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Ralf Dümmel: "Für mich ist Arbeit ein Riesenspaß."
Ralf Dümmel ist Geschäftsführender Gesellschafter von DS Produkte, Pionier in der Produktentwicklung, ein Investment-Löwe und fährt jeden Tag mit einem Lachen zur Arbeit.
Disy hat mit dem charmanten Norddeutschen über seine Investments bei „Die Höhle der Löwen“, gute Deals und sein Leben als Geschäftsmann gesprochen. Lesen Sie unser Interview!
Es war bei der Höhle der Löwen auffällig, dass für Sie die goldene Grenze der Sperrminorität von 25,1 Prozent galt. War das wichtig bei Ihren getätigten Deals?
Dümmel: Es gibt beim Investieren kein klassisches Muster, auch nicht in der Show. Ich habe unterschiedliche Investments gehabt, die zwischen 40.000 Euro für Malzit und 400.000 Euro für Papa Türk lagen. Die Sperrminorität gilt in dem Sinne als Grenze, denn alles was über 25 Prozent liegt verändert das Mitspracherecht in einer Firma. Gerade, wenn man in Unternehmen investiert, die ein schnelles Wachstum versprechen, möchte man auch als Investor gerne mitreden können und Strategie und Ausrichtung des Unternehmens mitsteuern.
Welches sind für Sie gute oder schlechte Gewinnmargen bei einem Produkt?
Dümmel: Beste oder kleinste Gewinnmargen gibt es bei uns nicht, sondern hier gibt es so unterschiedliche Antworten. Es geht darum, ob man es schafft, bei den Food-Artikeln in die Listung zu kommen, da sind die Magen kleiner, als wenn man in die dauerhafte Listung kommt. Davon abgesehen, gehen wir nicht mit detaillierten Zahlen hausieren. Am Ende geht es nicht um unsere Gewinnmarge, sondern darum, dass der Gründer happy ist. Es muss eine Win-Win-Situation sein, für die Gründer, uns und unsere Kunden.
Sind Sie ein harter Geschäftsmann im beruflichen Alltag?
Dümmel: Nein, ich bin ganz soft, lieb und nett. Leider gehören im Geschäftsleben auch mal Entscheidungen dazu, die man nicht gerne trifft und die härter sind. Aber ich meine, dass allerwichtigste, auch im Geschäft, ist immer noch die Menschlichkeit. Wenn Sympathien im Spiel sind und Menschen gut miteinander klarkommen, dann arbeiten sie erfolgreicher. Das ist bei Mitarbeitern so, bei Chefs und auch bei Gründern. Den harten Geschäftsmann spielen bringt nichts, man muss nicht bestimmen, was gemacht wird, sondern mit der Arbeit überzeugen. Und man muss Respekt vor Jedem haben. Das ist viel wichtiger als irgendeine Härte. Am Ende gibt es immer einen, der entscheiden muss. Das ist vielleicht der, bei dem auf der Visitenkarte mehr drauf steht. Aber auch das sollte man nie nutzen, denn etwas im Team erarbeiten und gemeinsam eine Entscheidung zu treffen, ist toll. Lieber kritisch hinter verschlossenen Türen diskutiert und dann mit einer gemeinsamen Entscheidung raus gehen und damit überzeugen.
Mit Ihrer Firma sind Sie spezialisiert auf den Vertrieb und die Produktion von Food und Non-Food-Produkten. Spielt die Produktentwicklung dabei auch ein Rolle?
Dümmel: DS Produkte hat 2007 schon den Revival des Getränkesirups Tri-Top ins Leben gerufen und hat es im Food-Bereich in einem Jahr geschafft, in Deutschland mit 11 Prozent Marktanteil Marktführer im Sirupbereich zu werden. Das wir Food und Non-Food können, haben wir damit bewiesen. Bei Höhle der Löwen haben wir mehrere Investments, die in den Bereich Food gehen, die alle sehr erfolgreich laufen (penta-sense, Malzit, My CHIPSBOX, VeggiePur). Dazu gehört auch, dass wir sehr viel Produktentwicklung machen. Wir suchen Ideen auf der ganzen Welt, meist auf Messen. Wir schauen, ob man Ideen nach Deutschland bringen kann, aber entwickeln Dinge auch selber. Jeden Freitag sitzen wir in einer größeren Runde zusammen und diskutieren über Neuheiten oder Produkte, die die Menschheit noch braucht und die unsere Entwicklungsabteilung mit eigenen Ingenieuren und Produktmanagern entwickeln könnte.
Wie ist der Weg in der Produktentwicklung von der Idee bis zur Marktreife?
