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Nur keine Beziehungen...

 

Die Disy-Männerkolumne ist ein Klassiker. Schon seit 12 Jahren ist sie neben dem Editorial unserer Chefredakteurin und den Restaurantkritiken die meist gelesene Rubrik auf unserer Homepage (www.disy-magazin.de). Möchten Sie unserem Kolumnisten die Meinung sagen, schreiben Sie an: redaktion@disy-magazin.de.

 

Okay, wir haben es nicht so mit Beziehungen. Nähe und Distanz sind und bleiben das ewige Thema. Das betrifft übrigens nicht nur die Beziehungen zu Ihnen, liebe Frauen, nein, auch zu Freunden, unserer Familie oder anderen Männern. 

 

Ob im Geschäftsleben oder privat – Kontakte mit Männern sind gar nicht so leicht für uns. Während sich Frauen immer schnell in den Armen liegen und abknutschen, wissen wir manchmal nicht, was für ein Verhalten unseren Geschlechtskollegen gegenüber angebracht ist. Ein Nicken, die Hand geben oder auf die Schulter klopfen? Ich persönlich mag es nicht, wenn Hetero-Männer in Kuschelhaltung gehen oder sich gar in der Öffentlichkeit abknutschen. Wobei ich das immer öfter beobachte. Es geht bei unseren Beziehungsproblemen also nicht immer um Sie. Aber oft, das stimmt schon. Wir können eher streiten, diskutieren und kämpfen, als Komplimente machen, unsere Liebe gestehen oder über Gefühle reden. Im Streit sind wir sicher. Da bleiben unsere Gefühle außen vor. Ich habe es bei Kumpels oft erlebt, bei mir ehrlich gesagt auch schon, dass wir aggressiv werden, wenn wir uns persönlich positiv berührt fühlen. Klingt das paradox? Wenn uns zum Beispiel eine Frau unter die Haut geht, wenn wir merken, dass sie unsere Seele streift und wir unsere Sicherheit verlieren, gehen wir in Kampfeshaltung.

Wenn Ihnen also ein Mann besonders aggresiv gegenüber auftritt, ist es gut möglich, ja sogar wahrscheinlich, dass er Sie sehr mag. Sie verunsichern ihn mit Ihrer Art, Ihrem Aussehen, Ihrer Aura. Er will seine Macht zurück bzw. klarstellen, dass er sie noch hat. Meiner Meinung nach übrigens liegt jeder guten Beziehung eine Art Aggression zugrunde. „Was sich neckt, das liebt sich“, heißt es immer. In einer Beziehung ist so ein guter Streit auch etwas Feines. Ein harmonischer Alltag sollte hin und wieder durch ein richtiges „Fetzen“ unterbrochen werden. Leidenschaft heißt die Devise. „Kratz mich, beiß mich“ ist das Motto, das jeden Mann anmacht, egal wie konservativ und still er im Alltag daherkommt. Es ist einfach ein toller Beweis unserer Manneskraft, wenn wir unseren Kumpels am nächsten Tag die blutigen Kratzspuren auf Rücken und Oberarmen zeigen können. Das Bild von zerknüllten Laken, wild herumgeworfenen Kleidungsstücken und zerzausten langen Haaren baut sich bei unseren Geschlechtskollegen auf. Neid und Anmerkungen sind das Ergebnis und genau das stimmt uns froh. 

Sie meinen, wir ticken etwas seltsam? Es ist unsere Natur. Alles, was uns nah kommt, animiert uns zur Gegenwehr. Verteidigung. Je mehr die anderen von unserem Innersten wissen, desto mehr sind wir angreifbar. Deswegen reden wir nicht gern über unsere Gefühle und hassen die Frage: „Was denkst du gerade?“ Erstens denken wir selten etwas und wenn, geht es keinen etwas an. Übrigens reden wir auch mit anderen Männern nicht über Gefühle oder solche Dinge. Es geht eher um pragmatische Dinge. Die Reparatur des Autos, der schnellste Weg zum Skigebiet oder wir schimpfen über die Politiker. Wenn es um Frauen geht, wandern die Gespräche schnell in die flapsige Richtung. Es wird gescherzt. 

Das habe ich auch bei der Frau nie getan, von der ich dachte, sie wäre meine große Liebe. Sie wissen schon… Ich habe mich ihr nie wirklich offenbart. So habe ich zwar mein Glück verpasst, aber ich war zumindestens immer auf der sicheren Seite. Wie gesagt, wir haben es nicht so mit Beziehungen.