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Alltägliches als Kunstobjekt

Sie waren beim LKA in der Kriminaltechnik als Tatortfotograf
tätig ...

Trash: Ich war dort der einzige Autodidakt neben gelernten Fotografen, machte gern Reportagen für die Behörde, musste aber auch Mordtatorte und Obduktionen fotografieren.

Sicher nicht leicht zu verkraften …

Trash: Wirklich nicht. Ich bekam Probleme mit der Psyche. 2008 gab ich die Polizeiarbeit auf, fotografierte aber weiter im Schwarz-Weiß-Bereich. Das Fotografieren tut mir gut. Jeden Tag entstehen Bilder oder Konzepte. Das gibt meinem Tag Struktur.

Heute sind Sie Künstler, mögen nichts Kommerzielles.

Trash: Dazu bin ich zu freiheitsliebend. Die Reglements stören mich. Ich wollte zwar Reportagen in Afghanistan und im Irak machen, hab aber darauf verzichtet, weil ich meine Frau liebe und ihr das nicht antun will. Da fahre ich nicht in ein Kriegsgebiet und zücke dort die Kamera. Schon bei der Polizei war es so, dass sie, wenn wir 14 Tage getrennt waren, schlecht schlief.

Ist Ihr Künstlername Ausdruck Ihres Schaffens?

Trash: Ich fotografiere Trash, um mich zu entfalten. Sachen, die ich für wertvoll erachte. Außerdem kann ich mich als Künstler mehr verwirklichen.

Jedes Bild hat einen speziellen Namen. Sie veröffentlichen nichts ohne Titel. Die
Rahmung, der Titel und das Bild gehen eine Symbiose ein.

Trash: Ich habe eine Vision, die mich trägt: Ich will Trash in der Kunstszene etablieren und Bleibendes hinterlassen. Auch wenn ich irgendwann nach meinem Tod nichts mehr davon habe, ist der Gedanke angenehm, dass es Menschen gibt, die sich immer noch für die Arbeiten interessieren, weil sie die Bilder einfach gut finden. Das ist eine Sache, die mich unheimlich prägt. Es wäre schön, etwas zu hinterlassen, was anderen gefällt.

Ihre Bilder sind auch in der Verarbeitung besonders.

Trash: Alle Galeriebilder sind auf 30 Stück limitiert. Wir arbeiten mit einem 68-jährigen Rahmenbauer zusammen, der ein gutes traditionelles Handwerk pflegt. Glas und Passepartout werden von Hand geschnitten. Sie sehen keine Gärung. Die Farbe wird mit dem Handballen aufgetragen. Das Bild befindet sich vor dem Passepartout und nicht dahinter.

Was halten Sie von der Dresdner Fotografen-Lobby?

Trash: Fotografen sind ein eigenes Volk. Wir haben auch schon schlechte Erfahrungen gemacht und wollten uns im künstlerischen Bereich eher abschotten, unseren eigenen Weg gehen und uns dabei an niemandem orientieren.

Welchen Traum haben Sie?

Trash: Unser Traum ist ein Holzhaus in Schweden. Der größte Raum wird die Küche sein, mit einer alten Kochmaschine – richtig gemütlich. Draußen soll eine amerikanische Terrasse aus Holz sein. Wir haben dann einen wild wachsenden Garten mit vielen Blumen und Bäumen. Da findet man eine Tafel, an die wir gern alle unsere Freunde einladen würden. Wer nicht kommen könnte, weil er sich das nicht leisten kann, nach Schweden zu fliegen oder zu fahren, den würden wir dann einladen. Das ist mein Traum von Reichtum.