Dümmel: Meistens sind das Ideen, die Alltagsprobleme lösen sollen. Wie zum Beispiel zu Weihnachten, wenn man die Lichterkette an den Baum hängt und am Ende merkt, dass die Kette zu kurz ist und nicht zur Steckdose reicht. Dann muss man alle Kerzen wieder umhängen und dann fragt sich mal irgendwann Jemand, warum gibt es keine Kerzen mit Fernbedienung, ohne Kabel und mit Batterie. Dann beginnt die Entwicklungsphase, wo geprüft wird, ob das überhaupt geht. Das haben wir vor fünf Jahren getan und verkaufen das Produkt heute.
Lassen Sie sich auch von anderen inspirieren?
Dümmel: Das geht bis dahin, dass wir irgendwo auf der Welt etwas sehen und uns fragen, ob das für den deutschen Markt interessant ist. Oder es kommen Trends auf, wie die Smoothies, und die Frage, was ist der richtige Smoothie-Maker. Wie viele Umdrehungen muss der pro Minute haben, um Früchte richtig zu zerkleinern, auf welchem Weg bleiben die Vitamine am besten erhalten. Das diskutieren wir und am Ende entsteht daraus ein Produkt. Es kommen auch viele Leute auf uns zu und schlagen uns Produkte und Ideen vor oder im Gespräch mit Kunden entstehen Ideen, die umgesetzt werden.
Wenn Sie ein fertiges Produkt haben, muss es verschiedene Lizenzen und Stempel erhalten, bevor es auf den Markt darf.
Dümmel: Das gilt für alle Produkte, die mit Lebensmittel in Berührung kommen. Sie benötigen die Lebensmittelechtheitsprüfung. Textilien müssen eine Ökotex-Prüfung haben. Es gibt in Deutschland sehr viele Normen, die erfüllt und eingehalten werden müssen. Je nach Produkt gibt es unterschiedliche Prüfungen. Wir haben Erfahrungen, wie man Produkte produziert, damit sie auch alle notwendigen Zertifizierungen und Siegel erhalten und Prüfnormen erfüllen.
Kümmern Sie sich auch für Ihre Gründer darum?
Dümmel: Für die Start-ups schnüren wir das Rundum-Sorglos-Paket. Dadurch, dass wir so viele Mitarbeiter haben und noch mehr einstellen, da ich soviel Deals gemacht habe in der Show, haben wir hier die geballte Erfahrung und jeder Mitarbeiter hat Ahnung von der Produktentwicklung. Als Beispiel fällt mir My Beauty Lights ein, wo der CE-Aufkleber nicht an der richtigen Seite klebte. Das fällt auch jemanden, der das nicht kennt, natürlich nicht auf. Aber meine Leute sehen so etwas und dadurch profitieren wir alle davon. Hier sind einfach die Experten und wir können vieles abdecken.
Welche Rolle spielte die potentielle Skalierbarkeit eines Produktes bei Ihrer Entscheidung, ein Investment zu tätigen oder nicht?
Dümmel: Es geht darum, ob ein Produkt massenfähig ist oder nicht. Es gibt auch Produktideen, die sind gut, aber nicht massenfähig. Außer sie decken eine Nische ab und diese ist groß genug, dass Gewinn abfällt. Jeder ist bestrebt, etwas zu erfinden, das möglichst viele Menschen erreicht. Manche Märkte sind beschränkt wie der für Linkshänder oder für Babyartikel, aber dennoch ist es ein Markt. Das Schönste ist natürlich, ein Produkt zu finden, das für jeden Haushalt geeignet ist, wie es bei der Abfluss-Fee der Fall ist. Wer hat kein Waschbecken in Deutschland? Im Grunde Jeder und davon in der Regel auch mehrere.
Und das nicht nur in Deutschland...
Dümmel: Als nächstes ist interessant, ob ein Produkt internationalisierbar ist und für andere Länder interessant. Das erweitert den möglichen Markt um einiges und somit die Skalierbarkeit des Produktes und in der Attraktivität für den Investor. Dann ist es von Vorteil, wenn das Produkt Teile besitzt, die der Kunde nachkaufen muss, da Sie auffüllbar sind wie bei der Abfluss-Fee, die einmalig 9,90 Euro kostet und die Nachfüllsteine 4,90 Euro. Wenn ein Produkt diese Eigenschaften erfüllt, ist das top. Das Tüpfelchen auf dem I ist es, wenn man aus der Produktrange das Thema erweitern kann. Sprich, dass bei der Abfluss- Fee jetzt noch die Dusch-Fee ergänzt wird. Beim Pannenfächer hört es hingegen schon irgendwann auf, wenn es darum geht, das Produktthema potentiell zu erweitern.
Welche Tipps können Sie jungen Gründern mit auf den Weg geben?
