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Die Stadt der prunkvollen Maskenbälle und romantischer Gondelfahrten

Disy besuchte die „la Serenissima“ 

 

Von Westen aus nähern wir uns der, „Aller durchlauchtesten“, wie Einheimische liebevoll ihr Venedig nen- nen. Es sind 25 Grad und strahlendblauer Himmel. Perfektes Wetter für einen Tagesaus ug in die Stadt der großen Maskenbälle und singenden Gondolieres. Venedig ist eine einzig- artige Stadt, die jeder mindesten einmal besuchen sollte.


Jedes Mal, wenn wir nach Venedig zurückkehren, gelingt es diesem Jahrhundert ein exotischer Schmelztiegel von Ost und West. Hier gingen Händler, Abenteurer und Entdecker wie Marco Polo ein und aus. Der Reichtum und der Luxus der glorreichen Zeiten sind heute noch sichtbar. So machen wir uns auf zu unserer Entdeckungstour durch die Altstadt von Venedig, etwas abseits des Touristenstromes in Richtung Markusplatz.

Kaum am Parkhaus San Marco angekommen, verschlägt es uns in eines der ältesten und am dichtesten besiedelten Viertel von Venedig. Vorbei an der Kirche Santa Maria di Nazareth, für mich eine der schönsten Sakralbauten von Venedig, überqueren wir den Canal Grande nicht, sondern gehen weit abseits durch das Cannaregio. Lichtdurchflutet und sonnig ist dieses Viertel. Niedrige, meist dreistöckige Gebäude stehen hier dicht an dicht. Einige Häuser sind in einem sehr guten Zustand, anderen ist die Witterung der See stark anzusehen. Jahr für Jahr wird Venedig im Winter von einem Hochwasser heimgesucht, dem Aqua alta. Durch die Klimaerwärmung, die starke Flut und einen niedere Tiefdruckgebiete steht die ganze Stadt alljährlich unter Wasser. Eins der zahlreichen Phänomene , welches der Stadt unermesslichen Scha- den zufügt. Des Weiteren versinkt die Altstadt jedes Jahr um wenige Millimeter. Denn der sandige und matschige Untergrund der Inseln, auf denen die Fundamente stehen, gibt unter dem gewaltigen Gewicht der Bauwerke nach. In den letzten 100 Jahren sind es insgesamt 23 Zentimeter. Daher sind viele Erdgeschosse schon nicht mehr bewohnbar.

 

Venezianer lieben es bunt, jedenfalls bei ihren Bauten. Ganze Straßenzüge spiegeln die ganze Palette der Grundfarben wieder. Staunend stellen wir fest, wie ruhig und gemütlich es auf einmal wird, je weiter wir uns durchs Viertel bewegen. So harmonisch und friedlich ist es hier. Es ist eine wahre Oase von Geschmack und Stil. In den schmalen Gassen finden wir das südländische Flair, nach dem wir uns so sehnten. Dicke Katzen schnurren um die Hauswinkel, Blumentöpfe mit bunten Geranien stehen auf schmalen Fenstersimsen, blütenweiße Wäsche hängt aus den Fenstern und trocknet in der Sonne. Aus der Ferne sind Kindergeschrei aus der Seitenstraße zu hören, es klingt nach einem Fußballspiel, so laut wie das Champions-League-Finale. In Cannaregio wohnen überwiegend Arbeiter und Angestellte von Ve- nedig. Viele kleine Gewerbebetriebe haben hier ihre Geschäfte eröffnet. Insgesamt leben in der Altstadt nur noch wenige Venezianer. Von 270 Tausend sind etwa 70 Tausend Menschen hier geblieben. Der Rest lebt auf dem Festland vor der Stadt. Wir passieren die Ponte Tre Archi und erhaschen einen kleinen Ausblick auf den Canale di Cannaregio, einer der großen Wasser-Hauptstraßen, die sich durch ganz Venedig zieht. Jeglicher Transport ist nur über die Wasserstraßen möglich. Ob Taxi, Bus oder Privatfahrzeug – Boote und Anlegestegen in jeglicher Ausführung prägen hier das Straßenbild.

Langsam und staunend bewegen wir uns durch die schmalen, schattigen Gassen des Viertels. Bisher war diese kleine Expedition ein Genuss. Kleine Cafe`s und Souvenirläden findet man hier an jeder Ecke. Durch den Tourismus haben diese Supermärkte und kleine Bäckereien völlig abgelöst. Vorbei an der Santa Maria Maddalena überqueren wir den Rio de Noale und kommen zu unserer ersten Zwischenstation, dem Ca’ d’Oro. 

Der Palast ist ein Paradebeispiel für die venezianische Gotik des frühen 15. Jahrhunderts. Den Namen „Goldenes Haus“ verdankt es seiner aufwändigen Verkleidung aus polychromem Marmor, dem strahlend blauem Anstrich und der vergoldeten Steinmetzarbeiten an der Fassade. In dem Palast befindet sich die Galleria Franchetti. Hier sehen wir überwiegend venezianische Kunst von der Gotik bis zum Barock. Schon immer wollten wir wissen wie die alten Venezianer in ihrer Blütezeit lebten. Die Räume selbst sind mit altem venezianischem Mobiliar ausgestattet und vermitteln einen Eindruck vom Glanz venezianischer Wohnkultur.

 

Nach der Besichtigung der Galerie bleiben wir in der Nähe des Palastes und genießen in einer Trattoria unser Mittagessen. Danach geht es mit einer Vaporetto, den Linienschiffen von Venedig über den Canale Grande in Richtung Markusplatz. Rechts und links der wichtigsten Wasserstraße Venedigs ziehen die typischen venezianischen Fassaden an uns vorüber. An die 330 historische Bauten sollen es sein. Die Baustile reichen von Gotik über Renaissance bis hin zum Barock. Die schmalste Stelle mit etwa 30 m befindet sich an der Rialto-Brücke, an seiner Mündung ist der Kanal 70 m breit. 

