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Ich war mit Bill Clinton im Casino

Disy-Chefredakteurin Anja K. Fließbach traf den ehemaligen US-Präsidenten im Casino Baden-Baden. Bill Clinton war zur Verleihung des Deutschen Medienpreises nach Baden-Baden gekommen. Anja K. Fließbach war als einzige Chefredakteurin aus unserer Region zu diesem spektakulären Event eingeladen. Doch so richtig interessant wurde es hinterher.

Als der offizielle Teil mit der Preisübergabe an Kofi Annan vorbei war, die Kameras aus und die Journalisten gegangen waren, traf sich der engste Kreis der VIPs im Restaurant „Medici“ am Augustaplatz. Schauspieler Heiner Lauterbach hatte geschwärmt: „Frei von Journalisten, trotzdem finden keine Orgien statt.“ Berlins Bürgermeister Klaus Wowereit erinnerte sich an eine frühere Party mit Clinton: „Zu später Stunde hat sich Bill Clinton ans Klavier gesetzt.“ Doch dieses mal hatte der US-Präsident etwas anderes vor. Bald seilte er sich vom Geschehen im „Medici“ ab und schlenderte – übrigens ohne Lauterbach und Wowereit – ins Baden Badener Casino. Er stand neben mir am Roulettetisch – als wäre er ein ganz normaler Spieler. Seine Security-Männer standen in einer Art größerem Kreis um ihn herum und bewegten sich mit ihm unauffällig wie Schatten, stets im gleichen Abstand.

Ich hatte schon immer für Clinton geschwärmt. In einem schwarzen Nadelstreifenanzug mit weißem Hemd und hellblauer Krawatte sah er umwerfend aus. „Hallo Mister President“, hauchte ich und hätte Marilyn Monroe mit meiner Stimme Konkurenz machen können. Er sah mir freundlich in die Augen. Sein amerikanischer Freund lachte: „Hi guys, are you having fun?“ Das hatten wir, und ob. „We love your country“, sagte er. Bill Clinton ist ein guter Freund von Media-Control-Chef Karlheinz Kögel, der in Baden Baden wohnt. „Ich freue mich immer, wenn ich eine Möglichkeit habe, nach Baden-Baden zu kommen“, so Clinton. Deshalb bewegte er sich auch völlig ungezwungen und relaxed, schlenderte weiter durch die Räume, trug sich zur Freude des Casinochefs auch ins Ehrenbuch ein.

Mit im Casino war auch Clintons Freund Hollywood Star Chevy Chase („Familie Griswold“, „Schneefrei“, „Hero – ein ganz normaler Held“, „Fast wie in alten Zeiten“). Im Gegensatz zu Clinton wollte er auch spielen. Nachdem wir ihm erstmal beim Geldabheben am Atomaten geholfen haben, zeigten wir ihm den Schalter zum Einlösen der Jetons. Tausend Dollar wechselte er und bekam einen ganzen Arm voller Zehner und Fünfer. „Pretty different to Las Vegas“, meckerte der weltberühmte Schauspieler zu Recht. Dort bekommt man seine Jetons wenigstens in einem Becher.

Dann erlebten wir eine Szene, die einem Hollywoodlustspiel gleich kommt. Nachdem ich Chevy Chase versichern musste, dass der Kassierer sich nicht verrechnet hatte und er für seine 1000 Dollar wirklich nur 807 Euro bekommt, fielen ihm vor Schreck seine Jetons runter und rollten kreuz und quer. „Where is Jayni?“, fluchte er. Doch seine Frau war schon weitergelaufen. Also hockte ich mich mit meinem engen langen Kleid hin und und half ihm, seine 1000 Dollar in Plastechips aufzulesen. Wir hatten viel Spaß. Gemeinsam gingen wir dann zum Black-Jack Tisch und unterhielten uns. Er schrieb Ihnen, werte Leserinnen auch eine Widmung. Dazu nahm er seinen schwarzen Füllfederhalter aus seiner grauen Anzugkacke und ließ sich – ich gebe es zu – Disy zweimal buchstabieren.

Präsident Bill Clinton und Chevy Chase blieben bis halb zwölf im Casino, dann eilten sie hinaus. Erst Clinton, dann Chase, seine Frau und mehrere andere Delegationsmitglieder, die sichtlich Spaß gehabt hatten bei Rotwein und Roulette. Die dunklen Limousinen mit dem Media Control Schriftzug brachten sie zum Flughafen. Doch ich war nur bedingt traurig, Topmodel Nadja Auermann war noch da. Sie hat ebenfalls etwas für die Disy Leser aufgeschrieben. Aber das können sie in der nächsten Ausgabe lesen.

Autorin: Anja K. Fliessbach