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Romantik, Liebe und 800 Rosen
Landsitz Schloss Wettinhöhe
Gleich nach der Wende zog es den Münsteraner Landwirt nach Radebeul, heute ist er einer der interessantesten der modernen Schlossherren unserer Stadt. Diskret genießt er sein Anwesen. Für Disy öffnete der charmante Herr ausnahmsweise die Tore seines Anwesens. Sehen Sie mal!
Umgeben von Ackerland, Wald und Weinberg erreicht man das Schloss Wettinhöhe durch den Park. Quellen besagen, dass die hiesigen Weinberge bereits im 15. und 16. Jahrhundert durch die Meißner Bischöfe bewirtschaftet wurden. Sicher ist, dass thüringisch-sächsische Adelsdynastien die exponierte Lage zu schätzen wussten und hier ein Kaffeehaus errichteten.
Bis Mitte des 19. Jahrhunderts entwickelte sich ein Weingut mit Weinberg und Winzerhaus, in dem auch der Kötzschenbrodaer Pfarrer Johann Samuel Gottlob Flemming wohnte. In den Jahren 1879/1880 erweiterte der königlichpreußische Oberstiftshauptmann und Geheimrat Alfred Ludwig Piper das ehemalige Schankhaus durch Anbau eines dreigeschossigen Wohnturmes mit schiefergedecktem Spitzdach und Anbau eines Neorenaissance-Ostfl ügels mit geschweiftem Giebel und halbrundem Erker zum Schloss. Seither prägt es das Radebeuler Stadtbild mit.
Nach einem Brand im Jahr 1890 wurde das Schloss Wettinhöhe wieder aufgebaut und als Pension sowie „Höhenluft- und Kurhotel genutzt. Es diente auch als Stabsquartier während des Zweiten Weltkrieges und während der DDR-Zeit als Ärztehaus für die dahinter liegenden Lungenheilanstalten.
Der heutige Schlossherr, der gleich nach der Wende aus dem Westen nach Radebeul kam, erkannte den guten Kern der Bauten, erwarb sie 1997, begann mit der fachmännischen und liebevollen Sanierung des heutigen Baudenkmales und zog mit seiner Familie selbst ein. Die anderen dabei entstandenen Wohnungen vermietet er.
Der Kirchenmaler und Restaurator Harald Richter verhalf dem Schloss zu neuem Glanz. So erstrahlte der Stuck im Musiksalon in seiner alten Schönheit. Auch alle anderen Räume sind mit prachtvollem Stuck und mit Malereien versehen. Eichenparkett, wieder aufgearbeitete alte Holzdielen sowie aufwendige Fliesenböden geben den Räumen die anheimelnde Atmosphäre, die schon Piper schätzte. Betritt man das Schloss durch das Portal, steht man im Kaminzimmer.
Buche, Eiche und Ahorn aus dem hauseigenen Wald brennt hier an kühlen Wintertagen hinter schützendem Glas, was eine herrschaftliche Gemütlichkeit ausstrahlt. Zum Eingang auf der Bergseite führt eine Allee. Sie gibt auch dem benachbarten Wirtschaftsgebäude, in dem zu Pipers Zeiten Kutschremisen und Ställe waren, einen ansprechenden Rahmen. Sechs bis acht Pferde fanden dort Platz. Über den Remisen lagerten Futtervorräte, Stroh, Heu und Getreide. Eine eingebaute Dreschmaschine erinnert heute noch daran. Jetzt befinden sich in dem Gebäude ein Büro, Garagen und Bodenräume.
Mehr als hundert steinalte Bäume, wilder Flieder und viele andere Ziersträucher prägen das Gesicht des 17.000 Quadratmeter großen Parks, dessen Anlage früher Springbrunnen, ein Wasserfall und ein Teich auflockerten. Um Park und Gebäude zu sanieren, mussten 300 Container mit Schutt, Müll und Wildwuchs weggefahren werden. Inzwischen sind der Park und das Schloss ein Flächendenkmal. Dichter Rasen ohne jegliches Unkraut bedeckt den Boden wie ein Teppich. „Ich dünge den Rasen regelmäßig und wässere ihn bei Bedarf in trockenen Monaten, da hier nur 350 Millimeter Niederschlag fallen“, sagt der Schlossherr. Außerdem hat er an sonnigen Plätzen etwa 800 Rosen gepflanzt, die dem Ganzen ein besonderes Flair verleihen.
Von dem Schloss aus hat man eine herrliche Aussicht von Meißen über Radebeul bis nach Dresden und die Sächsische Schweiz. Der Blick streift auch das Erzgebirge, gleitet über die Elbe bis nach Tschechien und Polen.
Über die wechselvolle Geschichte des Schlosses wird in diesem Artikel heute nicht weiter berichtet. Vielleicht ein anderes Mal.