Dümmel: Das kann man pauschal gar nicht beantworten. Wenn ich mich entscheide, etwas zu gründen und mein eigenes Unternehmen aufzubauen, dann muss ich bereit sein, auf andere Dinge zu verzichten, viel Zeit zu investieren, Prioritäten zu setzten, die auch das Privatleben einschränken können. Man muss einen eisernen Willen haben, eine Überzeugung für das Produkt, risikobereit sein und kämpfen. Aber ich muss auch Fehler akzeptieren und nach einem Fall wieder aufstehen können. Für mich kommt können von wollen. Wenn ich etwas will, kann ich auch ganz, ganz viel erreichen.
Gilt das auch für Ihre Karriere?
Dümmel: Ich habe in meinem ganzen Berufsleben noch nie eine 38,5 Stundenwoche gehabt und immer viel gearbeitet. Das habe ich auch gerne gemacht, das macht es leichter. Gerade wenn man ein eigenes Unternehmen hat, gibt es keine feste Arbeitszeit. Wenn das Telefon klingelt und man Unternehmer ist, dann sollte man rangehen und nicht sagen, die Geschäftszeiten sind Montag bis Freitag.
Schaffen Sie es, einen Ausgleich zum Job zu finden?
Dümmel: Ich habe ganz viel Ausgleich in der Firma dadurch, dass ich 400 super Mitarbeiter habe. Das mag sich vielleicht blöd anhören, aber für mich ist Arbeit keine Arbeit. Mir macht das Riesenspaß und ich fahre seit 28 Jahren jeden Morgen mit einem Lachen ins Büro. Klar habe ich nicht nur tolle Sachen auf dem Schreibtisch liegen, das gehört dazu. Da für mich Arbeit Spaß ist und kein Stress, brauche ich auch keinen Ausgleich oder eine Wochenend-Ruhe.
Aber ein Workaholic sind Sie nicht, oder?
Dümmel: Ne, deswegen bin ich kein Workaholic. Das hört sich negativ an. Viel Arbeit kann auch Spaß machen und dann funktioniert das am besten. Ich suche die Erfüllung in dem, was ich mache. Aber Geld ist nicht das wichtigste oder das Wachsen der Firma. Klar muss man hungrig nach Erfolg sein und auch Erfolge an einem Tag feiern, aber sich nicht den Rest des Jahres darauf ausruhen. Gleich am nächsten Tag muss man sich wieder fragen: Was können wir besser machen?
Leben Sie das auch Ihren Mitarbeitern vor?
Dümmel: Ich sage immer, ein Bundesligaverein trainiert auch jeden Tag, um besser zu werden und nichts anderes gilt für uns. Die Details zu verbessern, ist wichtig. Bei uns fiebert jeder Mitarbeiter auf neue Produkte und Ergebnisse hin und verfolgt die Entwicklung. Dadurch lebt das ganze Team und das gibt mir als Unternehmer Kraft.
Wie sehen Sie die wirtschaftliche Entwicklung Deutschlands, der USA, die Zukunft Europas etc.?
Dümmel: Ich bin ja Optimist und der Brexit hat heute noch keine großen Auswirkungen auf Deutschland. Ich denke, das wird er auch nicht. Auch ein Donald Trump ist sich der Verantwortung, die er trägt, mit Sicherheit bewusst. Er ist ein erfolgreicher Geschäftsmann. Der weiß auch, dass man nicht Harakiri spielen darf. Außerdem ist ein amerikanischer Präsident nicht alleinherrschend, sondern eingebettet in ein System mit Senatoren und Kongress, wo Entscheidungen nicht im Alleingang entschieden werden können. Amerika wurde auch schon von einem Schauspieler regiert, da sagt heute auch keiner mehr etwas dazu. In Deutschland würde das nicht so schnell passieren, dass ein Schauspieler oder Geschäftsmann Bundeskanzler wird.
Worüber müsste man sich denn eher Gedanken machen?
Dümmel: Über die ganzen Krisenherde, die in der Welt aktuell herrschen und Auswirkungen auf unsere Gesellschaft und Wirtschaft haben können, wenn man sie nicht in den Griff bekommt.
Was hat Sie das Leben gelehrt?
Dümmel: Dass nichts selbstverständlich ist. Dass man dankbar sein muss, was ich auch bin, da ich gesund bin und es mir gut geht. Nicht im finanziellen Sinn, sondern, dass ich gute Freunde und Familie habe und die Erfüllung in meinem Job finde.
Welches Produkt müsste noch erfunden werden?
Dümmel: Also wenn ich mir ein Produkt wünschen könnte, dann wäre das eins, was es mir ermöglicht, so viel zu essen wie ich möchte und dennoch abzunehmen. Ansonsten glaube ich, kommen wir alle gut zurecht mit dem, was es gibt. Uns fehlt ja nichts in Deutschland, wir haben genug.