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Lidia Valenta - "Musik verbindet Welten!"
Die Sängerin Lidia Valenta entzieht sich jeglichem Schubladendenken - und das ist gut so! Sie ist eine Wanderin in den Welten von Jazz und Pop, von Klassik und Blues. Sie besticht voller Leidenschaft und Laszivität, bezaubert samtig in den Tiefen und kristallklar in den Höhen.
Lidia Valenta ist im Singen nicht minder zuhause als an diversen Instrumenten. Ihre unverwechselbar klare Stimme versteht sie ebenso treffsicher einzusetzen wie die pfeilenden Blicke ihrer dunkelschönen Augen. Mit anderen Worten: Vielseitigkeit ist ihre Stärke. Resultiert das aus ihrer Biografe oder liegt es schlicht an ihrer künstlerischen Neugier, ihrer Offenheit für neue Wege und Erfahrungen? Geboren ist Lidia Valenta im weißrussischen Brest, aufgewachsen im tschechischen Prag, derzeit heimisch im sächsischen Dresden, aber längst auf dem Weg zum globalen Erfolg. "Zur Musik bin ich durch das Klavierspielen gekommen - ich liebte unseren Flügel daheim. Meine Mutter unterrichtete oft andere Kinder bei uns zu Hause, ich habe das dann frei nach Gehör nachgespielt. Mit Noten bin ich erst später an der Musikschule Prag in Kontakt gekommen. Aber Gesang gehörte in unserer Familie zum Alltag. Als Teenager wohnte ich in Kaliningrad und sang dort in einem Kirchenchor. Da bin ich meist direkt nach dem Unterricht hingegangen, also noch in der Schuluniform. Allerdings habe ich die Musik nie als möglichen Beruf gesehen, weil ich immer dachte, das ist für mich zu leicht, das ist doch keine Arbeit. Was so viel Spaß macht, heißt bei uns Hobby. Meine Mutter riet mir dann aber: Du musst das, was du machst, lieben. Umgekehrt hieß das doch, ich soll das, was ich liebe, auch tun", so die Sängerin.
„Je mehr andere Dinge ich tat, desto besser verstand ich: Musik ist es! Musik ist mein Leben.“
Lidias Mutter, eine erfolgreiche Sängerin, Dirigentin und Musikpädagogin, erkannte beizeiten die musikalischen Talente ihrer jüngsten Tochter und unterrichtete sie in Gesang und am Klavier. Dennoch - oder gerade deswegen? - studierte Lidia nicht Musik, sondern Sprach- und Literaturwissenschaften. Sie wollte nie das machen, was die anderen tun, wollte Rebell sein, sich unterscheiden. Weil ihre Familie so musikalisch war, wollte sie eben nicht diesen Beruf, sondern ganz bewusst etwas anderes machen. "Je mehr andere Dinge ich tat, desto besser verstand ich: Musik ist es! Musik ist mein Leben. Die Mutter war immer meine Lehrerin, ich habe bei ihr im Chor mitgesungen, musste da immer flexibel sein. So erfuhr ich, was Mehrstimmigkeit ist, das hilft mir noch heute", erzählt sie weiter. Bereits in der Schule stand die kleine Lidia auf der Bühne, dort fand sie so etwas wie einen eigenen Kosmos, in dem sie sich wohlfühlte. Das führte allerdings auch zu Berührungsängsten bei ihren Mitschülern. Sie selbst hingegen empfand es als völlig normal, schon als Kind Reime zu schreiben. Mit nur sechs Jahren hat sie ihren ersten Kompositionswettbewerb gewonnen. Und auch für ihren Gesang wurde sie damals schon ausgezeichnet: "Da ging ich noch gar nicht zur Schule. Ich durfte da nur auftreten, weil eine Schülerin meiner Mutter an der Musikschule in Prag ein Stück geschrieben hatte, das niemand sonst singen konnte, nur ich. Als Preis gab es 24 farbige Filzstifte."
