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Galapagos individuell!

Blaues Meer und weißer Strand und direkt neben mir trollt sich ein Seelöwe fast so, als würde er mich zum Spielen einladen wollen. Ist das das Paradies? Ich fühle mich jedenfalls so. 

 

Ich befinde mich auf den sagenumwobenen Galapagos-Inseln, etwa 1000 km westlich des Festlands von Ecuador. Hier mitten im Pazifik ist die Tierwelt seit Jahrhunderten ungestört und somit haben die Leguane, Seelöwen, Pelikane, Schildkröten und Pinguine auch gegenüber dem Menschen kein Fluchtverhalten. Im Gegenteil, manche Tiere ignorieren den Menschen einfach, wieder andere sind sogar neugierig und kommen näher... 

Insel Isabela – die „Entlegene“ mit Südseeidylle

Im kleinen Örtchen Puerto Villamil kann ich die ruhige und entspannte Seite der Galapagos-Inseln genießen. Weit ab der Inselhauptstadt Puerto Ayora herrscht hier Ruhe: keine asphaltierten Straßen, wunderschöne kleine Hotels direkt am Meer gelegen und mit Blick über die Bucht, Schnorchelgelegenheiten in direkter Laufdistanz der Unterkunft. Ich genieße ein schönes Frühstücksbuffet mit Blick auf den Pazifik... Hier finde ich den Abstand vom Alltag und kann in die atemberaubende Natur eintauchen. Bei einem der schönsten Schnorchelplätze „los tunneles“ beim Punta Rosas, ganz im Süden der Insel Isabela, tauche ich in der seichten Bucht mit meinem Schnorchel ab: Mit ein wenig Glück haben wir gleich ein Seepferdchen in 1 m Abstand vor uns. Pinguine schwimmen recht flink direkt vor unserer Nase vorbei und springen dann aus dem Wasser, um sich an Land zu sonnen. Ja, das sieht nach Paradies aus! Im Laufe des Schnorchelausflugs bekomme ich auch noch einen etwa 1 m langen Hai zu Gesicht – in sicherem Abstand, man weiß ja nie! Mein schönstes Erlebnis ist zweifelsohne das Beobachten einer Meeresschildkröte. Diese schwebt in aller majestätischen Ruhe an mir vorüber. Immer wieder bewegen sich die Flossen auf und ab und so gleitet dieses beeindruckende Panzertier scheinbar schwerelos an mir vorüber. Ganze zwei Meter vor meinen Augen. Safari auf ganz andere Art. Sehr eindrücklich! Galapagos ist das Paradies für Tierbeobachter! 

Mondlandgang als Tagesausflug – Sierra Negra

Bereits am folgenden Tag wird es sportlich für mich. Eine Wanderung im kargen Hochland der Insel steht auf dem Programm. Nach einer kleinen Wanderung stehe ich vor einer bizarren Landschaft aus erkalteten Lavaströmen. Als wäre der Strom erst vor wenigen Minuten zum Stillstand gekommen. Alles ist scharf, schroff, in unbeschreiblich leuchtenden Farben. Keine Vegetation. Mystisch dampfende Löcher mit schwefligem Geruch durchziehen diese Mondlandschaft. Was für ein Kontrast! Zum Glück kann ich den Pazifikstrand in der Ferne sehen und ein Stück des endlosen Ozeans ebenso. Ohne den geringsten Zweifel erkenne ich, dass die Galapagos-Inseln vulkanischen Ursprungs sind und alles nach wie vor immer noch in Bewegung zu sein scheint. Nach der erlebnisreichen Wanderung sehne ich mich nun aber nach dem idyllischen Strand, direkt vor meinem Hotel im kleinen Örtchen Puerto Villamil. Am Tag darauf geht es für mich auch schon weiter. Mit einer Schnellfähre setze ich auf die Insel Santa Cruz über. Was für ein Gegensatz, hier wohnen mehr als 15 000 Menschen in einer Stadt. Ich quartiere mich jedoch geschickt im Strandhotel „Finch Bay“ ein. Von hier habe ich einen direkten Blick über die Lagune und das Meer. Die Stadt ist nur mit einem Wassertaxi zu erreichen – ein ruhiger Platz auf Santa Cruz. 

