf ziemlich identische Wurzeln zurück. Über die Dogmatik der katholischen Kirche, die Kolonialzeit, die Industrialisierung, die multinationalen amerikanischen Anwaltskonzerne wurde das Recht weltweit standardisiert. Das bedeutet, dass man überall, wo man auf der Welt aktiv ist, eine gemeinsame rechtliche Basis hat. In unserer Zeit, gerade durch das Internet, ist dies in der Juristerei gang und gäbe. 

Worauf muss man bei internationalem Recht besonders achten?

Schober: Der Job eines internationalen Juristen ist auch sehr stark gestaltend. Es kommt nicht nur auf das Recht als solches an, sondern auf Strategien. Es hat ein sehr hohes spielerisches Element. Ich bin jemand, der die Menschen versteht. Im internationalen Bereich sind die Persönlichkeiten der Menschen unglaublich wichtig. Dies hängt auch damit zusammen, dass ich viel mit anspruchsvollen Menschen zu tun habe. Solche Menschen sind sensibel und präzise. Sie sind schnell in ihrer Auffassungsgabe und haben hohe Erwartungen. Gerade da, wo es um hohe Summen geht, sollte der Mensch stärker im Fokus stehen. 

Wie viele Mandanten betreuen Sie?

Schober: Das ist relativ überschaubar. Mein fester Mandantenkreis beinhaltet 30 bis 50 Unternehmen. Einen Fall bearbeite ich zwischen vier Wochen und drei Jahren. Die Dauer hängt immer davon ab, was für eine Aufgabe ich zu bewältigen habe. Was mir besonders Spaß macht, ist die internationale Handelsschiedsgerichtsbarkeit. 

Was ist Schiedsgerichtsbarkeit?
Schober:
Schon die alten Römer kamen auf die Idee, mit Rechtsstreitigkeiten zwischen den Kaufleuten nicht immer zu den staatlichen Richtern zu gehen, sondern einen privaten Richter aufzusuchen, der genauso staatlich hoheitlich denkt. So haben sich Schiedsrichter entwickelt, die eine Dienstleistung angeboten haben, bei Streitigkeiten zu entscheiden. Seit 2000 Jahren gibt es solche privaten Gerichte. Diese Gerichte entstehen spontan oder sind mittlerweile institutionalisiert. Die Deutsche Institution für Schiedsgerichtsbarkeit oder die International Chamber of Commerce sind solche Einrichtungen. Es gibt verschiedene Hot-Spots in der Welt, die den Service anbieten, Streitigkeiten zu entscheiden. Die Kaufleute können sich durch Vereinbarungen dieser Schiedsgerichtsbarkeit unterwerfen. Der Prozess wird analog durchgeführt wie ein staatliches Verfahren, mit einigen Besonderheiten im Schiedsgerichtswesen. Wenn keine Einigung erzielt werden kann, wird ein Urteil ausgesprochen. Dies ist der Unterschied zur Mediation. Dort gibt es nur Versuche einer Einigung. Bei der Schiedsgerichtsbarkeit kommen wirkliche Urteile raus. Jeder Staat hat seine Hoheit und eigenes Recht. Wenn Unternehmen verschiedener Nationen Streitigkeiten miteinander haben, so gehen die meisten nicht vor ein Nationalgericht. Da komme ich ins Spiel. Ich hatte vor einiger Zeit sehr erfolgreich Schadensersatzansprüche für ein sächsisches Unternehmen in China durchgesetzt. Im Auftrag eines russischen Unternehmens verklage ich gerade ein Unternehmen aus Franken. Solche Herausforderungen hätte ich als Verkehrsrichter nie bekommen. Mir macht das internationale Recht sehr viel Spaß. Mittlerweile mache ich es schon seit fast 30 Jahren. 

Was ist das Geheimnis Ihres Erfolges?
Schober:
Ich schaute schon immer über den Tellerrand hinaus und habe gesehen, wie es die Ingenieure, Maschinenbauer, Fahrzeugbauer und Biotechnologen machen. Dies sind auch meine Spezialgebiete. Ich vertrete technologieorientierte Unternehmen, habe einen sehr breiten Mandantenkreis. Durch die Spezialisierung auf den internationalen rechtlichen Bereich bin ich sehr gefragt, da dieses Gebiet nicht viele Anwälte bespielen. Für einige Unternehmen bin ich auch einfach „der Hausanwalt“. 

Kommen Ihre Mandanten aus der ganzen Welt?
Schober:
Ich habe auch schon Unternehmen aus China, der Schweiz, den USA vertreten. Ich fahre sehr gern auf Kongresse, wo ich neue Impulse bekomme und mich austausche. Auf solchen Kongressen erklären Schiedsrichter verschiedener Kontinente ihre Vorstellung von Schiedsgerichtsbarkeit. Je nach Kulturkreis sind die Vorstellungen von Streitentscheidung verschieden. Allgemein muss man sagen, dass man nicht erfolgreich sein kann, wenn man nicht gut vernetzt ist. Außerdem ist es nötig, sich mit den Kulturen auseinanderzusetzen und diese zu verstehen. 

Wie ist Ihre Erfahrung mit den unterschiedlichen Kulturen?
Schober:
Das chinesische Wesen ist zum Beispiel sehr komplex für Außenstehende. Um es zu verstehen ist eine gute Vernetzung mit Menschen aus China sehr wichtig. Zu ihrer Kultur gehören Kampfsportarten wie Kung-Fu. Ich betreibe diesen Kampfsport schon seit Jahren. Wie bei den Techniken, die man erlernt, ist das Wesen der Chinesen. Sie können harmonisch und grazil und dennoch im nächsten Moment sehr hart sein. Die russische Mentalität ist dazu im Vergleich ganz anders. Ich mag sie als Menschen und kann das russische Wesen sehr gut nachvollziehen. Ich verstehe, was meine russischen Gesprächspartner empfinden und wie sie sich ausdrücken. Sie sind zielstrebig, so dass ich schnell mit denen auf Augenhöhe bin. Sie verhalten sich sehr oft fair.