• 3838 Aufrufe

Die Sehnsucht nach dem Besonderen

Lux@Art reanimiert ein von der Moderne ungeschlagenes historisches Druckverfahren

Im Souterrain des Dresdner Druckhauses belebt "Lux@Art" ein Druckverfahren wieder, das eine lange Geschichte hinter sich hat und doch von modernsten technischen Innovationen unerreicht bleibt. Disy warf einen Blick in die Mystik des Lichtdrucks. nach dem Besonderen

In der Gegenwart blickt man auf die Technik der Vergangenheit ja gern mal belustigt zurück. Was damals bahnbrechende Erfindungen waren, erheitert heute die Gemüter. Bisweilen aber ruft der Blick zurück nostalgische Gefühle hervor, und manchmal kann man gerade in dieser Retrospektive noch Schätze entdecken, die der Gegenwart zweifelsfrei die Stirn bieten. So wie jene Kostbarkeit, die der Alltag von Colette Spayer-Polansky ist. Im Souterrain des Dresdner Druckhauses schlummern sie noch sanft. Doch langsam werden sie aus ihrem Dornröschenschlaf erweckt: Lichtdruckmaschinen. Die betagten Damen gelten mit ihren über 100 Jahren schon als Kulturdenkmäler. Dennoch sind sie Spitzenreiter in der Druckwelt, selbst modernste technische Schöpfungen können es mit ihnen nicht aufnehmen. Der Lichtdruck ist in seiner Brillanz trotz seiner langen Geschichte ungeschlagen. Keine Druckmaschine der Gegenwart vermag Originale so täuschend echt zu reproduzieren. Darin liegt der Reiz des Lichtdruckverfahrens. Der damit verbundene Aufwand rechtfertigt den Wert eines Lichtdruckes. Höchstens achthundert Drucke. Dann hat das letzte Stündlein der empfindlichen Gelatine geschlagen. Sie wird in einem Gemisch mit lichtempfindlichen Chromaten auf eine beidseitig geschliffene Kristallglasplatte aufgetragen. Anschließend trocknet sie im Wechselspiel von Abkühlen und Erwärmen. Dadurch entsteht in der Gelatineschicht eine Oberflächenspannung, das sogenannte "Runzelkorn" entsteht. Im nachfolgenden UV-Belichtungsprozess werden die vorher gefertigten Schwarz-Weiß- oder Farbauszugsnegative des Originals auf die Platten übertragen. Das ist die Basis dafür, dass mit dem Lichtdruckverfahren echte Halbtöne wiedergegeben werden können - ein Alleinstellungsmerkmal dieser Technik. Nach etwa 800 Druckvorgängen ist die Gelatine abgenutzt, die Druckplatte unwiederbringlich zerstört. Neben der speziellen Druckplatte sind auch eigens für den Lichtdruck hergestellte Farben erforderlich, die heute extra in Laboren angemischt werden. Jede Farbe bedarf in der Verwendung beim Drucken einer eigenen Platte. Je mehr Farben ein Bild also hat, desto mehr Platten müssen in den Vervielfältigungsvorgang eingebunden werden. Auch dieser aufwändige Aspekt macht einen Lichtdruck zu einem künstlerischen wie handwerklichen Kleinod. Ergebnis des Verfahrens sind Reproduktionen, die nur vom Expertenauge als solche erkennbar sind. Wertvolle Dokumente, Fotografien und Kunstwerke können so vervielfältigt und für die Nachwelt bewahrt werden. Colette Spayer-Polansky blickt derzeit auf einen exklusiven Bestand an Lichtdrucken. Nach Sichtung der Schätze bietet sie diese nun unter dem Markennamen "Lux@Art" in einem Webshop zum Verkauf an. Neben dem Produktionsverfahren und der Limitierung sind die Lichtdrucke, die im Souterrain des Dresdner Druckhauses ruhen, zusätzlich besonders: So sind manche auf besonderes Papier gebracht, enthalten eine Prägung, Signatur oder gar Widmung des Künstlers. "Einen Lichtdruck zu besitzen, erfreut das Herz eines jeden Kunstliebhabers. In ihm vereinen sich handwerkliche Perfektion, technische Brillanz und durch die Beschränkung der Auflage auch die Sehnsucht des Menschen nach etwas Besonderem", nennt Colette Spayer-Polansky die Verlockung für den Kunstliebhaber. Der Lichtdruck selbst ist auch eine handwerkliche Rarität: Nur vier Druckereien weltweit sind in der Lage, das Verfahren anzuwenden. Eine davon ist in Dresden. "Unsere Druckmaschinen atmen eine lange Geschichte, die jüngste Maschine stammt aus dem Jahr 1905", unterstreicht Spayer-Polansky die besondere Aura, die vom Lichtdruck ausgeht. Lux@Art sieht sich allerdings als vielmehr als "nur" ein Kunsthandel. Hier sollen Künstler der Gegenwart die Möglichkeit erhalten, ihre Werke in limitierten Auflagen anzubieten - sozusagen vis-à-vis den alten und neuen Meistern der Kunstgeschichte. Eine Chance für die Gegenwartsschöpfer und eine Chance für die Wiedergeburt eines einmaligen Handwerks, das selbst eine Schöpfung ist.