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Männer können mit Geld umgehen, Frauen nicht?

Es gibt viele Vorurteile, wenn es um Frauen und ihre Beziehung zum Geld geht. Allerdings stelle ich in meiner täglichen Arbeit fest, dass leider längst nicht alle Vorurteile falsch sind. Frauen verlassen sich in Geldfragen immer noch gerne auf andere Ratgeber. Ich habe manchmal den Eindruck, dass Frauen immer noch am Geld kein Interesse und an der Freiheit, selbst zu bestimmen, wohin die Reise in Sachen Finanzplanung gehen soll, zeigen. Auch wenn sie, was Studien zeigen, langfristig gesehen durchaus bessere Anlageentscheidungen als Männer treffen. Aber was hält Frauen davon ab, dies auch zu tun? Mithilfe der Betrachtung einiger verbreiteter Vorurteile will ich versuchen, es herauszufinden. Wie überall im Leben führen auch im Bereich Finanzen pauschale Aussagen, wie in der Überschrift, nicht zum Ziel. Allerdings habe ich festgestellt, dass diese Aussage stimmt, wenn man sie modifiziert: Frauen haben im Umgang mit Geld
keine Tradition.

Woran ich diese provokante Aussage festmache? An harten Zahlen
und Fakten. Nach einer Studie der Gesellschaft für Marktforschung (GfK)
in Kooperation mit dem Wall Street Journal Europe verfügen 18 Prozent der
westeuropäischen männlichen Sparer über ein Vermögen von mehr als 50.000
Euro.

Im Europa-Vergleich gilt dies lediglich für elf Prozent aller Frauen, und
in Deutschland ist diese Zahl noch einmal geringer. Lediglich fünf Prozent der Sparerinnen besitzen ein Vermögen von mehr als 50.000 Euro. Frauen verfügen also zwangsläufig über geringere Erfahrungswerte in der Finanzplanung, da ihr durchschnittliches Geldvermögen im Vergleich zu dem der Männer deutlich geringer ist. Unbestritten sind darüber hinaus geschlechtsspezifische Unterschiede im Umgang mit Geld, die die US-Psychologin Kathleen Gurney beschrieben hat: „Männer identifizieren Geld mit Macht und Kontrolle. Für Frauen dagegen bedeutet Geld Sicherheit und Autonomie.“ Die Schlussfolgerung: Für Frauen ist Geld eher Mittel zum Zweck, für Männer ist Geld der Zweck selbst. Benötigen Männer besondere Männerprodukte? Eben. Auch im Hinblick auf das Allgemeine Gleichbehandlungsgesetz (AGG) sollte von der Kreation frauenspezifischer Produkte Abstand genommen werden. „Shrink it and pink it, mach
es kleiner und rosa“, wie die Gendermarketing-Expertin Diana Jaffé treffend konstatiert, reicht eben nicht aus und nimmt Frauen nicht ernst.

Denn es ist eben nicht das Geschlecht, das ausschlaggebend für die Produktgestaltung und Anlageentscheidung ist, sondern es sind die Lebensumstände, die entscheidend sind. Verschiedene Studien belegen, dass diejenigen Frauen, die selbst über ihren
Beruf, ihre Familie und ihr Vermögen bestimmen, die gleichen Anforderungen und Bedürfnisse haben wie Männer. Grundsätzlich muss man jedoch beachten, dass die individuellen Lebenspläne und Erwerbsbiografien von Frauen in der
Regel vielfältiger sind als die linearen Lebensentwürfe der Männer. In Kombination mit einer höheren Lebenserwartung ist es für Frauen umso dringlicher, sich frühzeitig mit der eigenen finanziellen Situation auseinanderzusetzen. In meinem Berufsleben habe ich sowohl die
eine als auch die andere Erfahrung gemacht.


Sicherlich gibt es Frauen, die im Gespräch mit einer Beraterin weniger Scheu haben, vermeintlich dumme Fragen zu stellen. Doch zum Glück sind die Menschen unterschiedlich und lassen sich nicht starr in ein Schema pressen. In den vergangenen Jahren haben sich verschiedene Spezialanbieter am Markt etabliert, die genau das für sich reklamieren: Nur Frauen seien in der Lage, einen entsprechend weiblichen
Blick auf die Dinge zu werfen. Doch die geschlechtsspezifische Unterteilung der Menschen greift meiner Meinung nach in diesem Kontext eindeutig zu kurz. Dagegen ist für eine gute, persönliche Beratung das Vertrauen in die Person und in die Kompetenz des Gegenübers und seines Unternehmens, für welches er oder sie tätig ist, ausschlaggebend.

Die Kundin wird nicht umhin können, sich ausführlich mit ihren eigenen Bedürfnissen auseinanderzusetzen und die Empfehlungen des
Beraters oder der Beraterin kritisch zu hinterfragen. Das ist der erste Schritt in die Richtung einer guten Beratung, ganz unabhängig vom Geschlecht.
Vielen Frauen wird erst bei Krisen wie bei Scheidung
oder Tod des Lebenspartners schmerzlich bewusst,
welche wichtige Rolle die Finanzen im Leben spielen.