CHTUNG – Wildwechsel! Schildkröten kreuzen die Straße

Das STOP-Schild muss ich einfach fotografieren: Es warnt vor bis zu 200 kg schwerem Wildwechsel in Form von Riesenschildkröten. Und das – wie ich mit eigenen Augen sehe – ganz zu Recht! Hier im nebeligen und feuchten Hochland fühlen sich die teilweise über 100 Jahre alten Giganten pudelwohl. Sie genießen Schutz und zuvorkommende „Behandlung“ – auch im Straßenverkehr. Vorbeiknatternde Motorräder stören die Schildkröten kaum. Sie ziehen einfach den Kopf und die wuchtigen Beine ein und verstecken alles unter dem gewaltigen Panzer. Hat sich die Verkehrslage wieder etwas beruhigt, geht es dann ganz behutsam weiter... Eine Straßenüberquerung einer Riesenschildkröte kann somit schon ein Gedulds- spiel mit der Zeit werden. Ich werde dieses Erlebnis nicht mehr vergessen: der vollkommen andere Wildwechsel auf Galapagos. Natürlich nehme ich mir die Zeit, diese beeindruckenden Kolosse auf einer Farm in Ruhe anschauen zu können. Mit etwas Geduld gelingt es mir, bis auf weniger als 1 m heranzukommen, zu fotografieren und zu bestaunen. Ganz langsam habe ich mich zu bewegen, dass ich die Schildkröte nicht überrasche und somit vielleicht Angst einjagen könnte. Dann ist der Kopf sofort unter dem schützenden Panzer eingezogen. Ein Schnaufton noch, dann hat sich der Kopf verzogen. Geschützt. Es dauert eine Weile, bis sich der Hals und Kopf wieder aus dem Versteck herauswagt. Sorgsam wird die Umwelt sondiert. Ein wenig erinnert mich die markante Kopfform an den Kinostar E.T. – Der Außerirdische.... Und irgendwie ist Galapagos auch ein Stück weit außerirdisch, wie ich finde. Ein gewaltiges Erlebnis der Extraklasse! 

Verkehrsstau am Wanderpfad – Saurier versperren den Weg

Damit hatte ich nun wirklich nicht gerechnet: Was für ein „Auflauf“. Der komplette Wanderpfad, auf dem ich mich mit einigen gleichgesinnten Wanderern bewege, ist von „Mini“-Sauriern blockiert. Immerhin bis zu 1,5 m Länge messen diese Leguane, die sich auf Galapagos ebenso ohne Furcht frei bewegen und somit auch nicht ansatzweise von unserem Wanderweg verschwinden. Jetzt im Dezember, wo die Balzzeit stattfindet, sind die Leguane in schillernden Farben von rot über gelb bis zu glitzerndem grün gekleidet. Die restliche Jahreszeit sieht man sie oft in schwarzem Kleid. Leguane sind Vegetarier und greifen natürlich auch den Menschen nicht an. So gelingt es mir, meine Kamera bis zu 50 cm an die Tiere heranzuführen und somit auch die beeindruckenden Erlebnisse auf Bilder zu bannen. Diese exotischen Echsen schauen schon furchterregend aus. Allein die gewaltigen Krallen fordern Respekt. Nein, wir werden lieber einen Bogen um diese Ansammlung von Leguanen in Kauf nehmen und ziehen uns wieder zurück. Der Anblick in das Gesicht einer solchen Galapagos-Echse ist unvergesslich. Neben diesen eher dunkel gefärbten Meeresleguanen existieren auf einigen Inseln auch Landleguane. Diese unterscheiden sich schon in Form und Farbe erheblich. Auf einer Insel begegne ich einem Landleguan, der fast komplett in leuchtend gelber Farbe beeindruckt und in stoischer Ruhe unter einer Kaktusblüte liegt. Mit Sicherheit wartet er mehrere Tage, bis diese Blüte irgendwann abfällt und er es als Futter verschlingen kann. Hier auf Galapagos gelten andere Zeiteinteilungen, da kann man wirklich ewig warten – zumindest als Leguan. Als Besucher sind die Landgänge meistens auf 2 Stunden begrenzt und zeitlich genau vorgegeben. Denn zum einen sollen die Tiere ja auch ihre Ruhephasen haben, zum anderen wohlüberlegt möglichst mehrere Besuchergruppen am Tag zum Beobachten vorbeikommen. 