„Meine Lieder schreibe ich überall, im Bett, auf der Terrasse, dort wo sie zu mir kommen. Manchmal sogar im Auto.“
Längst schreibt sie selbst, was sie heute singt. In vielen der Lieder schlägt sich die Poesie ihrer wechselnden Heimatländer nieder. Die Solo-Karriere startete die Sängerin jedoch an russischen Bühnen. Inzwischen begeistert sie ihr Publikum von Moskau über Ulan-Ude tief in Sibirien bis hin zum schweizerischen Zürich. Aufgrund ihrer stilistischen Einzigartigkeit, in der sich die schon erwähnte Vielfalt spiegelt, ist Lidia Valenta auch in zahlreichen Rundfunkprogrammen ein gern gehörter Gast. Als Sängerin muss sie heute ganz anders flexibel sein, das häufige Unterwegssein zwingt zu einem recht bewegten Lebensstil. Lidia Valenta versteht es jedoch, produktiv damit umzugehen. "Meine Lieder schreibe ich überall, im Bett, auf der Terrasse, dort wo sie zu mir kommen. Manchmal sogar im Auto. Es kommt vor, dass zuerst der Text da ist, den muss ich dann mit Musik einfassen, als ob ich mir ein schönes Kleid nähe. Manchmal kommt erst ein Refrain, eine Strophe, dann wird der Text ganz am Ende geschrieben. Mitunter ist die Produktion eigentlich schon fertig, während ich noch monatelang am Text grüble. Dessen Inhalt hängt dann von der Musik ab. Manchmal verliebe ich mich aber auch in eine Harmonie - und wenn die unglaublich traurig ist, habe ich als Bild vor Augen, welche Worte da passen. Etwa das Bild von einer am Boden zerstörten Frau. Das kann völlig unterschiedlich sein, aber immer mit Hoffnung. Ich suche solche Impulse, wittere sie. Wenn aber alles blüht und schön ist, kommt ein Text über die Natur, über das, was die Menschen berührt. Mal sind es eigene Erfahrungen, mal ist auch alles ausgedacht", erklärt Valenta. In ihren Liedern geht es meist um Beziehungsfragen, aber nicht immer. Wenn Lidia Valenta sagt, sie könne auch einen Song über Farben schreiben, glaubt man es ihr. Dazu muss man gar nicht wissen, dass sie hin und wieder auch den umgekehrten Weg geht und Musik in Form und Farbe fließen lässt. Ausgelöst wurde ihre Lust am Komponieren aber nicht durch ein Bild, sondern durch ein Sonett. An der Uni in Kaliningrad las sie im ersten Semester Shakespeare im Original und spürte sogleich die Musik dazu: "Die Rhythmik seiner Worte hat mich sofort überzeugt, am nächsten Tag konnte ich das Sonett singen, den Text in einem Notizbuch, die Noten im Kopf - das war der Beginn, ich habe es zur Gitarre vor der gesamten Uni aufgeführt. Gleichzeitig entschied ich mich für eine musikalische Ausbildung an einem Musiktheater in Moskau." Damals meinte sie noch, mit Englischer Philologie studiere sie etwas Falsches. Erst später spürte sie, wie richtig und wichtig dieses Studium für sie gewesen ist. Die meisten ihrer Texte schreibt Lidia Valenta auf Englisch, einige auch auf Russisch. Nur auf Deutsch würde sie nicht singen, es gibt lediglich ein Lied von ihr ("Der Nachtzug"), das sie in allen drei Sprachen überzeugt. Vielleicht ist dies Ausdruck ihrer vielen Reisen, des Unterwegsseins, der zahlreichen Umzüge? "Ja, ich bin irgendwie immer in Bewegung. In "Nachtzug" geht es um eine Fernbeziehung und um Abschied. Als ich den Text hatte, wusste ich sofort, das ist ein Lied."
„Mit der Musikalität meiner Stücke möchte ich ganz gern eine Nachhaltigkeit erreichen.“
Die Musik von Lidia Valenta ist eher leise. Sie wolle über Gefühle wie Liebe oder Hass nie schreiben, sondern finde - auch wenn es um Schmerz geht - die Kraft viel eher in den stilleren Tönen. Da klingt nicht selten eine Spur Melancholie an, was vielleicht an Lidias russischer Tradition liegt. Aber stets schimmert ein hoffnungsvoller Dur- Anteil mit durch. Das gilt auch umgekehrt: Wenn eine Strophe mal zu licht ist, muss der Refrain in sehnsüchtigem Moll gehalten sein. "Das muss sich immer irgendwie öffnen, auch wenn mein Genre natürlich verlangt, dass es nicht zu kompliziert ist. Aber ich versuche, in diesem Unkomplizierten Qualität zu bieten, denn Einfachheit sollte nicht banal sein, sie muss sich entfalten und darf das Publikum auch mal überraschen. Mit der Musikalität meiner Stücke möchte ich ganz gern eine Nachhaltigkeit erreichen. Dass die Leute, wenn sie aus dem Konzert gehen, noch etwas in sich spüren", so die Musikerin. Wer sich ein Bild von ihr machen will, sieht sicherlich das einer starken Frau mit sehr sensibler Seele. Mit dem Wort Popjazz wagt Lidia Valenta nur den Versuch einer Beschreibung ihrer Kunst. Denn was sie betreibt, ist kein Pop, ist kein Jazz. Die Grenzen sind fließend, ihre Musik verbindet die Welten.