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Mit den Spuren der Vergangenheit…

Wie Gerd Priebe neue Wege bei der Denkmalpflege geht

Denk-Mal anders, das war schon immer die Triebfeder für Gerd Priebe. Auf dieser Grundlage entwirft er seine Projekte, so auch dasjenige an der Bautzner Straße 76. Ein Ort der Begegnung soll hier Schritt für Schritt entstehen, der mit der Sanierung des ehemaligen Kutscherhauses der Nordmannvilla seinen Anfang nimmt. Hier werden sich Menschen verschiedenster Fachdisziplinen zum Arbeiten, Entwickeln, Lernen und Lehren zusammenfinden und an der Erstellung ganzheitlicher Lebensräume arbeiten.

Gerd Priebes Sanierungskonzept unterscheidet sich von den herkömmlichen Sanierungen denkmalgeschützter Gebäude und beschäftigt sich zuallererst mit der Frage: Wo beginnt ein Denkmal? Repräsentiert es einen Zeitpunkt oder die Spanne bis in unsere Zeit? "Ein Denkmal ist für mich nichts Statisches, sondern etwas Dynamisches, Lebendiges. Deshalb möchte ich die Spuren, Narben und Zeichnungen der Vergangenheit sichtbar lassen", erläutert Priebe. Mit der vollständigen Entkernung des Gebäudes wurde Raum für die neuen Baukörper, die Repräsentanten unserer Zeit sein werden, geschaffen. Das Innere des Kutscherhauses wird künftig drei Holzbaukörper in sich aufnehmen, die eine Nutzfläche von 170 Quadratmetern haben und zunächst vom Architekten selbst zum Wohnen und Arbeiten genutzt werden. Damit führt er das ökologische Bauen der Vergangenheit unter heutigen Kenntnissen und Prinzipien der Cradle-to-Cradle- Betrachtungen (von der Wiege zur Wiege) konsequent fort. Durch die Verwendung einer neu entwickelten Holzverarbeitungstechnik des Unternehmens Pollmeier wird die Dicke der Außenwände nur 40 Millimeter betragen. "Das hat nichts mehr mit den gewohnten Wandstärken zu tun, sondern erinnert vielmehr an die Stärke einer Tischplatte. Deshalb werden die Holzbaukörper in Kooperation von zwei sächsischen Tischlereien aus dem Raum Dresden gebaut. Mit dieser Lösung und ihrer Präzision betreten wir eine ganz neue Welt des Bauens. Wir brauchen heute sehr leistungsfähige und integrative Lösungen im Baubereich, wenn wir ressourcenbewusst, nachhaltig und zukunftsorientiert bauen möchten", erklärt der Architekt. "Mehr mit weniger" ist der Leitgedanke seiner Entwicklungen und Gerd Priebe verbindet damit ökologische sowie ökonomische Ziele gleichermaßen.

„Die Räume werden Ruhe und Harmonie ausstrahlen und das Wesen des Holzes spürbar machen.“

Alle Wände, Decken, Böden, Türen, Fenster und Treppen werden aus Buchenholz hergestellt. Die Innenräume sollen durch unterschiedliche Oberflächenstrukturen betont werden. Das klare Konstruktionsprinzip verleiht den Räumen eine eigene Gliederung und Tiefe. "Die Räume werden Ruhe und Harmonie ausstrahlen und das Wesen des Holzes spürbar machen", berichtet der Architekt. Die historischen Umfassungswände übernehmen den Witterungsschutz und bilden zusammen mit der Außenschale der Holzkonstruktion den Raum zur Aufnahme einer hochwirksamen Wärmedämmung aus Glasgranulat, welches den Wärmebedarf im Gebäude niedrig hält. Auch bei der Energieversor- gung geht Gerd Priebe neue Wege. "Ich möchte nur eine Energiequelle für das Gebäude nutzen - Strom. Das ist zwar die edelste und teuerste Energieform, aber auch ein sehr wirkungsvoller Energieträger. Stromleitungen und die notwendigen technischen Komponenten, wie die Photovoltaikelemente oder der Stromspeicher, benötigen nur sehr wenig Platz, sind wartungsarm und tragen zu einer ressourcenschonenden Gesamtlösung und damit zu einer verbesserten Ökobilanz bei", erzählt der Architekt. Es entsteht ein Gebäude, auf das man gespannt sein darf. Ende Mai 2015 soll es fertiggestellt sein und einen Monat später am Tag der Architektur der Öffentlichkeit zugänglich gemacht werden.