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Liebe 2.0: Weg von den Stereotypen

Über kaum etwas anderes machen sich die Menschen mehr Gedanken als über die Liebe. Dabei nimmt dieses Thema einen überragenden Stellenwert im Gespräch mit den Freunden, der Familie und sogar in der Berichterstattung der Medien ein. Doch wie steht es um die Liebe im 21. Jahrhundert? Drei Wörter scheinen das Thema am besten zu beschreiben: Übergeordnet. Überdimensional. Überraschend.
Jeder wird das Gefühl kennen, der Mensch kann nämlich gar nicht anders, als sich zu verlieben. Ob hoffnungslos, verzweifelt oder doch glücklich: Schmetterlinge im Bauch sind nicht nur was für Teenager, auch Bürger im fortgeschrittenen Alter erleben regelmäßig einen neuen Frühling durch einen Partner an ihrer Seite.
Übergeordnet war die Liebe irgendwie schon immer. Soweit man denken kann, spielte dieses Thema eine prägende Rolle im eigenen Leben. Dabei hat sich das Verständnis davon stark verändert. Unsere Vorfahren in der Evolution gingen Partnerschaften ein, um mit der Zeugung von Nachfahren das Weiterbestehen der Art instinktiv zu schützen. Später war eine Beziehung vor allem für die Absicherung der sozialen Standards wichtig, außerdem konnten die Kinder aus dieser Liebe die Eltern im hohen Alter pflegen. Aus diesen eher pragmatischen Ansätzen wurde mit der Industrialisierung, Landflucht und den vielfältigen Erleichterungen des Alltags auch das Bild der Liebe neu definiert. Der Begriff der Romantik entstand und setzte sich in den Köpfen der Menschen fest.
Nicht selten ist dieser Begriff überdimensional ausgelegt, zumindest nach der Meinung vieler Mitmenschen. Dabei kann Romantik nicht genau beschrieben werden, da jeder Mensch durch sein Umfeld und seinen Prägungen ein anderes Verständnis davon hat. Das klassische Bild ist nicht selten der auf den Boden gelegte Mantel eines Mannes, wodurch galant eine Pfütze bedeckt wird, damit die ausgeführte Dame keine nassen Füße beim Überqueren des reißflutartigen Regenguss-Ergebnisses bekommt. Dieses Bild ist – zur Freude aller Mantelträger – aber in der Regel nur noch in alten Filmklassikern anzutreffen. Doch manche Dinge, zum Beispiel die Blumen als Liebesbeweis oder der Versand von Liebesbriefen, scheint niemals ein filmisches Relikt zu werden. Tief verankert ist dieser Ausdruck der Gefühle übrigens nicht nur bei Frauen, auch Männer können diese entgegen jeglicher breiten Annahme zeigen.
Überraschend hingegen das neue Romantikverständnis einer immer größeren, auch weiblichen, Gesellschaftsschicht. Nicht wenige Frauen verweigern Blumen (Allergie), Schokolade (Kalorien) oder Kerzenschein (Umweltverschmutzung) komplett, was bis dato nur von der Männerwelt bekannt gewesen ist, wenn auch oftmals aus anderen Beweggründen. Doch sind diese Paare in einer Beziehung weniger romantisch als modebewusste, manteltragende Pfützenbesieger? Keineswegs. Sie leben ihre Romantik nur anders aus. Bier statt Wein? Wieso eigentlich nicht, wenn das Traubenprodukt sowohl Mann wie auch Frau nicht so sehr mundet wie der Hopfensaft. Festival statt Flitterwochen? Musikliebhaber werden sich auch noch Jahre später mit einem guten Gefühl an den frisch-vermählten Konzertbesuch erinnern.
Es wird deutlich, dass es nicht den einen richtigen Weg der Romantik gibt, den Paare Hand in Hand entlang laufen können. Und das ist auch gut so! Durch die freie Entfaltung ergeben sich viele Abzweigungen, welche Zwänge und Spannungen abbauen können. Die Zahl der Scheidungen geht übrigens zurück. Ein Hoch auf die freie Entfaltung, auch in der Romantik!