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Urlaub in der eigenen Stadt…

Mein Wochenende im Gewandhaushotel Radisson SAS

Noch ein bißchen skeptisch gehe ich mit meinem Mann an die Rezeption und fülle das Formular zum Einchecken aus. Es ist ein wirklich seltsames Gefühl. Gerade noch im Büro, jetzt im Hotel. „Hatten Sie eine angenehme Anreise“, fragt der Rezeptionist. Mein Mann und ich schauen uns an und lachen. „Von drei Ecken weiter, ja, danke der Nachfrage.“ Mit dem Lachen fällt langsam der Alltag ab. Es fühlt sich gar nicht an wie Dresden.

Wir und unser Gepäck werden in die Suite gebracht und staunen über das gemütliche, ganz im Biedermeierstil gehaltene Ambiente. Warme Farben, sonniges Licht fällt durch die Gardinen. Die Suite ist langgezogen und erstreckt sich vom Eingangsbereich über den Wohnbereich mit einer bequemen Sitzecke aus Sofa und Sessel, über den Schlafbereich bis zum Bad. Das Bad wirft uns um. Mein Mann und ich waren geschäftlich schon in vielen Hotels dieser Welt, aber das Bad im Gewandhaus hat so gar nichts von Geschäftsreise. So würde das Bad in meinem Traumhaus aussehen. Mamor und goldene Armaturen, kuschelige Handtücher, Bademäntel, Puschen und ein traumhafter, großer, beleuchteter Whirlpool. Feinste Cremès, Seifen ud Aromashampoos stehen auch schon bereit. Das hat Stil!

Nach dem Auspacken der Koffer und der ausführlichen Besichtigung unserer Suite gehen wir in die Hotelhalle zur Teestunde. Vor dem gemütlich knisternden Kamin werden uns hausgemachte Petit Feurs und Sandwiches serviert. Für mich das Süße, für meinen Mann das Herzhafte. Die umfangreiche Teekarte wird mir von der gut geschulten Bedienung ausführlich und geduldig erklärt. Ich entscheide mich für einen stressreduzierenden Wellnesstee, der in Verbindung mit der friedlichen Atmosphäre des Hotels sofort wirkt.

Mein Mann muß nochmal für eine Stunde geschäftlich verschwinden und ich genieße den Tee, beobachte die Menschen. Das sind also die Touristen, die unsere Stadt besuchen. Ich versetze mich in Ihre Lage und sehe meine Heimatstadt mit anderen Augen. Wieder in unserer Suite, lasse ich mir Wasser in den Airpool ein. Das Zimmermädchen kommt und bereitet das Zimmer für die Nacht vor. Ein Abdeckservice gehört hier im Hotel nämlich mit zu den Inklusivleistungen. Freundlich erklärt sie mir noch die technischen Details des Whirlpools bevor sie sich dezent zurückzieht. Als mein Mann kommt steht auch der Champagner, ein Geschenk des Hauses ebenso wie die Obstschale, schon kalt, und wir genießen gemeinsam dieses tolle Ambiente – Gold und italienisches Mamor- und den eigenen Whirlpool in unserem Bad... so dass wir die Zeit vergessen... Die Reservierung des Abendessens im Restaurant „Weber`s“ verschieben wir telefonisch.

Trotz unserer Verspätung ist die Bedienung im Restaurant freundlich. Es gibt wieder Champagner und ein 4-Gänge-Menü, das wir uns von Chefkoch Peter Heinicke zusammenstellen lassen. Das Cappuccinosüppchen ist ein Gedicht, der Fisch ein Traum. Anschließend gönnen wir uns noch einen Schlummertrunk an der Hotelbar und kuscheln uns dann wieder in unsere tolle Suite.

Die Entscheidung am nächsten Morgen zwischen Frühstück ans Bett und Buffett fällt uns schwer. Wir entscheiden uns für das Frühstück im Restaurant und sind froh, weil im Trubel der vielen Touristen sich unser Urlaubsgefühl noch verstärkt. Eigentlich könnte ich auch sofort mit ihnen losgehen und die Frauenkirche besuchen oder das „Grüne Gewölbe“. Bei unserem nächsten Urlaub in der eigenen Stadt werden wir das ganz bestimmt tun. Aber für dieses Mal lockt uns eine andere Überraschung.

Ich habe eine Massage bestellt: Die gibt es im Gewandhaus in dem eigenen Zimmer. Es klopft an der Tür. Ich scherze noch mit meinem Mann, dass er sich während meiner Massage doch an den Hotelpool und in die Sauna zurückziehen soll, als mir beim Öffnen der Tür die Luft wegbleibt. Herein kommt ein gut gebauter, junger Mann. Unter dem Arm eine Massagebank, hinter ihm ein Hotelangestellter, der frische Handtücher bringt. So muss sich Kleopatra auch gefühlt haben. Mein Mann verschwindet inzwischen mit einem skeptischen Blick auf den Masseur und ich bereite mich auf die Massage vor, während der „Private Trainer und Therapeut“, wie ich anschließend erfahre, die Liege im Wohnbereich aufbaut und die Fenster abdunkelt. Es folgt eine Stunde Entspannung pur. Er macht das gut, spannend und wohltuend. Nachdem er sich verabschiedet hat, warte ich. „Wo ist mein Mann?“ Der hat es sich im Wellnessbereich des Hotels gutgehenlassen und vor Wonne die Zeit vergessen.

Wieder gehts in den Whirlpool, weil es so schön war gestern. Mit dem Champagnerglas in der Hand und dem nackten Fuß am Wasserhahn kommt ein Anflug von schlechtem Gewissen. Dürfen wir uns so viel Dekadenz erlauben? Wir müssen lachen als wir uns gegenseitig bewußt machen, in was für einer Situation wir hier sind. Einfach schön.

Zum Mittagessen, es ist inzwischen schon zwei Uhr mittags, gehen wir nicht ins Restaurant. Der Service bringt uns die Speisekarte ins Zimmer und die lese ich im immer noch warmen, blubbernden Wasser vom privaten Pool. Ich suche mir die Köstlichkeiten aus, mein Mann bestellt per Telefon. Wir genießen das Mittagessen im Wohnbereich. Ich serviere im Bademantel vom Wagen und lüfte elegant die silberen Abdeckhauben von den Tellern. Wir müssen wieder lachen. Wir genießen das Essen, ruhen kurz aus und überwinden uns dann nur schwer, langsam zu packen.

Die Verabschiedung an der Rezeption ist wieder supernett. „Eine schöne Heimreise“, wünscht uns die junge Frau. Wir lachen wieder und sind uns einig, als wir zehn Minuten später wieder zu Hause sind: Die 24 Stunden waren wie ein zweiwöchiger Urlaub, nur ohne Flug, Stress und Zeitverschwendung. Das werden wir zur Gewohnheit werden lassen und können es jedem nur empfehlen. Mein Tipp: Nehmen Sie unbedingt Suite Nummer 404.

Überraschen Sie Ihre Frau!


(Disy Frühling 2006)