So entscheiden zwar Frauen über die Anschaffung
von 80 Prozent aller Konsumgüter für den Haushalt, dennoch treffen Männer meist die Entscheidungen, die die Geldanlage und Altersvorsorge betreffen. Ein Grund hierfür ist sicherlich das geringere Interesse der Frauen an diesem Thema. Einer Umfrage der Sendung Telebörse zufolge interessieren sich nur knapp die Hälfte aller Frauen für das Thema Geld. Bei den Männern sind dies dagegen
knapp 75 Prozent. Es klingt hart, aber der alte Spruch: „Wenn du siehst, wen einige Mädchen heiraten, weißt du, wie sehr sie es hassen müssen, ihren Lebensunterhalt selbst zu verdienen“, scheint immer noch zu gelten. Allerdings ist die Ehe bei einer aktuellen Scheidungsrate von 51 Prozent keine ausreichende
Sicherheit für die Zukunft mehr.

Statt in den Phasen der Kindererziehung einen Extra-Vertrag zur Altersvorsorge abzuschließen, neigen viele Frauen dazu, neben
ihrem Beruf auch noch die Altersvorsorge aufzugeben.
Ein Vorurteil, das definitiv nicht stimmt. Knapp drei Viertel
der Frauen informieren sich sehr wohl über die Möglichkeiten
der Geldanlage bei ihrem Bankberater. Frauen
informieren sich dabei gründlicher, was zu längeren Beratungszeiten
führt. Haben sie sich einmal entschieden, dann
stehen sie in der Regel langfristig zu ihren Entscheidungen. Ein – für den Berater
oder die Beraterin – sehr angenehmer Nebeneffekt dürfte die Tatsache sein,
dass Frauen häufig selbstkritischer sind. Konkret bedeutet dies, dass sie sich bei Fehlentscheidungen selbst den Vorwurf machen und nicht die Schuld in der mangelnden Beratung suchen. Neben der persönlichen Beratung greifen rund 38 Prozent der Frauen – wie auch der Männer – auf Anlagetipps aus Finanzmagazinen und Zeitungen zurück. Ich sehe es immer wieder, dass Frauen einfach nicht rechtzeitig
damit anfangen, sich mit den Möglichkeiten und Notwendigkeiten
der Geldanlage und Altersvorsorge zu beschäftigen. Dabei ist es äußerst
leichtsinnig, nicht schon mit Eintritt in das Berufsleben erste Schritte für eine ausreichende Altersvorsorge zu tätigen. Es ist eine alte, aber deswegen nicht minder
aktuelle Erkenntnis, dass der Zinseszinseffekt enorm ist. Unter Berücksichtigung
des demografischen Wandels ist es unsicher, welchen Anteil die staatliche
Rente am Gesamteinkommen im Alter einmal haben wird. Private Vorsorge ist für jeden ein Muss – nicht nur für Frauen.

Vor allem die Tipps, die ich auch jedem anderen Menschen geben
würde: nämlich seinen gesunden Menschenverstand zu nutzen und
sich nicht scheuen, Fragen zu stellen. Gerade die in Finanzkreisen
weit verbreitete Unart, viele Fremdwörter und Anglizismen zu benutzen, offenbart
nicht die Kompetenz des Beraters, sondern die Unfähigkeit, sich auf die Bedürfnisse
des Kunden einzustellen. Hilfreich beim Thema Aktienanlage sind auch die
Tipps von Fleur Platow, der Tochter des Begründers des Platow-Börsenbriefes:


1. „Niemals alle Eier in einen Korb legen“. Diversifikation ist hier das
Stichwort. Auf dieser letztlich simplen These beruht auch das Erfolgsrezept
der Familie Oekter. Auch Rudolf-August Oetker wusste um die
Vorteile der Verteilung des Vermögens auf verschiedene Branchen. So
kam es neben dem Unternehmen „Dr. Oetker“ u.a. zu der „Radeberger
Gruppe“ und dem „Bankhaus Lampe“.

2. Es sollten nur günstig bewertete Aktien gekauft werden, was sich vor
allem aus dem Kurs-Gewinn-Verhältnis ableitet.

3. Gleich beim Kauf einer Aktie sollte man sich über die Voraussetzungen
für den Verkauf in Form von Verkaufslimiten Gedanken machen.
Dies gilt nicht nur für die Festlegung im Falle eines Verlustes, sondern
gleichermaßen für die Realisierung von Gewinnen, die Fleur Platow bei
einer Kurssteigerung von 20 Prozent avisiert.
Eine Studie der Deutsche Bank Research konstatierte:
„Im Jahr 2008 ist eine gleichgestellte Gesellschaft ein
entferntes, aber erreichbares Ziel.“ Gemäß der Studie
lässt sich jedoch für das Jahr 2020 folgendes Szenario vorhersagen, mit dem ichmeine Ausführungen positiv beschließen will:

• Beruf und Familie lassen sich besser miteinander vereinbaren.
• Mehr Frauen, vor allem Mütter, sind berufstätig.
• Männer und Frauen teilen bezahlte und unbezahlte Arbeit
gleichmäßiger untereinander auf.
• Die Telearbeit zu Hause boomt. Die Unternehmen sparen
dadurch Kosten, zum Beispiel bei der Büromiete.
• Die Geburtenrate steigt.
• Frauen studieren zunehmend naturwissenschaftliche
und technische Fächer.
• Die Reallöhne von Frauen nähern sich denen der Männer an.
• Der Anteil von Frauen in Führungspositionen steigt an.