Die Galapagos-Kreuzfahrt... das Paradies auf luxuriöse Art genießen

Berauschender Abschluss meiner Galapagosreise ist die Kreuzfahrtwoche auf dem Katamaran „Archipell II“. Ohne Zweifel ist dies eine fantastische Form des Reisens! Bei schönsten Anlandungen auf mehr als acht verschiedenen Inseln erlebt man im Rahmen einer Pazifikkreuzfahrt die beeindruckenden Galapagos-Inseln. Mit nur 16 Passagieren ist das Schiff sehr klein und nahezu gemütlich eingerichtet. Ein Katamaran bietet aber im Vergleich zu einem normalen Schiff viel mehr Platz, ob in der Kabine oder auf dem Sonnendeck. Die Anlandungen und Wanderungen finden im Gegensatz zu den inselbasierten Tagesausflügen stets sehr früh und spät am Abend statt. Das ideale Fotolicht hat mich besonders beeindruckt. Und natürlich die traumhaften ruhigen, ja nahezu einsamen Ankerplätze, in denen wir über Nacht unser idyllisches zu Hause fanden. Gegen 6 Uhr morgens, meist noch vor dem Sonnenaufgang, geht es für etwa zwei Stunden an Land. Ob Leguane, Seelöwen, die putzigen Blaufußtölpel oder Pelikane am Strand zu sehen sind, ist nicht gewiss. Denn jede Anlandung ist anders und immer wieder beeindruckend! Herausragend war für mich die Anlandung auf der Insel Seymour Nord. Hier habe ich die Fregattvögel beim Paarungsverhalten beobachtet. Die männlichen Tiere haben einen Kehlsack, den sie prall mit Luft auffüllen, um damit den Weibchen zu imponieren. Es sieht wie ein überdimensional großer, rot leuchtender Luftballon aus, der direkt am Hals prachtvoll in den Blickfang rückt. Und das reizt die Fregattvogel-Weibchen... 

Bartolome – Der wohl berühmteste Galapagos-Blick

Natürlich führte mich meine achttägige Kreuzfahrt auch zum wohl bekanntesten Inselblick auf Galapagos – zur Insel Bartolome. Der weltbekannte Blick führt hinunter über die kleine Insel mit ihrem markanten Lavaturm zur Rechten und hinüber zur großen, von erstarrten Lavaflüssen überdeckten Insel Santiago. Dieser Blick weckt auch in mir immer wieder Sehnsüchte nach Galapagos. Und an diesem Blick kann auch ich mich nicht zur Genüge sattsehen. Gleich im Anschluss an die schweißtreibende Wanderung auf diesen Aussichtspunkt geht es für mich noch einmal zum Schnorcheln. Die tierreichen Gewässer am Ufer der Insel Santiago bieten sich geradezu an. Ob leuchtend rote Krebse oder flink vorbeihuschende Galapagos-Pinguine, das Tierleben ist immer wieder so unbeschreiblich nah und beeindruckend. Galapagos ist auch für mich eines der Traumziele, welches ich sicher nicht zum letzten Mal besucht habe. 

 

 

 

(Text und Fotos: Jörg Ehrlich)