„Auf jeweils 6.000 Eichenpfählen pro Ufer tragen die mächtigen Pfeiler den Brückenbogen der Rialtobrücke.“- erzählt uns ein deutsches Touristenpärchen. „Mit einer Spannweite von 48 Metern und einer Durchfahrtshöhe von 7,5 Metern ist sie ein beeindruckendes Zeugnis venezianischer Baukunst.“

 

Drei Fußwege, die durch zwei Ladenreihen mit Leder-, Schmuck- und Souvenirgeschäften getrennt sind, führen über die imposante Brücke. Von hier hat man einen beeindruckenden Blick auf den Canale Grande und das pulsierende Leben ringsum. Von weitem sehen wir schon den Campanile, den Glockenturm auf dem Markusplatz – in strahlendem Sonnenschein. Den Fotoapparat im Anschlag und mit offenem Mund steigen wir vor dem Dogenpalast aus und nähern uns der Basilika de San Marco. So groß und weitläufig hatte ich mir das alles nicht vorgestellt. Das Herzstück Venedigs ist traditionell Schauplatz vieler Feste, Staatsakte und Konzerte. Marco ist auch der Name des Stadtteils rund um den Markusplatz. Die Piazza San Marco ist von Arkaden umgeben. Unter den Arkaden befinden sich heute Geschäfte und Cafes.

 

Langsam laufen wir weiter und die Blicke schweifen umher. Der Markusplatz ist zu der Mittagszeit schon überfüllt von Menschen und wie erwartet auch genau so vielen Tauben. Eigentlich ist es laut Stadtverordnung verboten, sie zu füttern. So richtig hält sich keiner daran. An einigen Stellen ndet man kleine Stände mit Souvenier- und Kunstgegenständen. Allein diese großartige Kulisse zu sehen, war den Ausflug nach Venedig wert. Am Dogenpalast vorbei bestaunen wir die Basilika di San Marco. Sie hat herausragende Bedeutung als Grabkirche des Evangelisten Markus, war eine Staatskirche und Kirche der Dogen. 2.463 Säulen tragen den Dom, der erst 1807 von der Kirche zur Kathedrale erhoben wurde. Mit ihren 5 by- zantinischen Kuppeln dominiert der Bau das Ansehen des gesamten Platzes. 

Wer so ausdauernd ist wie wir, der besichtigt auch die Kirche. Genau 4.240 Quadratmeter Mosaiken gibt es im gesamten Gewölbe zu betrachten. Sie bestimmen in ehrfurchtgebietender Atmosphäre den Raumeindruck. Die „Pala d Òro“, das prächtigste christliche Altarbilder überhaupt, ist einzigartig auf der Welt. Uns stockt der Atem bei dem goldenen Altarbild im Inneren der Kirche. Danach geht es raus aus der Kirche und rauf in den Uhrturm auf den fast 100 Meter hohen Campanile di San Marco. Von der Galerie aus, die den Glockenstuhl umgibt, bekommen wir einen herrlichen Rundblick auf Stadt und Lagune. Von hier oben sehen wir auch schon den nächsten Zwischenhalt auf unserer Erkundung, das Caffè Florian, das berühmteste Kaffeehaus in ganz Venedig. Es ist Italiens ältestes Kaffeehaus und war früher Treffpunkt von Künstlern und Intellektuellen. So trinken wir hier einen Espresso und lassen unsere Gedanken schweifen. Wie war es wohl, als Goethe, Balzac oder Casanova hier lebten?

 

Ausgeruht und noch bei Kräften beschließen wir, unseren Besuch in Venedig mit einem Abstecher auf die Inselgruppe Murano abzurunden. Sie liegt nordöstlich der Altstadt von Venedig. Mit dem Vaporetto umfahren wir das Viertel Castello. Vom Boot aus sehen wir das Gelände der Kunst-Biennale von Venedig. Einige Kunstinstallationen sind direkt im Freien aufgebaut. Endlich in Murano angekommen, bekommen wir den Eindruck als ob hier die Zeit vergessen wurde. Von Hektik ist hier nichts zu spüren. In der ganzen Welt ist die Insel in der Lagune vor allem bekannt für ihre Glaskunst. Die Straßenzüge der Insel sind durch eine Vielzahl von Glasgeschäften geprägt. Auch zeitgenössische Arbeiten venezianischer Studioglaskünstler gibt es in etlichen Glasgalerien zu bestaunen.

 

Besonders interessant ist es in den einzelnen Manufakturen. Jede davon hat einen Show-Room und auch eine Werkstatt, die man besuchen kann. Dort erleben wir hautnah, wie innerhalb weniger Minuten aus einem heißen Glasklumpen ein ligranes Kunstwerk aus diesem zerbrechlichen Material entsteht. Danach geht es gleich in das Museo Del Vetro. Dort bekommen wir einen Überblick über die Geschichte der Glasbläserkunst. So lassen wir den Nachmittag auf der Insel Morano ausklingen und lassen von der Insel aus, bei einem Wein und gutem Essen, Venedig auf uns wirken. Wir nehmen das letzte Vaporetto in Richtung Parkhaus San Marco.

 

Venedig ist eine wahre Schönheit und verdient noch heute ihren Beinamen „Aller durchlauchteste“. Auch wenn Venedig vom Tourismus ganz eingenommen wurde, hat es immer noch stille, authentische Orte, die es lohnt entdecken zu werden. Die Grazie und Farbvielfalt, gepaart mit dem maritimen Flair, macht diese Stadt einmalig und ein Wiedersehen garantiert.