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Vorsicht Fälschung!
Daniel Gehm hat viel Zeit. Im übertragenen Sinne. Er ist Inhaber des seit 2004 bestehenden Uhren Atelier Gehm, kauft und verkauft hochwertige gebrauchte und neue Uhren. Fälschungen haben keine Chance bei ihm und seinem Team. Disy sprach mit Daniel Gehm darüber, wie man vielleicht schon als Laie Fälschungen erkennen kann und warum es Fälscher heutzutage so leicht haben. Gerade teure Luxusmarken werden häufig kopiert.
Gerade teure Uhren und Luxusmarken werden häufig gefälscht. Welche Art von Fälschungen gibt es? Gehm: Zum einen gibt es Fälschungen am Material. Bei einigen Uhren steht „Gold“ drauf, wo keines ist. Oder es wird beispielsweise „18 Karat Gold“ angegeben, obwohl der Goldanteil der verwendeten Legierung viel geringer ist. Einige Uhren wiederum sind gar keine Fälschungen im eigentlichen Sinne. Es sind Uhren, wo ein Markenname drauf steht, die es im Sortiment aber gar nicht gibt. Der Klassiker sind aber sicher Fälschungen, die versuchen, das Original zu imitieren. Das Problem ist aber, dass die Fälschung erst dann einen Sinn macht, wenn sie wesentlich billiger als das Original herzustellen ist. Manchmal ist auch die Qualität des Imitats entscheidend. Es gibt auch gefälschte Uhren jenseits der 5.000 Euro Marke, welche möglicherweise sogar aus echtem Gold gefertigt und ein genaues Uhrwerk verbaut haben.
Woran erkennt man eine Fälschung am schnellsten? Gehm: Sie sind besonders dann leicht zu erkennen, wenn es Fantasie-Modelle sind. Uhren, die einen Metallboden haben, sind im Allgemeinen leichter zu fälschen, denn dem Käufer wird der Blick auf das Uhrwerk versperrt. Heutzutage kann man ein mechanisches Uhrwerk relativ einfach herstellen. Es geht nur noch um die Güte des Werkes. Einfache Automatik-Uhrwerke findet man in Uhren, die 20 oder 30 Euro kosten. Früher hatten Fälschungen grundsätzlich Quarz-Werke (siehe Kasten). Diese waren einfach billiger und leichter zu fälschen, im Gegensatz zum Uhrwerk einer mechanischen Uhr.
Würden Sie eine Fälschung sofort erkennen? Gehm: Ja! Da wir täglich mit äußerst hochwertigen Uhren zu tun haben, haben wir einen Blick dafür, was ein Original und was eine Fälschung ist. Es gibt da ein antrainiertes Gefühl für Proportion und Wertigkeit. Aber: Aus eigener Erfahrung können wir sagen, dass selbst wir manchmal die Fälschung nicht sofort als solche enttarnen würden, wenn uns nicht einige Spezial-Funktionen des Originals bekannt wären. Je teurer und aufwändiger die Fälschung gemacht ist, desto komplizierter ist die Identifikation, auch für uns.
Wie sehr schaden Fälschungen Ihrem Geschäft? Gehm: Wir müssen täglich Uhren auf ihre Echtheit prüfen. Das gehört zu unserem Geschäft. Die Kontrollen sind zum Teil sehr aufwändig. Da Uhren unser Schwerpunkt sind und wir auch Service-Leistungen anbieten, ist der Blick in die Uhr immer notwendig. Und da bekannt ist, dass wir immer genau und detailliert prüfen, haben wir selbst bisher nur wenig Kontakt mit Fälschungen gehabt. Unsere Kunden hingegen mussten wir schon öfter auf gefälschte Erwerbungen aufmerksam machen. Wir merken, dass die Menschen bei dieser Thematik zwar ein gesundes Misstrauen haben, und das zu Recht, aber eben nicht den qualifizierten Weg einschlagen, die Echtheit einer Uhr herauszufinden.
Wer ist denn qualifiziert für solche Auskünfte? Gehm: Sicherlich richtet sich der Kunde an den Fachmann im Geschäft, allerdings ist nicht jeder so versiert auf dem Gebiet wie wir. Die beste Auskunft bekommt man vom Hersteller selbst, wobei diese sich gerne bedeckt halten und die Einsendung der Uhr verlangen. Oft bekommt man die Uhr dann mit eher schwammigen Aussagen zurück. Ist die Uhr eine Fälschung, bekommt man sie nicht selten überhaupt nicht wieder.
Kann man vielleicht schon beim Kauf erkennen, ob man einem Betrug zum Opfer fällt? Gehm: Wenn ein Händler am Strand seine Weste mit 50 Uhren öffnet, kann man davon ausgehen, dass die nicht echt sind. Wenn man die Uhr hingegen bei einem gewerblichen Händler mit Ladengeschäft z.B. in der Dresdner Innenstadt kauft, so ist es mit Sicherheit ein Original. Ganz zu schweigen von Garantieansprüchen bei Ansprechpartnern vor Ort. Wichtig ist es auch zu wissen, dass, obwohl ein Etui und irgendwelche Papiere beim Kauf mit dabei sind, die angebotene Uhr noch lange kein Original sein muss. Derjenige, der eine Uhr fälschen kann, ist erst Recht in der Lage, eine Verpackung zu fälschen.
Was passiert, wenn Jemand mit einer Fälschung zu Ihnen in den Laden kommt? Gehm: Denjenigen schicken wir mit der Empfehlung, sich an den Verkäufer zu wenden oder die Uhr zu entsorgen, wieder weg. Der Aufwand für die Abwicklung von Fälschungsvorgängen wäre viel zu groß. Wir haben im Jahr fünf, sechs Kunden, die uns irgendeine Kaufgeschichte zu ihren Fehlkäufen erzählen. Wir selbst haben keine Auflagen von den Uhrherstellern, Fälschungen einzuziehen.